Bilder von Anatoli Reklin
Obwohl der rote Avanti-Bus noch im Niemandsland zwischen Turkmenistan und Usbekistan steht – so haben wir doch Muße und Lust, in Buchara herumzuschlendern. In einem Seitengässchen des
Basars sitzt eine junge Frau an ihrer Malerarbeit – Aquarell, Mosaikzeichnungen und hellbraun getönte Bildchen mit Stadtansichten von Buchara. Ein Aquarell erinnert mich wegen der in sich verlaufenden Farben an die Malerei meiner vor 4 Jahren verstorbenen Mutter, die in hohem Alter wieder mit Malen begonnen hat:
durch Wasserverlaufstechnik entstehen ineinander verlaufende Farben ohne scharfe Abgrenzung – und so komme ich mit der jungen Usbekin, die sich als „Madina“ vorstellt, über dieses Bild ins Gespräch. Sie braucht für eine kleine Mosaikmalerei fast eine Woche, deshalb malt sie mehr kleine Aquarelle, was für sie einfacher und finanziell ergiebiger sei, und eben diese braunen Bilder. Sie erklärt mir, dass sie diese Arbeit mit Kaffee macht, mit aufgelöstem Nescafé ! Dadurch entstehen Farben, die dem Wüstensand und der Farbe der hiesigen Mauerziegel verblüffend ähnlich sind. Und diese Technik habe sie von ihrem Vater gelernt, der vor 5 Jahren verstorben sei. – Oh ja, sinnieren wir , vielleicht sitzen diese beiden , Madinas Vater und meine Mutter, irgendwo auf einer Wolke im All, unterhalten sich über ihre Malerei und lauschen unserem Gespräch…..eine Vorstellung, die uns beiden Menschen aus verschieden Erdteilen auf dieser kleinen Welt sehr gut gefällt!
Und selbstverständlich erstehe ich ein Kaffeebild, das Madina noch mit einer persönlichen Signatur mit ihrem Pinsel aus feinstem Katzenhaar versieht.
Ich freue mich, dass dieses Bild bei mir zuhause zwischen den Bildern meiner Mutter eine nette Erinnerung sein wird.
Jeder Tag, der hat von früh bis spät
seine Qualität.
Der 21. geht ein in die Annalen
mit ganz besond´ren Qualen.
Der letzte Morgen in Iran
hat´s uns allen angetan:
Der Abschied von Reza war sehr herzlich,
tränenreich und schmerzlich!
An der Grenze zu Turkmenistan
fing also bald das Warten an
auf die Pässe, auf den Bus.
Erst nach mehr als drei Stunden schien damit Schluss.
Doch hierin irrten wir uns gründlich:
Ein Stempel für den Bus war unerfindlich
in der nächsten Polizeistatione…
Und zum Lohne
mussten Hans-Peter und der neue Reiseführer Khan
30km per Taxi zur Grenze dann
zurück auf schlechter Straße düsen,
auf der nur Löcher, Wellen, Risse grüßen.
Und wir? Wir warteten am Bus mit Geduld,
an der guten Stimmung war sicher auch der Kaffee schuld.
Knapp zwei Stunden
waren so verschwunden…
Kurz vor Sonnenuntergang ging´s endlich wieder los.
Aber was war das bloß?
Ich übertreibe nicht, wenn ich die Straße beschreibe
als Folterqual
allzumal
für Fahrzeug und Insassen.
Ich konnt´ es gar nicht fassen,
wie souverän Hans-Peter
„schrubbte“ an die 300 Kilometer,
davon die Hälfte in der Nacht.
Er bremste hart, er bremste sacht
und hat uns heil ins Hotel nah bei Merw gebracht.
Ein Bus (und ein Fahrer!), der so eine Höllenstraße fährt,
hat sich tausendfach bewährt!
P.S.: Ina wird diesen Tag am wenigsten vergessen,
wir stießen an auf sie beim späten Essen…
…zum Thema „Grenzerfahrung“ erreichten uns auch noch noch ein paar Zeilen von Lothar:
Wer immer auch den Blog verfolgt,
was heut geschah, war ungewollt.
Wir freuten uns, es war der Wahn,
wir wollten nach Usbekistan.
Und an der Grenze angekommen,
hat jeder seinen Pass genommen,
stieg aus dem Bus, nahm sein Gepäck
ging zur Kontrolle. leichter Check,
Formulare auszufüllen,
das konnte man mit gutem Willen.
Gepäck aufs Band und durch die Schleuse,
ein jeder kennt das, Reisemäuse.
Danach das Zollhaus schnell verlassen,
nicht ohne sein Gepäck zu fassen.
Dann durften wir ein Weilchen warten,
denn unser Bus, der musste parken.
Warum denn nur, es wusste keiner,
Hans Peter, ruhig und in seiner
überlegenen Art und Weise
dachte, das ist wahrlich Sch….
Die woll’n von mir ein Formular
das unbekannt uns allen war,
dort sollte dann ein Stempel sein
und ohne den gibt’s kein hinein
Was übrig blieb, nach langem Reden
vorwärts nach Buchara streben
denn heute war nichts mehr zu tun,
der Feiertag ließ alles ruh’n.
Niemand war noch zu erreichen
niemand ließ sich noch erweichen.
Da gibt’s nur eins, wir machen weiter
einen Bus bestellen und dann heiter
darauf warten das er auch kommt
worauf der Christoph schnell und prompt
sich auf macht und dann mit Erfolg
verkündet, dass er Bier geholt.
3 Liter schlucken wir ganz ruhig
dunkel ist’s jetzt und richtig urig.
Im Abendrot der lieben Sonne
erkennen wir plötzlich voller Wonne
das da ein Bus sich langsam nähert
der uns nun nach Buchara fährt.
Ist das nicht schön und zeigt uns wieder
im Leben geht es auf und nieder.
Verliere niemals deinen Mut
freu dich aufs Bier das wir gleich heben,
wenn einer eine Reise tut,
dann kann er was erleben.
6 Stunden sind ’ne lange Dauer,
doch keiner war so richtig sauer,
keiner meckerte und muffte
die Truppe, die ist wirklich dufte.
Ein kleiner Teil davon bin ich.
Bin stolz darauf, grüß Euch und Dich.
Lothar
Gleich zu Anfang die schöne Nachricht: Der rote Bus ist über der Grenze und bei der Gruppe in Samarkand. Vielen Dank für alle Euren guten Wünsche und Daumendrücker!
Hier ein Bild vom Ersatzbus, ein Setra 215 HDH aus den frühen Neunzigern, ein sehr schönes nostalgisches Fahrzeug!
Foto: Christian Seel
Es kommt Bewegung in die Sache!
Gerade erreicht uns folgende SMS von Hans-Peter Christoph:
„Wir fahren jetzt im Taxi zur Grenze, versuchen unser Glück und hoffen, der zuständige Beamte ist informiert. Das telefonische OK aus Taschkent ist da. Falls alles klar geht, übernachten wir in Buchara und stossen morgen wieder zur Gruppe. Drückt die Daumen. Viele Grüße HP und Toli“
Von Hans-Peter Christoph
Heute ist die Gruppe nach drei Tagen in Buchara wie geplant nach Samarkand aufgebrochen. Buchara ist ein 2500 Jahre alter Knotenpunkt der Seidenstraße versetzt uns mit einer traumhafter Altstadt in den Orient des Mittelalters. Auch Samarkand glänzt mit einer ganzen Reihe an Bauwerken, die atemberaubend sind.
Bilder folgen, sobald es wieder halbwegs leistungsfähige Internerverbindungen gibt.
Von den vorherigen Reisen entlang dieser legendären Route sind wir schon einiges gewohnt, was Grenzen betrifft. Zum ersten Male jedoch war es hier jedoch nicht möglich, den Bus ins Land zu bringen. Kein Grund jedoch zur Besorgnis, das Auswärtige Amt ist eingeschaltet, die Botschaft in Tashkent, und auch der ehemalige Staatsminister mit besten Verbindungen nach Zentralasien, der Freiburger Bundestagsabgeordnete Gernot Erler, sind um eine Lösung bemüht.
Deshalb ist die Gruppe in guter Laune nun mit einem gemieteten usbekischen Reisebus nach Samarkand unterwegs, standesgemäß in einem Setra 215 HDH, einem Original aus den frühen Neunzigern.
Toli und ich jedoch warten in Buchara auf das Okay, den Bus ins Land zu holen. Wir sind guter Dinge, dass es heute (Samstag) oder am Montag klappt. So etwas gehört eben auch dazu. Eine weitere Bereicherung unserer schon umfangreichen Erfahrungen, auf die man manchmal allerdings lieber verzichten würde. Aber kein Anlass, sich Sorgen zu machen. Wir sind ja schon einiges gewohnt, oder?
Die Gruppe reagiert grossartig und verständnisvoll, und die Menschen hier sind aufgeschlossen, nett und hilfsbereit. Daraus ergeben sich Begegnungen, die nur in Ausnahmesituationen möglich sind und die man nicht missen möchte. Es ist schön hier. Was will man mehr?
Viele Grüße aus dem Morgenland
Hans-Peter und Toli
Kurze Info in eigener Sache:
Avanti ist aufgrund der Busweltreise nominiert als Partner des Jahres der Omnibusrevue. Um zu gewinnen, brauchen wir Ihre Stimmen. Einfach dem LINK folgen und im Kasten auf der rechten Seite auf „Avanti“ klicken. Es ist keine Registrierung nötig. Danke!!!
Hier nochmals der Link in ganzer Länge: http://www.omnibusrevue.de/omnibusrevue-leser-waehlen-partner-des-jahres-1241910.html