Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

…hatten wir auf unserer Reise um die Welt im April im Iran noch ein repressives Regime erlebt, deutet sich nach der Abwahl von Ahmadinedschad eine Wende zu mehr Offenheit an. Lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung den Artikel zur Lockerung der iranischen Kleiderordnung. http://www.sueddeutsche.de/politik/frauenrechte-im-iran-revolution-der-farben-1.1820040

Im kommenden Mai fahren wir wieder in Freiburgs Partnerstadt Isfahan und werden mitbekommen, was sich verändert hat. Sind Sie dabei? Ich meine dieses Mal real, nicht virtuell? Wir würden uns freuen!

Viele Grüße aus Peru

Hans-Peter Christoph

Nachtrag aus Teheran: Drei Begegnungen

von Estella

Allein unterwegs schaue ich fasziniert auf die Schneegipfel des Alborzgebirges, schieße zwei Fotos. Aus buchstäblich heiterem Himmel taucht ein Polizist vor mir auf und gebietet mit eindeutiger Geste: No photo! Zunächst begreife ich gar nicht, warum. Bis ich die Autos mit der Aufschrift „Police“ sehe. Oh je, darauf habe ich nicht geachtet. Ich weiß ja, Militär, Ministerien, Polizei dürfen nicht fotografiert werden… Und schon werde ich von zwei männlichen und zwei weiblichen Polizisten umringt, letztere mit heller Uniform unter dem schwarzen Chador. Eine von ihnen fordert mich auf, die Fotos auf dem Display zu zeigen. Glück gehabt: Die Sonne blendet, und so entdeckt sie „Police“ am unteren Bildrand nicht. Merkwürdig: Auf dem Rückweg lächelt mir die Polizistin, die mich in die Mangel genommen hat, verlegen freundlich zu. Vielleicht ist sie ja gar nicht so streng, wie sie im Dienst zu sein hat.

Im Golestan-Park sitze ich nachmittags auf einer Bank und lasse die Eindrücke aus den Prunkräumen nachwirken. Da spricht mich ein älterer Mann an, hocherfreut, dass er mit mir Deutsch sprechen kann. Er stellt sich als gelernter Schuhmacher für Damenschuhe vor und erzählt, er habe sieben Jahre Englisch studiert und lerne jetzt Französisch und Deutsch, jeden Tag komme er hierher, um von den Touristen zu lernen. Er hält mir sein viel gebrauchtes Schreibheft hin und bittet mich, die Ausdrücke aus unserem Gespräch aufzuschreiben, die neu für ihn sind, z. B. „Theaterpädagogik“, „Leidenschaft“, „Begabung“.

Unsere Lektion wird von einer jungen Frau unterbrochen, auch sie im schwarzen Chador, die sich schüchtern an meinen Gesprächspartner wendet. Dieser erhebt sich, und ich werde Zeugin einer Szene wechselseitiger Höflichkeitsbezeugungen: Beide verbeugen sich immer wieder voreinander, weisen einladend auf den Platz neben mir. Bei uns hätten wir ohne weiteres zu dritt nebeneinander sitzen können, nicht aber in Iran… Schließlich hat die junge Frau das Privileg des Sitzens angenommen. Sie stellt sich in tastendem Englisch als Touristikstudentin vor, sammelt Material für eine Umfrage und erkundigt sich nach dem Grund meiner Reise, nach meinem Bild von Iran, nach meiner Meinung zu den Menschenrechten hier, ob ich vorhabe, wiederzukommen. (Ihre Fragen beantworte ich diplomatisch, sie sind mir nicht neu, denn bereits an der Grenze sind wir so von einer offiziellen Behördenvertreterin  gefragt worden). Gefreut hat mich, dass ihr die Partnerschaft zwischen Isfahan und Freiburg bekannt zu sein schien!

Die „Unterrichtsstunde“ ist nach dem Aufbruch der Studentin nicht mehr so recht in Gang gekommen. Meine Konzentration hat nachgelassen, denn beim Blick auf die Uhr wird mir plötzlich klar: Der Park wird bald geschlossen, von den anderen keine Spur, und ich kenne den Rückweg zum Hotel nicht. Aber wer steht da wie herbei gezaubert am Tor, das bereits zu ist? Ina und Hans-Peter! Hastig verabschiede ich mich, wie ich es gelernt habe , mich verbeugend und dabei die rechte Hand aufs Herz legend –  mit schlechtem Gewissen gegenüber dem wissbegierigen Schuhmacher, der sich Tag für Tag in den Okzident träumt.

Estella

Abschied von der Seidenstraße

Text und Fotos von Jogi Meyer-Sieger

Nun ist es tatsächlich passiert:

der Rückflug von Almaty nach Frankfurt ist ebenso Vergangenheit wie die Avanti-Busreise auf dem ersten Teil der Seidenstraße

– ich sitze , noch etwas benommen von der Flut der zahllosen Eindrücke und Erlebnisse, vor dem heimischen PC in Freiburg und möchte mir immer wieder auch mit Hilfe der Fotos die vergangenen 5 Wochen in Erinnerung bringen:

Von dem Familienabend in Teheran füge ich noch 2 Bilder hinzu (Anmerkung der ‚Redaktion‘: die 2 Fotos sind nun auch im entsprechenden Beitrag eingefügt) – man mag es kaum glauben, wie „westlich“  sich viele Frauen innerhalb ihrer Wohnung kleiden und reden, wenn man kurz vorher durch die Straßen dieser Riesenstadt gegangen ist und nur verschleierte bzw. mit Kopftüchern verdeckte Haare gesehen hat (25.April 13)!

Vor der Freitagsmoschee in Taschkent / Usbekistan will ich mich verneigen, verliere das Gleichgewicht – und so sieht nun ein Kopfstand in Zentralasien aus (8.Mai 13)!

Dann schließlich der Abschied in Almaty / Kasachstan, mit Blick auf das in 1800 m Höhe gelegene Eisstadion , neben mir ein Einheimischer, der mit Freunden hier oben gerade die Erinnerung an seine Einschulung 1941 in Almaty mit Wodka (in der Kiste)  und Keksen gefeiert hat !  (11.Mai 13) Ich bin froh und dankbar, diese Reise mitgemacht zu haben – und wünsche allen weiterreisenden „Jungs und Mädels“ im Avanti-Bus eine gute Fahrt :  Lasst Euch Zeit,  mit offenen Augen Land und Leute zu sehen und zu erleben!

Ich denke an Euch,
Jogi Meyer-Sieger

Zimmerservice im Abassi Hotel

von J M-S

In Isfahan wird nicht nur die märchenhafte Gartenanlage im riesigen Innenhof des Hotelkomplexes bewundert, sondern schon bald nach dem Auspacken im Zimmer stellt Achim fest, dass als spezieller Service des Hauses seine Zimmerpantoffeln mit seinen persönlichen Initialen A H versehen sind!
Ins Grübeln kommt ein Teilnehmer der Gruppe – mit weißem Schnäuzer- als ihm Adelheid und Anke auch von diesem speziellen Service berichten – und seine Pantoffeln tragen auf entsprechende Kontrolle hin nicht seine persönlichen Initialen !
Erst nach einiger Zeit haben es dann die Gehirnwindungen des Schnauzbartes unter Schmunzeln und Beifall der Umstehenden geschafft, die Lösung zu erkennen :
Achim H , Anke H und Adelheid H haben eben dieselben Initialen wie das Ambassi Hotel !!

Taxifahren im Iran

von Mandy/ W. Nussbaumer

Zwischen Naien und Khoor rollt der Bus durch die topfebene Wüste, die Strasse schnurgerade bis zum Horizont voller karger Berge. Gelegentlich überholen wir einen älteren Mercedes-Tanklaster mit Schnauze oder einen neuen Volvo und begegnen einem großen, vollbeladenen „Mack“-Truck aus den 70-ern.

Ein ganz anderer Verkehr als in den Städten.

Beobachtet man dort den Straßenverkehr vom Gehweg aus, kann man vorgewarnt sein: Verkehrsregeln stellen dort gelegentlich eher allgemeine Anregungen dar. Natürlich gilt Rechtsverkehr auch und besonders auf den 4- und 6-spurigen Durchgangsstraßen, auf denen schneller und dichter Verkehr rollt oder auch steht – aber nicht zwingend für den Mopedfahrer, der gerade mal in die andere Richtung will. Fährt der nur am Fahrbahnrand entgegen der Fahrtrichtung, wünscht man ihm Glück. Die Beobachtung eines Motorrad-Wendemanövers auf einer 6-spurigen Hauptverkehrsstraße über alle 6 Spuren zur Stoßzeit nötigt dem Westeuropäer aber nur noch Bewunderung ab. Und natürlich sind auch in Täbris und Teheran die Gehwege für die Fußgänger da– aber wenn auf der Strasse nichts mehr geht, eben auch einmal für die mehrköpfige Familie auf dem Motorrad. Ein Zebrastreifen hat eigentlich die gleiche Funktion wie überall auf der Welt – für die gewieften Fußgänger in Teheran sind sie aber eher die Markierung eines Sammelpunktes, an dem sich ein Trupp Verwegener sammelt, um sich unter Führung eines mutigen Leittiers in den Verkehrsstrom zu stürzen. Natürlich gibt es auch Individualisten, die wie Tänzer zwischen Motorrädern, iranischen Saipas, unzähligen Peugeot 405 und gelben Taxis Fahrspur um Fahrspur überqueren. Gelegentlich sieht man Stoiker, die in blindem Gottvertrauen loslaufen und auch irgendwie angekommen sind, wenn der entsetzte Beobachter wieder die Augen zu öffnen wagt.

Überhaupt, Taxifahren  (der Leser bemerkt, dass der Verfasser das Thema noch im Blick hat):  Im Taxi kann nichts passieren und dem Taxi passiert nichts. Das in Deutschland bekannte Prinzip der „eingebauten Vorfahrt“ wurde im Iran vervollkommnet. Darum schaut der Taxifahrer in Täbris auch entrüstet, als ich mich auf dem Beifahrersitz anschnalle und bedeutet mir unmissverständlich, in seinem ganz mit schwarzen Kunstfell ausgeschlagenen Saipa sei ich auch unangeschnallt sicher. Er fährt zügig auf jede sich im Verkehr bietende Lücke zu, gerne auch mal rechts (Hupe!) an Rechtsabbiegern und geradeaus (Huuuupe !) zwischen zwei Linksabbiegern durch und liefert uns wohlbehalten ab. Fahrpreis wie vereinbart 40.000 Rial = ca. € 1,00.

Ich könnte jetzt auch von einer zweiten Fahrt in Teheran berichten, müsste dann aber wahrheitsgemäß zugeben, dass sie völlig unspektakulär war und sich sogar der Fahrer anschnallte.

Das wird aber absolut wettgemacht durch eine Fahrt in Isfahan: Wir fahren mit mehreren Taxis vom (wunderbaren) Abbasi-Hotel zu einer armenischen Kirche und Kulturzentrum. Unser Fahrer fährt als einer der letzten los, kommt aber als erster an. Die Hupe ist das wichtigste Fahrzeugteil. Nutzung selbst kleinster Lücken:siehe oben! Dabei erahnt der Meister Lücken, bevor sie sichtbar sind bereits in der Entstehung. Andere Verkehrsteilnehmer sind ohnehin nur virtuell vorhanden und werden sich im Fall eines Zusammenstoßes sicher in Luft auflösen. Das gilt für Autos und Motorradfahrer (auch mehrköpfige Familien mit Gepäck) sowieso. Lastwagen werden murrend respektiert. Fußgänger, die die Strasse überqueren, müssen dagegen gezielt anvisiert werden. Ein zusätzliches Beschleunigen und Hupen signalisiert: ich bremse nicht, stell dich darauf ein! Der Fahrgast wird ungläubiger Beobachter eines Realität gewordenen Videospiels, bei dem es für das Treffen unterschiedlich großer Objekte vermutlich unterschiedliche Punktzahlen gibt. Am Ende der Fahrt sagt Achim in Ermangelung iranischer Sprachkenntnisse respektvoll: „Schuhmacher !!“ Der Meisterfahrer versteht und nickt erst.

 

 

Pilgerstätte Busparkplatz / Auf dem Weg nach Isfahan

Alle Fotos in diesem Beitrag: Anatoli Reklin.
Ghom ist eine Pilgerstadt im Iran. Der Busparkplatz in Ghom ist eine Pilgerstätte für den männlichen Teil unserer Crew.

 

Busparkplatz in Ghom AR

Busparkplatz in Ghom AR2

Auf dem Weg nach Isfahan

auf dem Weg nach Isfahan AR3 auf dem Weg nach Isfahan AR auf dem Weg nach Isfahan AR2

auf dem Weg nach Isfahan AR4

Die Scheich Lutfullah Moschee gilt als schönste Moschee Isfahans. Sie liegt am Imam-Platz, gegenüber der ehemaligen Herrscher-Residenz und ist mit dem Palast durch einen unterirdischen Gang verbunden. Da sie früher von den Herrschern als Privat-Moschee benutzt wurde, benötigt sie kein Minarett. Sie besitzt eine beigefarbene Kuppel und hat vollständig mit Fayencen bedeckte Außen- und Innenwände.

Scheich Lotfollah Kuppel AR

Isfahan, Meydan-e-Emam Platz. Panoramafoto: Christian Seel
(Für eine bessere Sicht bitte Bild anklicken)

Isfahan , Meydan - e - Emam Platz CS