Beitrag und Fotos von Iris Pfitzer-Heine
Von Banff, unserem dreitägigen Domizil, fahren wir entlang des Icefield Parkway Richtung Lake Louise. Die Wegstrecke durch die Nationalparks Jasper und Banff bis Lake Louise mit ihren 230km wird gern als die schönste Gebirgsstrecke Kanadas bezeichnet. Tatsächlich sind die Aussichten spektakulär und verlocken zu unzähligen Fotostopps. Aber nicht nur Foto-, auch Tierstopps werden ab und zu eingelegt. Immer, wenn mehr als drei Menschen am Straßenrand stehen und aufgeregt in die Büsche oder den gegenüberliegenden Hang deuten, halten die nachfolgenden Autofahrer ebenfalls ruckartig an. Es könnte ja ein Bär, ein Elch oder sonst ein großes Tier unseren Weg gekreuzt haben! Wir spielen kurz mit der Idee, einen solchen Menschenauflauf einfach nur zum Spaß zu inszenieren, nehmen dann aber doch davon Abstand, denn wir wollen die Kanadier nicht verärgern.
Auf dieser perfekt ausgebauten Straße sind wir natürlich nicht die Einzigen, das merken wir spätestens, als wir am Lake Louise ankommen. Sämtliche Parkplätze sind bereits besetzt, und auch der sogenannte „overflow“ scheint voll zu sein, jedoch finden wir noch zwei Parklücken und quetschen uns hinein. Nach unserer bisher eher einsamen und ruhigen Gegend schrecken uns so viele Menschen und der ganze Trubel eher ab. Etwas desorientiert stehen wir erstmal da und begutachten die Szenerie , bis Uli vorschlägt, einen weniger begangenen Trail links um den See herum einzuschlagen. Froh, diesen Menschenmassen entrinnen zu können, folgen wir ihm nur allzu bereitwillig, und tatsächlich, das Unglaubliche passiert: nach ein paar Minuten sind wir fast alleine auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt hoch über dem See, und uns bietet sich ein phantastischer Ausblick auf Schloss und See. Das Schloss selber, 1913-1925 erbaut, erscheint eher fantasielos mit seinen Terrassen, Restaurants und Souvenirshops, aber die Lage……
Eher erleichter besteigen wir wieder unsere Fahrzeuge, um beim nächsten See einen Stopp einzulegen.Etwas südlicher gelegen befindet sich der Lake Moraine, der kleinere Nachbar vom Lake Louise. Bereits auf der Fahrt dorthin warnt uns ein Schild , in der Beerenzeit sich vor Bären auf den Wanderwegen in Acht zu nehmen. Hier gilt es, „e“ von „ä“ zu unterscheiden! Auch beim Lake Moraine sind wir nicht die ersten Besucher, jedoch gibt es dort nicht diese Besuchermassen, und die Umgebung erscheint umso reizvoller und ursprünglicher. Dieser Eindruck wird noch bestärkt durch ein neuerliches Schild am Weg, welches uns auffordert, nur in Gruppen von mindestens vier Personen weiterzumarschieren und dabei möglichst viel Lärm zu machen, um potentielle Bären abzuschrecken. Auch eine Form von „Anti-Brumm“!!!
Tja, am Ende des Tages stellt sich uns die Frage, welcher der beiden besuchten Seen nun der Schönere war. Wissen Sie es?