Der Weltreisebus auf Reisen…

Beitrag von Hans-Peter Christoph

Liebe Leute,
heute hat sich unser roter Bus von Nordamerika verabschieden müssen. Er ist nun auf einem Schiff vertäut und unterwegs nach Cartagena/Kolumbien. Sechs Wochen lang stand er im Zollgelände von Tacoma an der Westküste der USA, wohin wir ihn von Shanghai aus verschifft hatten. Er wurde nicht hinein gelassen – und der amerikanische Zoll bestand sogar darauf, dass er auch nicht in ein angrenzendes Land gebracht werden durfte, also weder nach Kanada noch nach Mexiko.

Wieso durfte der Bus nicht einreisen? Nun, der Zoll in Tacoma vertrat die Ansicht, dass unser Superfahrzeug in sämtlichen Punkten den US-Zulassungsbestimmungen entsprechen müsse – und das kann nur ein speziell für den U.S.-amerikanischen Markt gebautes Fahrzeug. Da nützt es nichts, dass unser nagelneuer Weltreisebus der aktuell sicherste, emissionsärmste und modernste Bus der Welt ist.

Es gibt eine Vielzahl an Ausnahmeregelungen, die der Zoll für unsere sechs Wochen in Nordamerika hätte anwenden können. Aber er schaltete auf stur. Jeder weiß, dass andere deutsche Busse sogar dauerhaft in den USA stationiert und unterwegs sind. Uns jedoch wurde nicht einmal die kurzzeitige Einfuhr erlaubt, obwohl wir eine Avanti-Niederlassung in Kalifornien haben und im Besitz sämtlicher amerikanischer Genehmigungen für den gewerblichen Personenverkehr sind.

Der Zoll in Tacoma hat uns aber nicht nur die Tür zu den USA verschlossen, sondern angeordnet, dass der Bus auch nicht in ein Nachbarland gebracht werden dürfe.

Die Folgen daraus sind viel weiter reichend als „nur“ das Verbot, unseren neuen Setra in den USA einzusetzen:
Der Zwang, ihn in ein nicht angrenzendes Land, also nicht nach Mexiko zu bringen bedeutet, dass uns der rote Weltreisebus auch in Mittelamerika nicht zur Verfügung stehen kann. Da der längste Teil der Mittelamerikaetappe auf Mexiko entfällt, hätten wir unseren roten Avantibus nur noch für kurze Zeit, nämlich von Guatemala bis Costa Rica benutzen können, da ab Costa Rica sowieso ein einheimischer Bus zum Einsatz gekommen wäre. Denn ab Costa Rica wäre unser Roter wie geplant nach Cartagena/Kolumbien versandt worden, damit er rechtzeitig zum Start der letzten Etappe bereit gestanden hätte. So verschiffen wir den Avantibus nun direkt nach Kolumbien und sind so lange mit angemieteten Fahrzeugen unterwegs. Alles klar? Der Allmachtsanspruch, die Arroganz, Sturheit und Unflexibilität des Zolls in Tacoma haben für uns also die bittere Konsequenz, dass wir unseren roten Bus erst wieder ab Südamerika zur Verfügung haben.

Meine über 35-jährige Erfahrung mit den Zöllnern Europas, Afrikas und Asiens hat mich gelehrt, dass das Verhalten des Zolls eines Landes immer auch ein Spiegelbild des Umgangs von Behörden mit seinen Bewohnern ist.

Trotz allem Ärger und der damit verbundenen Sorgen, Nöte und aufwendigen Organisation, damit alles dennoch fahrplanmäßig weitergeht, bin ich restlos begeistert von Alaska, Kanada und jetzt den USA, von den grandiosen Landschaften und den vielen positiven menschlichen Begegnungen mit der Bevölkerung! Dass ich damit nicht alleine bin, spiegelt sich wider in den vielen Blogbeiträgen der Mitreisenden. Unsere Mitreisenden sind sowieso das Beste, was einem in einer solchen Situation passieren kann! Großartig sind auch die Ermunterungen durch unsere Kunden, Freunde und Bekannte, die sich so solidarisch zeigen, ganz besonders unsere Mitarbeiter im Büro in Freiburg, die einen gewaltigen zusätzlichen Organisationsaufwand bravourös meistern und der Bushersteller Setra, der uns nach Kräften unterstützt.

Ja, sogar was das Essen betrifft, mache ich immer wieder die besten Erfahrungen. Gestern in der Stadt Jackson Hole in Wyoming zum Beispiel: Neben den üblichen Burger-Spezialitäten fand ich auf der Speisekarte den perfekten Sommersalat für den kleinen Hunger in der mittäglichen Hitze: Einen Tomaten-, Gurken-, Mozzarella-Salat mit Basilikum, kalifornischem Olivenöl und Balsamessig, und dazu ein kleines rosa gebratenes Stück Rinderfilet von Tieren, die im Umland der kleinen Stadt weiden. Alles bio. Etwas Besseres an einem heißen Sommertag, so meine ich, habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Also, alles ist bestens!

Viele Grüße

Hans-Peter Christoph

Redefluss

Beitrag von Gabriele Baier-Umgelter, Fotos von Ina Jander

Kürzlich in Banff. Wir hatten einen freien Tag.  Nachmittags setzte ich mich mit meinem Buch in die Sonne auf  die Steinstufen am Bow-River in der Nähe des Hotels. So schön, so gemütlich, so ruhig, ganz für mich alleine. Bis Jenny kam.

Mit den Worten: „Da ist schon jemand“ (auf deutsch )kam sie um einen Busch herum.

Ich: “   Du darfst gerne kommen“.

Sie, nach hinten rufend: “   Oh, Mama, da ist schon wieder jemand, der Deutsch spricht!“

Zu mir: „Meine Mutter sagt, sie ist extra aus Deutschland weg, um keine Deutschen zu sehen, jetzt treffen wir überall welche“.

Mhm.

Da ich schon eine Stunde auf meinem Plätzchen saß und einen Sonnenbrand befürchtete, sagte ich ihr, sie könne die Treppe jetzt ganz für sich alleine haben. Echtes Entsetzen in ihrer Stimme. „Nein, wieso denn, geh bloß nicht weg, wir können doch noch ein bisschen reden.“ Also gut, eine kleine Weile hielt ich es in der Sonne noch aus…

Und Jenny legte los! Sie breitete ihr ganzes junges Leben vor mir aus: Ihre Erfahrungen im Kindergarten, ihr Vorschuljahr in Kanada, die Sommerferien der letzten 4  Jahre, die Entstehungsgeschichte ihrer 5 Narben … Der Planet stach, Jenny hatte eine dieser praktischen Mützen mit angenähtem Genicklappen auf dem Kopf. .. die Verhältnisse der einzelnen Familienmitglieder untereinander, den bisherigen und zukünftigen Verlauf ihrer diesjärigen Kanadareise… Ihre Mutter schlief derweil auf einer Parkbank im Schatten, wie ich erfuhr.

Ihr Redefluss erinnerte mich irgendwie an einen Ausspruch meiner lieben Mitreisenden Hilde: „Je mehr Kaffee ich trinke, desto schneller rede ich“.

Nach einer Stunde wurde sie gerufen, man wollte weiter. Ich auch.

 

Liebe Jenny,

Erstens habe ich mich wirklich sehr gefreut, deine Bekanntschaft zu machen, du bist so ein aufgewecktes Kind! Zweitens: Fang bloß nie mit dem Kaffeetrinken an und drittens: Ich spüre meinen Sonnenbrand kaum noch.

Liebe Grüße

Ela

„Gebrauchsanweisung“ für lange Busfahrten

Von Iris Pfitzer-Heine

Die USA, ein weites, riesiges Land mit großen Entfernungen. Wenn wir auf unserer Reise morgens die Landkarte studieren, um uns über die tägliche Route zu informieren, sehen die Strecken eigentlich immer ganz normal aus – nach deutschen Maßstäben.Tatsächlich aber entpuppen sie sich dann doch etwas länger als von uns Greenhorns gedacht. So ist zum Beispiel Montana, durch das wir die letzen Tage fuhren, so groß wie ganz West- Deutschland mit einer Einwohnerzahl von nur einer Million. Für unsere Verhältnisse unvorstellbar! Und es gibt immer etwas zum Betrachten, Fotografieren…

Aber einigen von uns genügt die Schönheit dieser Landschaft noch nicht, und sie begannen während der Fahrt zu stricken, denn „Frau“ ist ja „multitaskingfähig“. Mit dieser Tätigkeit steckten sie dann auch mich an, und so habe ich in den letzten 2 Wochen gelernt, Socken zu stricken. Bei längeren Fahrten ist es relativ einfach, sich zum Beispiel auf das Stricken eines Fersenkäppchen zu konzentrieren. Also werde ich gegen Ende dieser Woche mein erstes Paar selbstgestrickte Socken seit der Schulzeit hergestellt haben, und bedanke mich bei zwei meiner Reisegefährtinnen ganz herzlich für diese neue Fertigkeit.

Sollte nun jemand der Meinung sein, dass ich mich lieber auf die Landschaft konzentrieren sollte, nun, Stricken und Schauen lassen sich durchaus vereinbaren, und die Zeit vergeht dabei umso schneller!

Reisebericht auf Geo.de

In Kanada wurde unsere Reisegruppe einige Tage vom Journalisten Philip Duckwitz begleitet, seine Artikel werde nun nach und nach in diversen Medien erscheinen.
Auf der online Seite des Magazins Geo ist sein Artikel gestern erschienen und wurde von der Redaktion zu einem der besten Artikel des Tages gewählt.
Viel Spaß beim Lesen!

Avanti Reisebericht Geo online

 

 

Back in The USA

Beitrag von Ina Jander

Heute verlassen wir Kanada und versuchen wieder, in die USA einzureisen. Nach den Erlebnissen mit US-Behörden während der letzten Wochen sind alle etwas beunruhigt.

Seit Anchorage sind wir mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen unterwegs gewesen, zuletzt in zwei großräumigen Vans von amerikanischem Format, die von Uli und Hans-Peter selbst gesteuert wurden. Aber mit diesen Autos dürfen wir die Grenze nicht passieren, schon gar nicht mit „unseren“ beiden Männern am Steuer. Deshalb wurde ein bequemer Kleinbus mit Chauffeur gemietet, der uns von Calgary nach Billings, Montana bringen soll. Unser Chauffeur heißt Kevin, er trägt einen schwarzen Anzug, weißes Hemd  und weiße Handschuhe!!  Wir kommen uns vor wie die Tramps gegen ihn.

Das kanadisch-amerikanische Grenzgebäude ist mindestens so imposant wie seine Gegenstücke auf der Seidenstraße. Eine knappe halbe Stunde müssen wir mit dem Auto Schlange stehen (uns „von hinten anschlängeln“ wie Reza das nennen würde), dann sind wir an  der Reihe. Alle halten wir gehorsam unsere Reisepässe bereit, aufgeschlagen auf der Seite mit dem US-Stempel, den haben wir alle ja schon. Der Officer ist ein älterer Mann und so umgänglich und nett, wie man ihn sich nur wünschen kann. Nach nur 15 Minuten sind wir durch! Wenn er der zuständige Beamte im Hafengelände von Tacoma am Zoll gewesen wäre,  wir sind uns sicher, er hätte unseren Roten reingelassen.

Uli gesteht uns nachträglich, dass er schwerste Bedenken hatte, ob wir mit diesem kanadischen Kleinbus über die Grenze kommen würden, zu viel hat er in dieser Hinsicht schon erlebt. Aber das sagt er Gott sei Dank erst hinterher. Hilde Lahr, die aber eigentlich aus Eschweiler bei Aachen kommt: „Et es wie et es. Et köt wie et köt. UND – et es noch emme jut jejange!“

Marina, die mit ihrer Familie in den Siebzigern lange in den USA gelebt hat und nur die schönsten Erinnerungen mit dieser Zeit verknüpft, freut sich, endlich mal wieder in den Staaten zu sein. Hilde Meerbusch sieht sie versonnen lächelnd im Sitz zurückgelehnt: „So geht mir das auch oft – ich muss aufpassen, dass mein Grinsen nicht so breit wird, dass sich meine Mundwinkel oben am Scheitel treffen!“

Spieglein, Spieglein, wer ist der Schönste in den Rockies?

Beitrag und Fotos von Iris Pfitzer-Heine

Von Banff, unserem dreitägigen Domizil, fahren wir entlang des Icefield Parkway Richtung Lake Louise. Die Wegstrecke durch die Nationalparks Jasper und Banff bis Lake Louise mit ihren 230km wird gern als die schönste Gebirgsstrecke Kanadas bezeichnet. Tatsächlich sind die Aussichten spektakulär und verlocken zu unzähligen Fotostopps. Aber nicht nur Foto-, auch Tierstopps werden ab und zu eingelegt. Immer, wenn mehr als drei Menschen am Straßenrand stehen und aufgeregt in die Büsche oder den gegenüberliegenden Hang deuten, halten die nachfolgenden Autofahrer ebenfalls ruckartig an. Es könnte ja ein Bär, ein Elch oder sonst ein großes Tier unseren Weg gekreuzt haben! Wir spielen kurz mit der Idee, einen solchen Menschenauflauf einfach nur zum Spaß zu inszenieren, nehmen dann aber doch davon Abstand, denn wir wollen die Kanadier nicht verärgern.

Auf dieser perfekt ausgebauten Straße sind wir natürlich nicht die Einzigen, das merken wir spätestens, als wir am Lake Louise ankommen. Sämtliche Parkplätze sind bereits besetzt, und auch der sogenannte „overflow“ scheint voll zu sein, jedoch finden wir noch zwei Parklücken und quetschen uns hinein. Nach unserer bisher eher einsamen und ruhigen Gegend schrecken uns so viele Menschen und der ganze Trubel eher ab. Etwas desorientiert stehen wir erstmal da und begutachten die Szenerie , bis Uli vorschlägt, einen weniger begangenen Trail links um den See herum einzuschlagen. Froh, diesen Menschenmassen entrinnen zu können, folgen wir ihm nur allzu bereitwillig, und tatsächlich, das Unglaubliche passiert: nach ein paar Minuten sind wir fast alleine auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt hoch über dem See, und uns bietet sich ein phantastischer Ausblick auf Schloss und See. Das Schloss selber, 1913-1925 erbaut, erscheint eher fantasielos mit seinen Terrassen, Restaurants und Souvenirshops, aber die Lage……

Eher erleichter besteigen wir wieder unsere Fahrzeuge, um beim nächsten See einen Stopp einzulegen.Etwas südlicher gelegen befindet sich der Lake Moraine, der kleinere Nachbar vom Lake Louise. Bereits auf der Fahrt dorthin warnt uns ein Schild , in der Beerenzeit sich vor Bären auf den Wanderwegen in Acht zu nehmen. Hier gilt es, „e“ von „ä“ zu unterscheiden! Auch beim Lake Moraine sind wir nicht die ersten Besucher, jedoch gibt es dort nicht diese Besuchermassen, und die Umgebung erscheint umso reizvoller und ursprünglicher. Dieser Eindruck wird noch bestärkt durch ein neuerliches  Schild am Weg, welches  uns  auffordert, nur in Gruppen von mindestens vier Personen weiterzumarschieren und dabei möglichst viel Lärm zu machen, um potentielle Bären abzuschrecken. Auch eine Form von „Anti-Brumm“!!!

Tja, am Ende des Tages stellt sich uns  die Frage, welcher der beiden besuchten Seen nun der Schönere war. Wissen Sie es?

Die Sache mit den Bären

Beitrag von Gabriele Baier-Umgelter, Fotos von Marina Pfaff

Seit wir im Denali-Nationalpark 9 Grizzlies gesehen haben, sind aus den papierenen Bären der Reiseführer und Postkarten welche aus Fleisch und Blut geworden, die durchaus eine konkrete Gefahr darstellen könnten.

Überall wird vor Bären gewarnt. Auf Flyern und Infotafeln am Eingang von Wandergebieten werden die verschiedenen Arten beschrieben. Man erfährt, wie man erkennt, wann ein Bär nur spielen will und wie er aussieht, wenn er vorhat anzugreifen.

Man sollte also, wenn man plötzlich vor einem Bären steht, ihn erst Mal gründlich studieren und dann handeln: Entweder stehen bleiben, in der Hoffnung dass er das Interesse verliert, oder wild gestikulieren und mit den Armen wedeln, damit er denkt, er habe es mit einem großen, gefährlichen Tier zu tun. Wenn gar nichts mehr hilft: auf den Boden liegen, mit dem Gesicht nach unten…

Um es erst gar nicht zu einer Begegnung kommen zu lassen, gibt es auch verschiedene Methoden: Lautes Singen und Sprechen, das Mitführen einer Bärenglocke (soll nicht so wirksam sein) und Bärenspray. Mir erschließt sich noch nicht ganz, ob besagtes Spray dazu dient, den Bären einzunebeln, oder dazu, sich selbst damit zu besprühen, also als eine Art Antibrumm. Antibrumm? Antibrumm!

Ich kann  das nur hier im sicheren Hotel lustig finden, ganz ehrlich, ich möchte auf gar keinen Fall einem begegnen.

Im Kanu auf dem Yukon River und Muncho Lake

Beitrag von Marina Pfaff, Bilder von Marina Pfaff und Ina Jander

 

Schon auf dem Weg nach Whitehorse sahen wir ab und zu den Yukon River. Trauen wir uns eine Paddeltour zu? Oder ist die Strömung doch etwas zu stark? Wir sind uns unsicher, jedoch Uli, unser Reiseführer beruhigt uns. Am nächsten Morgen sind es dann doch nur 3 Leute die das Abenteuer wagen. Ela, Uli und ich. Wir entscheiden uns für ein Kanu mit 3 Sitzplätzen. Nachdem wir alle Formalitäten erledigt haben, kann die Fahrt von Whitehorse aus starten. Wir ließen uns erst etwas von der bis zu 10 km/h schnellen Strömung treiben. Doch bald wurde es uns zu langsam. So paddelten wir eifrig drauf los, Uli war unser Steuermann.

Der Yukon River ist insgesamt 3187 km lang. Schiffe fahren hier nicht und es war auch auf der ganzen Strecke kein einziges anderes Boot zu sehen. Es ist kaum zu fassen, wir alleine auf diesem breiten Fluss und weit und breit keine Menschenseele. Schnell kommen wir in eine Gegend mit Wald, steilen Abhängen und vielen kleinen Inseln, die wir umfahren können. Ehe wir uns versehen, sind wir mitten in der Wildnis des Yukon Territoriums. Diese einmalige Natur zieht uns in ihren Bann. Wir paddeln des Öfteren von einem Ufer zum anderen denn es gibt viel zu entdecken und wir möchten so nah wie möglich am Geschehen sein. „Paddeln, Mädels, paddeln“ rief uns der Steuermann  immer wieder zu. Dem ersten Weißkopfseeadler kommen wir ganz nahe. Leise paddeln wir bis ans Ufer. Er sitzt majestätisch auf einem Baumwipfel und schaut uns mit seinen großen Augen gelangweilt an. Danach kommt ein Highlight nach dem anderen. Rotschwanzbussarde flogen an uns vorbei, saßen auf Baumwipfeln oder am Felsabhang. Weitere Weißkopfseeadler, es waren 9 an der Zahl, wurden gesichtet. Diese Raubvögel, deren Flügelspannweite über zwei Meter beträgt, sind hauptsächlich auf den Wipfeln der Fichtenwälder mit ihren schneeweißen Köpfen leicht zu erspähen. Leider hatten wir unsere Kamera aus Sicherheitsgründen nicht mit ins Boot genommen. Wir sahen noch viele andere große Vögel, die wir jedoch nicht bestimmen konnten. Es waren vermutlich Falken. Und natürlich durfte der Kolkrabe nicht fehlen, Yukons Staatsvogel, der zu Hauf an den Steilhängen zu sehen war und mit seinem tiefen „kroh-kroak“ die Stille durchbrach.

Viel Freude hatten wir auch beim Entdecken der kleinen Erdhörnchen am Waldrand. Und ganz besonders lustig war die Begegnung mit einer Entenfamilie in einer kleinen Bucht des Flusses. Es war eine Entenmama mit 18 Jungen. Wir paddelten direkt auf sie zu. Als wir schon sehr nahe waren, schwammen sie, die Mutter voraus, alle hintereinander hinter einen Strauch. Wir folgten ihnen, – sie schwammen ganz langsam und gemächlich auf der anderen Seite des Strauches wieder hervor. Doch das war nur ein Täuschungsmanöver. Vor ihnen lag ein Baumstamm als Hindernis im Wasser. Plötzlich schwamm die Mutter unter dem Baumstamm hinweg und die kleinen Entchen hüpften, – alle 18 – eines nach dem anderen in Speed- Geschwindigkeit über den Stamm und brausten dann mit der Mutter mit Karacho davon. Es war ein Bild für Götter. Wir mussten so lachen, dass unser Kanu bedrohlich wackelte.

Nach ca. 3,5 Stunden und etwas über 20 km Fahrstrecke paddelten wir in die Richtung der vereinbarten Stelle unter einer Brücke. Hier war die Strömung besonders stark. Wir hatten alle Hände voll zu tun um auf Kurs zu bleiben. “Paddeln Mädels, kräftig paddeln“, rief unser Steuermann. Kurz vor dem Ziel, wir waren gerade mit vollem Körpereinsatz beschäftigt ans Ufer zu kommen, fiel plötzlich nur ein paar Meter von uns weg ein großer Baum ins Wasser. Puhhh,- noch mal Glück gehabt!

Wir wurden dann mit einem Truck, samt Kanu auf dem Dach wieder nach Whitehorse zurück gefahren. Begeistert berichteten wir den Anderen von unseren Erlebnissen auf dem Yukon. Am nächsten Tag ging unsere Reise weiter an den Muncho Lake. Auch hier stiegen wir wieder ins Kanu. Diesmal schwappte die Freude am Paddeln auch auf die Anderen über. Bei strahlendem Wetter genossen wir einen fantastischen Panoramablick vom See aus.

Die beiden großen „Bs“!

Beitrag von Iris Pfitzer Heine, Fotos von Marina Pfaff

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Wir sind „in the middle of nowhere“, präziser gesagt: in den nördlichen Rocky Mountains zwischen Whitehorse und Fort St. John.
Der Himmel ist wolkenverhangen und es sieht nach Regen aus. Bisher waren wir auf unserer Reise sehr vom Wetter verwöhnt.
Wir haben die Nacht in einer wunderschön am Muncho Lake gelegenen Lodge verbracht, und sind nun auf dem Weg zu den Liard River Hot Springs. Genau die richtige Beschäftigung an einem Tag wie diesem. Dort angekommen führt uns ein kleiner Holzplankenweg über Sumpfgelände zu Badepools im Wald, die von üppigem subtropischem Grün umgeben sind. Wir nutzen die Gelegenheit, und tauchen unsere, von der langen Fahrt geschundenen, Körper tief in die heißen Quellen ein. Manche Pools sind so heiß, dass man sich wie in einer kochenden Suppe vorkommt. Es herrscht eine andächtige Stille über der ganzen Badestelle, sämtliche Badegäste scheinen einen leicht verklärten Gesichtsausdruck zu haben. Wonne pur!!!

Den leicht fauligen Geruch nach Schwefel, der über der ganzen Anlage wabert, verdrängt man ob der empfangenen Wohltat schnell.
Jedoch, allzu lange hält man es in diesem heißen Wasser nicht aus, ohne wie ein gekochter Hummer, rot am ganzen Körper, wieder aufzutauchen. Ohne uns abzuduschen (wie gesagt: die Anlage ist naturbelassen!), steigen wir wieder in unsere Kleider, fühlen uns wie neugeboren und kehren beschwingt zu unserem Bus zurück.

Kaum sind wir ein paar Meter auf dem Highway gefahren, liegt seitlich am Straßenrand ein großer, brauner Koloss, der uns gelangweilt anschaut. Ein Bison( das erste große „B“), offensichtlich ein Einzelgänger, denn von einer Herde ist weit und breit nichts zu sehen. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit zu einem der zahlreichen Fotostopps, bevor wir weiterfahren auf dieser doch recht einsamen Strecke. Immer wieder kommen wir durch Waldgebiete, wo nur noch schwarze Baumgerippe stehen – Überbleibsel eines ehemaligen Waldbrandes.

Nur kurze Zeit später begegnen wir dem zweiten großen „B“, einem Braunbären, der friedlich unten an der Straßenböschung grast und sich seine tägliche Ration Beeren zusammensucht. Wir halten und springen aus dem Auto, völlig ignorierend, dass wir hier keinem Kuscheltier sondern einem Wildtier gegenüber stehen. Aber der Reiz, ein solches Exemplar aus dieser Nähe zu betrachten, überwiegt bei uns allen. Der Bär ignoriert uns fast völlig und frisst gemächlich weiter, bis er irgendwann im Wald verschwindet.
Waren wir durch unseren Besuch in den Hot Springs schon beglückt und wie neugeboren, so ist die Begegnung mit den beiden großen „B“ die Krönung eines wundervollen Tages, und wir sind gespannt, was die nächsten Tage an Überraschungen bringen werden.

bison