Foto: Anatoli Reklin
Category Archives: Seidenstraße II
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Foto: Anatoli Reklin
Das Fürstengrab bei Jiayuguan – Die tibetische Klosteranlage Mati Si
von Adelheid
Am 26. Mai besuchten wir auf der Fahrt nach Zhangye eines von 18 unterirdischen Gräbern, das wohl einem Adeligen gehört hatte. Es bestand aus drei Grabkammern, von denen die ersten beiden mit bemalten Ziegeln ausgeschmückt waren. Auf diesen waren in bunter Reihenfolge Szenen aus dem täglichen Leben der Menschen aus dem 6. Jahrhundertdargestellt:
Männer mit Schriftrollen, vermutlich Beamte, Bauern bei der Ernte, Jagdszenen, z. B. die Jagd mit Hunden und Vögeln, das Schlachten eines Schweins, das anschließend zum Ausbluten aufgehängt wird, Bratspieße, die dreizinkig von der Decke hängen, Frauen mit Kindern, Tiere wie Fasane, Ochsen und sogar ein Kamel. Ganz besonders anrührend fand ich die Darstellung einer Dienerin, die einen Spiegel hält, damit ihre Herrin sich ihre kunstvolle Frisur von hinten betrachten kann;das ist zumindest meine Interpretation …
Außer uns haben an diesem Sonntagvormittag nur wenige dieses interessante Denkmal besichtigt.
Am Montag eine Fahrt aus dem warmen Zhangye in die kühlen Berge, nur 60km entfernt, aber fast 20 Grad kälter. Bei leider diesigem Wetter wandern wir durch eine wunderschöne Frühlingslandschaft mit grünen Bäumen und Sträuchern, Vogelgezwitscher, einem sprudelnden Bach und vor allem einem Teppich aus blauen wilden Iris. Wir gehen entlang an in den Felsen gehauenen Gebetsnischen und Stupas, sehen die bunten Gebetsfahnen im Wind wehen und kommen schließlich zu mehreren übereinander angelegten Grotten, die über Stufen miteinander verbunden sind. Dort pflegen noch heute wenige Mönche den tibetischen Buddhismus ebenso wie in den Grotten ca. 4km weiter in das von hohen Schneebergen gesäumte Tal hinein.
Leider bezieht sich nun der Himmel immer mehr, so dass wir uns erst einmal mit gebratenen Nudeln oder Nudelsuppe aufwärmen, bevor wir mit einem hiesigen Bus in kühner Bergfahrt die restlichen Sehenswürdigkeiten anfahren.
Zum Glück! Denn es bricht ein Gewitter los mit starkem Regen und Hagel und die zeitweilige Temperatur von 4 Grad sollte bei allen Daheimgebliebenen für Genugtuung sorgen…
Adelheid
Auf der “ Großen Mauer “
von Lothar
Die Fahrt nach Jiayuguan führt uns zunächst zur 1372 erbauten Festung, die am Ende der Größen Mauer, den westlichsten Punkt der damaligen Verteidigungsanlagen des chinesischen Reiches markierte. Enorme Restaurierungsmaßnahmen sind unternommen worden, um die Anlage in ihrer alten Form wieder aufzubauen, und sie sind noch nicht abgeschlossen, vor allem im Innenbereich gibt es noch viel zu tun. Die Anlage selbst mit ihren Schießscharten, den Wachtürmen für die Bogenschützen, den Rundläufen und den inneren Mauern, die z.T. noch aus der damaligen Zeit stammen, zeigen, mit welchem Weitblick damals geplant und gebaut wurde. Imponierend auch die gesamte Höhe der Festung.
Anschließend geht’s 7 km weiter, zu den Resten der Großen Mauer. Natürlich müssen wir da hoch, zum höchstgelegenen Wachturm, der uns dann nicht nur einen wunderbaren Blick über den Mauerverlauf ermöglicht, sondern auch auf die umliegende Bergwelt, die dort beginnende Wüstenregion und die Industriestadt Jiayuguan. Und wer den Weg bis zum Wachturm geschafft hat, kann von einem besonderen Erlebnis berichten und viele imposante Bilder mit nehmen, wenn nicht gerade, wie bei mir, die Batterie den Dienst versagt.
Toli hat wieder tolle Aufnahmen für Euch, da brauche ich eigentlich gar nicht zu berichten.
Als ehemaliger Berliner hätte ich nicht gedacht mal etwas positives über eine Mauer zu sagen.
Tschüss also, bis zur nächsten Meldung.
Lothar
Turfan – Hami – Dunhuang
von Lothar
In Turfan besichtigen wir die unterirdischen Kanalanlagen, die noch heute von Bedeutung sind, um die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Wir wandern durchs Traubental und kosten und kaufen die in Unmengen angebotenen getrockneten Trauben der verschiedenen Rebsorten. Verflüssigt werden die Trauben nicht.
Wir fahren zu den „Flammenden Bergen“ , die wir leider nicht im Abendlicht erleben, sonst hätten wir die Namensgebung gut nachvollziehen können. Weiter geht’s zu den Grotten von Bezeklik, die Anfang des 20. Jhdt von dem deutschen LeCoq entdeckt und geplündert wurden und in den letzten Kriegsjahren in Berlin dann zertrümmert wurden. Ein guter Teil der Grotten ist erhalten und die Originalmalereien sind wirklich sehenswert, wobei auffiel, dass häufig die Gesichter zerkratzt waren. Dann machen wir einen Abstecher zum Emin- Minarett, dessen in schlichter Bauweise 1778 erbauter, 37 m hoher Turm, zu den eindrucksvollsten Bauwerken entlang der Seidenstraße zählt. Am Abend stoppen wir dann noch bei der Ruinenstadt Jiaohe, die auf Plateau liegt und durch klar erkennbare Weg – und Gebäudestrukturen den Eindruck vermittelt, dass es schon damals ganz klare Hierarchiestufen gab. Man ist versucht nachzuvollziehen, wie das wohl vor 2200 Jahren wirklich war.
Durch die Schwarze Gobi, vorbei an Ölbohrfeldern, Windrädern und Sonnenkollektoren erreichen wir Hami, ein Ort der uns kein Glück bringt, denn als wir zu einer Bergtour unterwegs sind, wird unsere Windschutzscheibe von einem Steingeschoss demoliert und Toli entscheidet: Umkehren. Nun haben wir plötzlich Freizeit und jeder geht seinen Lieblingsgewohnheiten nach. Basar, Basar, Basar; nee, denkste, weit gefehlt. Ich hatte nämlich berichtet, wie toll die Fussmassage mir gefiel, am Vortag. Nun wollte ich meine Freizeit wieder so nutzen und stellte fest, dass ich keinen Termin bekam. Beim Abendessen berichten dann 5 unserer Frauen von der herrlichen Fußmassage durch die kleine, zierliche, ja fast zerbrechlich wirkende Chinesin. Jetzt war mir alles klar: Es gab nur eine Masseurin.
Toli hat die Scheibe einer Notoperation unterzogen (Teufelskerl) und wir können nach Dunhuang aufbrechen, immer durch die Wüste, zu den „Singenden Dünen“. Das Silke-Road-Hotel begrüßt uns und von der Terrasse aus bestaunen wir die Dünen.
Nach Besichtigung der Mogao-Grotten, von deren 492 Höhlen 30 den Touristen zugänglich sind und deren buddhistischen Statuen und Malereien unsere ganze Aufmerksamkeit erfordern, ist der Abend den Dünen vorbehalten. Einige lassen es sich nicht nehmen, über die Kämme nach oben durch den Sand zu stampfen, andere bevorzugen Kamele, wieder andere wandern zum Mondsichelsee, der Oase in den Dünen. bei untergehender Sonne übertreffen wir uns beim Bilderschießen, bis wir uns alle erschöpft auf der Hotelterrasse dem flüssigen Brot hingeben.
Den nächsten Tag – Ruhetag – nutzt jeder für sich und ich zum Nachdenken darüber, was ich den Bloglesern schreibe. Der Abend im Dunhuanger Abend-Nachtleben wird ausgesprochen lustig. Einzelheiten bleiben geheim.
Bis bald wieder.
Fotos aus China
Besuch eines Weltkulturerbes: Die Mogao-Grotten bei Dunhuang
Von Adelheid
Nach dem Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels mit Blick auf die „Singenden Dünen“ fuhren wir zu den etwa 20 km entfernt liegenden Mogao-Grotten.
Frühe buddhistische Pilgermönche hatten sich hier inmitten der Wüste niedergelassen und Grotten in den Felsen gehauen. Vom 4. bis zum 14. Jahrhundert hatten sie diese in mühevoller Arbeit mit Lehm verkleidet, mit Wandmalereien versehen, Statuen aus dem Felsen gehauen oder aus Ton bzw. Lehm hergestellt und angemalt. Über 1000 Grotten wurden im Laufe der Jahrhunderte auf diese Weise in mehreren Etagen übereinander in den Felsen gehauen, eine unermessliche Quelle für das damalige religiöse Denken, aber auch für Flora, Fauna und Alltagsleben. Erst 1907 entdeckte der Brite Aurel Stein die vergessenen Grotten, woraufhin der Wettlauf der Archäologen um die Wandbilder und kostbaren Manuskripte begann, die sich nun zum Teil verstreut in den Museen aller Welt befinden…
Zum Glück für uns kann man immer noch fast 500 Grotten besichtigen, wobei unsere Führerin sich auf etwa ein Dutzend beschränkte. Die junge Chinesin hatte erst zwei Jahre lang Deutsch gelernt; sie sprach langsam, manchmal mussten wir nachfragen, sie wiederholte eifrig unsere Verbesserungsvorschläge. Aufmerksam hörten wir zu, hatten dabei viel Zeit zum Schauen und konnten uns auch unsere eigenen Gedanken machen.
Wir erkannten den Buddha der Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft, wir sahen die endlosen Reihen von frommen Stiftern, ähnlich unseren Stifterabbildungen, wir erfreuten uns an der Darstellung von Legenden sowie von frohen Festgesellschaften mit Tänzern und Musikanten. Grimmige Krieger und Dämonen bewachten die Eingänge mancher Grotten, die damaligen Häusern nachempfunden waren, und an der Decke schwebten Apsaras, Engel, einmal im rasanten Flug, dann wieder mit langsamem Flügelschlag, und die „ausländischen“ Engel besaßen gar keine Flügel…
Mit „Ausland“ sind die Länder der Seidenstraße, wie zum Beispiel der Iran, gemeint, während der aus Indien stammende Buddhismus mit einheimischen Vorstellungen, aber auch tibetischen Einflüssen verschmolzen ist.
Besonders eindrucksvoll waren zwei Buddhaskulpturen, die eine zeigte einen liegend en Buddha im Moment des Eingehens ins Nirwana, die andere einen sitzenden Buddha, 26 m hoch in eine Grotte gehauen.
Am besten aber gefiel mir ein Buddha in einer Wandnische, dessen Lippen je nach Blickwinkel und Beleuchtung zu lächeln anfingen, was mich an das archaische Lächeln antiker etruskischer oder griechischer Statuen erinnerte.
Dieser Tag, an dem wir gegen Abend noch in den Dünen spazieren gingen und das Abendessen wieder auf der wundervollen Dachterrasse Einnahmen, gehört für mich mit zu den schönsten dieser Reise.
Dunhuang
…unterwegs: Turfan-Hami und Hami-Dunhuang
Von Hami nach Dunhuang
von Martha
Nach einer lauten Nacht im Hotel, die durch Türengeschlage, lautes Palaver in den Fluren, ewigen Telefonanrufen nach Männer suchender Mädchen und durch einen Sturm einherging, machten wir uns von Hami auf durch Sand- und Steinwüste, der Schwarzen Gobi: nach Dunhuang.
Das Avantiwüstenschiff schwankte bei einem Sandsturm durch die Wüste. Auch mit einem solch modernen Transportmittel wie unserem Bus, der sich stellenweise fast blind auf der neuen Autobahn vorwärts bewegte, fühlte man sich, wenn man die Augen schloss und dem Singen des Sturmes zuhörte wie auf dem Rücken eines Kameles, einer Karawane folgend.
Die traditionelle Musik dieser Gegend gibt das Schaukeln und Singen der Wüste wieder.
Sicher war vor Jahrhunderten ein Sturm in der Wüste der Schrecken jeder Karawane, ohne Navi und feste Straße, keine Sicht und ohne den Stand von Sonne, Mond oder Sterne. Um uns zu beruhigen erklärte uns Hans-Peter, daß der Bus mit einem Radarsystem ausgestattet ist, das selbst bei sehr eingeschränkter Sicht Hindernisse, die bis zu 200 m vor uns liegen, erkennen könnte.
Rechts und links der Straße säumten Steine und Sanddünen unseren Weg. Hier bläst der Wind besonders stark über die endlose Weite. Eine lebensfeindliche Landschaft, in der man sich nicht vorstellen kann, dass sich hier Fuchs und Hase jemals zum Gute-Nacht-Sagen begegnen würden.
An einem steinigen Ort mit dem wohlklingenden Namen „Sternenschlucht“ legten wir unsere erste Pause ein. Kein Ort an dem man lange verweilen möchte, hier tanken die vielen Lastwagen ihre Tanks auf, essen, und wenn man sich zu Fuß um eine Steinhügel begibt, erlebt man unerfreuliche Überraschungen. Die Toilette, die sich hinter dem Restaurant befindet und zu der man nur durch die für hiesige Verhältnisse ansprechende Küche gelangt, ist jedoch weniger einladend. Ein mutiger Teil unserer Gruppe ließ sich in der Restaurantküche bekochen und war zufrieden. Die anderen warteten im Bus Stefans Pause ab.
Die Farbe der Landschaft wechselte von hellbeige bis braun, hier konnte man kaum Kamele oder Ziegen erkennen. Dann wieder Schwarze Steinhügel, Berge, die den Namen „Schwarze Gobi“ verdienen.
Der sanft schaukelnde Bus, die im Sanddunst verschwindende Landschaft und das Singen des Windes ließ uns alle ermüden und so dösten wir dem Kommenden entgegen.