Geschüttelt und gerüttelt – ein Beitrag von Estella

Jeder Tag, der hat von früh bis spät
seine Qualität.
Der 21. geht ein in die Annalen
mit ganz besond´ren Qualen.
Der letzte Morgen in Iran
hat´s uns allen angetan:
Der Abschied von Reza war sehr herzlich,
tränenreich und schmerzlich!

An der Grenze zu Turkmenistan
fing also bald das Warten an
auf die Pässe, auf den Bus.
Erst nach mehr als drei Stunden schien damit Schluss.
Doch hierin irrten wir uns gründlich:
Ein Stempel für den Bus war unerfindlich
in der nächsten Polizeistatione…
Und zum Lohne
mussten Hans-Peter und der neue Reiseführer Khan
30km per Taxi zur Grenze dann
zurück auf schlechter Straße düsen,
auf der nur Löcher, Wellen, Risse grüßen.
Und wir? Wir warteten am Bus mit Geduld,
an der guten Stimmung war sicher auch der Kaffee schuld.
Knapp zwei Stunden
waren so verschwunden…

Kurz vor Sonnenuntergang ging´s endlich wieder los.
Aber was war das bloß?
Ich übertreibe nicht, wenn ich die Straße beschreibe
als Folterqual
allzumal
für Fahrzeug und Insassen.
Ich konnt´ es gar nicht fassen,
wie souverän Hans-Peter
„schrubbte“ an die 300 Kilometer,
davon die Hälfte in der Nacht.
Er bremste hart, er bremste sacht
und hat uns heil ins Hotel nah bei Merw gebracht.
Ein Bus (und ein Fahrer!), der so eine Höllenstraße fährt,
hat sich tausendfach bewährt!

P.S.: Ina wird diesen Tag am wenigsten vergessen,
wir stießen an auf sie beim späten Essen…

Erlebnis inklusive

…zum Thema „Grenzerfahrung“ erreichten uns auch noch noch ein paar Zeilen von Lothar:

Wer immer auch den Blog verfolgt,
was heut geschah, war ungewollt.
Wir freuten uns, es war der Wahn,
wir wollten nach Usbekistan.

Und an der Grenze angekommen,
hat jeder seinen Pass genommen,
stieg aus dem Bus, nahm sein Gepäck
ging zur Kontrolle. leichter Check,

Formulare auszufüllen,
das konnte man mit gutem Willen.
Gepäck aufs Band und durch die Schleuse,
ein jeder kennt das, Reisemäuse.

Danach das Zollhaus schnell verlassen,
nicht ohne sein Gepäck zu fassen.
Dann durften wir ein Weilchen warten,
denn unser Bus, der musste parken.

Warum denn nur, es wusste keiner,
Hans Peter, ruhig und in seiner
überlegenen Art und Weise
dachte, das ist wahrlich Sch….

Die woll’n von mir ein Formular
das unbekannt uns allen war,
dort sollte dann ein Stempel sein
und ohne den gibt’s kein hinein

Was übrig blieb, nach langem Reden
vorwärts nach Buchara streben
denn heute war nichts mehr zu tun,
der Feiertag ließ alles ruh’n.

Niemand war noch zu erreichen
niemand ließ sich noch erweichen.
Da gibt’s nur eins, wir machen weiter
einen Bus bestellen und dann heiter

darauf warten das er auch kommt
worauf der Christoph schnell und prompt
sich auf macht und dann mit Erfolg
verkündet, dass er Bier geholt.

3 Liter schlucken wir ganz ruhig
dunkel ist’s jetzt und richtig urig.
Im Abendrot der lieben Sonne
erkennen wir plötzlich voller Wonne

das da ein Bus sich langsam nähert
der uns nun nach Buchara fährt.
Ist das nicht schön und zeigt uns wieder
im Leben geht es auf und nieder.

Verliere niemals deinen Mut
freu dich aufs Bier das wir gleich heben,
wenn einer eine Reise tut,
dann kann er was erleben.

6 Stunden sind ’ne lange Dauer,
doch keiner war so richtig sauer,
keiner meckerte und muffte
die Truppe, die ist wirklich dufte.

Ein kleiner Teil davon bin ich.
Bin stolz darauf, grüß Euch und Dich.

Lothar

Zimmerservice im Abassi Hotel

von J M-S

In Isfahan wird nicht nur die märchenhafte Gartenanlage im riesigen Innenhof des Hotelkomplexes bewundert, sondern schon bald nach dem Auspacken im Zimmer stellt Achim fest, dass als spezieller Service des Hauses seine Zimmerpantoffeln mit seinen persönlichen Initialen A H versehen sind!
Ins Grübeln kommt ein Teilnehmer der Gruppe – mit weißem Schnäuzer- als ihm Adelheid und Anke auch von diesem speziellen Service berichten – und seine Pantoffeln tragen auf entsprechende Kontrolle hin nicht seine persönlichen Initialen !
Erst nach einiger Zeit haben es dann die Gehirnwindungen des Schnauzbartes unter Schmunzeln und Beifall der Umstehenden geschafft, die Lösung zu erkennen :
Achim H , Anke H und Adelheid H haben eben dieselben Initialen wie das Ambassi Hotel !!

Taxifahren im Iran

von Mandy/ W. Nussbaumer

Zwischen Naien und Khoor rollt der Bus durch die topfebene Wüste, die Strasse schnurgerade bis zum Horizont voller karger Berge. Gelegentlich überholen wir einen älteren Mercedes-Tanklaster mit Schnauze oder einen neuen Volvo und begegnen einem großen, vollbeladenen „Mack“-Truck aus den 70-ern.

Ein ganz anderer Verkehr als in den Städten.

Beobachtet man dort den Straßenverkehr vom Gehweg aus, kann man vorgewarnt sein: Verkehrsregeln stellen dort gelegentlich eher allgemeine Anregungen dar. Natürlich gilt Rechtsverkehr auch und besonders auf den 4- und 6-spurigen Durchgangsstraßen, auf denen schneller und dichter Verkehr rollt oder auch steht – aber nicht zwingend für den Mopedfahrer, der gerade mal in die andere Richtung will. Fährt der nur am Fahrbahnrand entgegen der Fahrtrichtung, wünscht man ihm Glück. Die Beobachtung eines Motorrad-Wendemanövers auf einer 6-spurigen Hauptverkehrsstraße über alle 6 Spuren zur Stoßzeit nötigt dem Westeuropäer aber nur noch Bewunderung ab. Und natürlich sind auch in Täbris und Teheran die Gehwege für die Fußgänger da– aber wenn auf der Strasse nichts mehr geht, eben auch einmal für die mehrköpfige Familie auf dem Motorrad. Ein Zebrastreifen hat eigentlich die gleiche Funktion wie überall auf der Welt – für die gewieften Fußgänger in Teheran sind sie aber eher die Markierung eines Sammelpunktes, an dem sich ein Trupp Verwegener sammelt, um sich unter Führung eines mutigen Leittiers in den Verkehrsstrom zu stürzen. Natürlich gibt es auch Individualisten, die wie Tänzer zwischen Motorrädern, iranischen Saipas, unzähligen Peugeot 405 und gelben Taxis Fahrspur um Fahrspur überqueren. Gelegentlich sieht man Stoiker, die in blindem Gottvertrauen loslaufen und auch irgendwie angekommen sind, wenn der entsetzte Beobachter wieder die Augen zu öffnen wagt.

Überhaupt, Taxifahren  (der Leser bemerkt, dass der Verfasser das Thema noch im Blick hat):  Im Taxi kann nichts passieren und dem Taxi passiert nichts. Das in Deutschland bekannte Prinzip der „eingebauten Vorfahrt“ wurde im Iran vervollkommnet. Darum schaut der Taxifahrer in Täbris auch entrüstet, als ich mich auf dem Beifahrersitz anschnalle und bedeutet mir unmissverständlich, in seinem ganz mit schwarzen Kunstfell ausgeschlagenen Saipa sei ich auch unangeschnallt sicher. Er fährt zügig auf jede sich im Verkehr bietende Lücke zu, gerne auch mal rechts (Hupe!) an Rechtsabbiegern und geradeaus (Huuuupe !) zwischen zwei Linksabbiegern durch und liefert uns wohlbehalten ab. Fahrpreis wie vereinbart 40.000 Rial = ca. € 1,00.

Ich könnte jetzt auch von einer zweiten Fahrt in Teheran berichten, müsste dann aber wahrheitsgemäß zugeben, dass sie völlig unspektakulär war und sich sogar der Fahrer anschnallte.

Das wird aber absolut wettgemacht durch eine Fahrt in Isfahan: Wir fahren mit mehreren Taxis vom (wunderbaren) Abbasi-Hotel zu einer armenischen Kirche und Kulturzentrum. Unser Fahrer fährt als einer der letzten los, kommt aber als erster an. Die Hupe ist das wichtigste Fahrzeugteil. Nutzung selbst kleinster Lücken:siehe oben! Dabei erahnt der Meister Lücken, bevor sie sichtbar sind bereits in der Entstehung. Andere Verkehrsteilnehmer sind ohnehin nur virtuell vorhanden und werden sich im Fall eines Zusammenstoßes sicher in Luft auflösen. Das gilt für Autos und Motorradfahrer (auch mehrköpfige Familien mit Gepäck) sowieso. Lastwagen werden murrend respektiert. Fußgänger, die die Strasse überqueren, müssen dagegen gezielt anvisiert werden. Ein zusätzliches Beschleunigen und Hupen signalisiert: ich bremse nicht, stell dich darauf ein! Der Fahrgast wird ungläubiger Beobachter eines Realität gewordenen Videospiels, bei dem es für das Treffen unterschiedlich großer Objekte vermutlich unterschiedliche Punktzahlen gibt. Am Ende der Fahrt sagt Achim in Ermangelung iranischer Sprachkenntnisse respektvoll: „Schuhmacher !!“ Der Meisterfahrer versteht und nickt erst.