Von Lanzhou nach Maijishan

Von Martha

Heute fahren wir ca. 350 km von Lanzhou nach Maijishan. Zunächst schlängelt sich Stefan aus diesem schrecklichen Stadtgewimmel, Autos, Autos, Autos, Busse, 3rädrige Lastenmofas, Lastwagen, E-Bikes oder Motorräder, auf denen manchmal bis zu 4 Personen Platz finden. Und immer wieder Fußgänger, alle drängeln von allen Seiten. Jeder drückt und sucht den letzten Millimeter für sich zu erhaschen, keiner schaut, es wird gegangen, gefahren, oft stehen wir auch. Wie das nur alles so gut geht? Die Luft steht, einatmen sollte man besser nicht … geschafft! Und schon beginnt die wunderschöne Autobahn: auf diesen guten Strassen gleiten wir dahin, Maijishan entgegen.
Schon bald erreichen wir auf bereits 1300 m Höhe einen 2 bis 3 km breiten Korridor, ein Flussbett. Rechts und links dieses Streifens erheben sich kleine Hügel, Berge, die unserem Kaiserstuhl sehr ähneln: in die gesamte Landschaft wurden Terrassen aus dem Sandstein, Lössböden herausgearbeitet. Schmale Terrassen in akkuraten Reihen, die mit Tuja, Büschen, Nadel- und Laubbäumen bepflanzt wurden, umsäumen die Hügel. Größere Terrassen, die versetzt auf den Hügeln angeordnet sind, werden landwirtschaftlich genutzt. Auf diese Art und Weise wird und wurde neues Land gewonnen. Was für gewaltige Erdbewegungen wurden hier unternommen und welch gewaltiges Aufforstungsprogramm: Hunderte von Kilometern wurden so bearbeitet. In einigen Jahren, wenn die jungen frischen Bäumchen zu einem großen Wald herangewachsen sind, werden sich die Landschaft und das Klima noch einmal verändern.
Rechts und links der Straße durchzieht eine tiefe Schlucht, die den Boden aufreißt, das Gebiet. Ein kleines Rinnsal, das niemals solch einen Riss in den Boden reißen könnte. Oder sind aber die Regenzeit und die Schneeschmelze so heftig? Auch der Flußboden wird landwirtschaftlich, in der Regel durch Gemüseanbau, genutzt. Jeder Qadratmillimeter des Flussbettes auf den Terrassen oberhalb und im breiten Tal wird genutzt. Die Farbe Grün dominiert jetzt. Das Rinnsal wird breiter und gleicht sich dem Erdniveau auf Straßenhöhe an.
Die ersten Kirschbäume tauchen in diesem fruchtbaren Tal auf, wechseln mit Pfirsich- und anderen Obstbaumplantagen ab.
Eine Stadt taucht auf, Tienshui, übersetzt Himmelswasser. Hier machen wir eine Pause. Wie überall in den Städten boomt das Leben, es wimmelt vor Menschen, Kinder herumtragende Mütter, Väter, Großeltern mit süßen, kleinen, liebevoll umhegten Einzelkindern.
Wir werden überall sofort freundlich umringt, neugierig, etwas schüchtern, manchmal auch etwas forscher versucht man mit uns ins Gespräch zukommen. Wir werden fotografiert, wir machen das Gleiche: auf beiden Seiten wird der Exot aus der Fremde begutachtet. Wir haben zwar alle ziemliche sprachliche Verständigungsschwierigkeitem, aber wir versuchen es beidseitig und manchmal kommen sehr witzige Resultate dabei heraus, ein Problem, es wird gelacht und weiterprobiert.
Wie schön, dass wir unsere liebe, tüchtige und sehr kompetente Doro bei uns haben. Oft entschlüsselt sie Rätsel, übersetzt, kümmert sich ums Essen, führt uns immer ins richtige Lokal, zeigt uns den Weg, führt uns durch Museen, klettert mit uns durch Grotten, erklärt uns die 4 Wege des Buddhismus oder liest uns im Bus mit ihrer angenehmen Sprechstimme etwas über die Seidenstraße vor.
Wie uns Hans Peter vorausgesagt hatte, wird das letzte Stück tatsächlich immer grüner, der Waldbestand ist schon älter, die Luft ist wunderbar frisch, feucht und kühl. Wir erinnern uns an Zuhause.

Erfahrungen mit der Polizei…

Von Hans-Peter

Drei Polizisten

Die Seidenstraße in Zentralasien. In diesem Abschnitt eine schlechte Landstraße, die kaum Geschwindigkeiten über 50 km/h zulässt. Links und rechts gelegentlich ein heruntergekommenes oder verlassenes Gehöft. Sonntagnachmittag, relativ viel Verkehr, gelegentlich ziehen ältere Audis und Mercedes an uns vorbei und donnern über die Schlaglöcher, als führen sie über die Autobahn. Aber die drei Polizisten in dunkelgrüner Uniform, die neben ihren beiden Polizeifahrzeugen an einem Parkplatz stehen stehen, haben uns im Visier. Ein rot blinkender Schlagstock bedeutet anzuhalten. Unser Dolmetscher und ich steigen aus. Allseitiges Händeschütteln, die Polizisten zeigen ein Video, auf dem tatsächlich unser Bus daher gefahren kommt, und darunter die Anzeige: 61 km/h. Die Polizisten machen klar, dass dies eine Ortsdurchfahrt ist, wo wir freies Feld und Wiesen sehen … „Straff Straff“ (russisch, abgeleitet vom deutschen Wort „Strafe“) höre ich aus dem Gespräch heraus und vermute, dass die drei sicher viele Kinder in der Ausbildung haben, die es zu unterstützen gilt. Aber unser Dolmetscher bedeutet mir, nur nicht zu schnell zu sein mit dem Bakschisch und redet auf sie ein. Wir bewegen uns zur Landkarte, die auf dem Bus unseren Routenverlauf darstellt und zeigen ihnen, wo wir uns gerade befinden … Schließlich ermahnt mich einer der dreien, langsam zu fahren, Hände werden geschüttelt und wir sind entlassen. Ohne „Straff“.

Fünf Polizisten

Eine Stadt zwischen Buchara und Samarkand. Toli und ich sind alleine unterwegs, wir fahren der Gruppe hinterher, nachdem wir vier Tage auf die Zollabfertigung hatten warten müssen. Wir haben jede Menge Zeit. Eselskarren kommen uns am Fahrbahnrand entgegen, gelegentlich kreuzt ein Mopedfahrer, uralte LKWs aus Sowjetzeiten setzen sich ohne Ankündigung vom Seitenstreifen aus in Bewegung, eine alte Frau schiebt einen Leiterwagen, Pferde werden zum Viehmarkt getrieben. Links taucht ein großer Basar auf, bunt gekleidete Menschen schieben sich zwischen den Ständen entlang. Es dampft aus Garküchen und raucht vom Grill. Aus Lehmöfen zieht ein Zwiebel-Fleisch-Knoblauchduft herüber … Langsam rollen wir durch den Ort. Hinter einer Kreuzung stehen fünf Polizisten, winken uns heran. Toli und ich steigen aus, schütteln Hände. Dass wir zu schnell gefahren seien, versteht Toli, der etwas russisch spricht. Das hatte ich schon vermutet. Ganze 61 km/h waren wir schnell, und das mitten im Ort, sagen sie und zeigen uns eine Radarpistole, um ihre Behauptung zu untermauern. „Straff, Straff“ höre ich und zwinkere Toli zu, nicht zu schnell zu sein mit dem Bezahlen. Fünf Polizisten mit Kindern in der Ausbildung, das könnte teuer werden. Also biete ich allen eine Zigarette an, dann zeigen wir ihnen den Routenverlauf auf der Karte. Und während Toli seine Russischkenntnisse an die Männer bringt, stolz den Motor zeigt und eine Führung durch den Bus macht, lasse ich die Espressomaschine laufen. Schließlich stehen wir alle am Straßenrand, rauchen und trinken Kaffee. Die teure Ausbildung ihrer Kinder haben die fünf Polizisten vergessen.

Ein Polizist

Am Ende eines Dorfes steht ein einsamer Polizist im Schatten der Bäume. Als er uns heranrollen sieht, bewegt er sich zur Straßenmitte, winkt mit seinem Schlagstock. Ihn zu übersehen ist unmöglich. Also mache ich langsam und lasse die Scheibe herunter. Verwundert mustert er die Autonummer und den Bus. Vermutlich sind wir gerade mit 61 Sachen unterwegs und seine Kinder in der Ausbildung. Aber ich habe keine Lust auf eine Diskussion. Freundlich rufe ich ihm zu, dass wir jetzt nicht anhalten, sondern weiter fahren. Noch bevor er etwas begreifen kann, geht die Seitenscheibe hoch und wir düsen davon. Mit mindestens 61. Bis zu einem anderen Mal.

Aus Sicht des Fahrers: Grenzerfahrungen

von Hans-Peter Christoph

Wir rollen langsam auf die Grenze eines zentralasiatischen Landes zu, die lange Schlange der wartenden LKWs vor dem Schlagbaum überholend, der den Weg in den eigentlichen Zollhof blockiert. Neben dem vordersten LKW halte ich an. Soldaten, die die Grenze bewachen bedeuten mir, zu ihnen kommen. Händeschütteln reihum, „Welcome to ???-stan, Kontroll Maschinpassport“ heisst es. Ich hole meine Mappe mit den Papieren und wir gehen ins Häuschen des Schlagbaumwächters mit der großen Mütze und dem massigen Körper. So gut es geht unterhalten wir uns darüber, woher wir kommen und wohin wir fahren, welche Landsleute dabei sind und wie lange die Reise dauert. Zigaretten werden angeboten und ausgetauscht, ich bekomme einen Tee. Den „Maschinpassport“, also den Fahrzeugschein, interessiert keinen mehr. Eine gelöste Atmosphäre ist das, Zeit spielt keine Rolle. Dass meine Mitreisenden draußen im Bus sitzen und warten müssen, ist egal.

Nach etwa einer halben Stunde leert sich der Raum, ich bin alleine mit dem dicken Chef. Nun zeigt er mir auf den Fotos seines Smartphones seine zwei Kinder, die alle studieren und viel Geld kosten. Ich kann ihn mit vier Kindern zwar locker übertrumpfen, aber die Deutschen seien doch so reich, meint er. Er dagegen sei ein armes kleines Grenzwürstchen mit vielen Problemen. Das verstehe ich nur zu gut und weiss nun, worauf er wartet. Versuche erst mit zwanzig, dann mit vierzig, schließlich mit achtzig Dollars, seine Nöte zu lindern. Bei Hundert schließlich scheint er seiner Sorgen ledig, er strahlt, nimmt mich in den Arm, drückt mich, küsst mich links und rechts auf die Wange und wünscht uns gute Reise. Der Schlagbaum öffnet sich.

  Hansbier

Darauf ein Hans-Bier!

Ein Tag voller Überraschungen

von Adelheid

Angekündigt war ein chinesisches Frühstück, doch blieb der Tisch bis auf wenige Suppeneinlagen erst einmal leer. Wir warteten und warteten, die nette chinesische Bedienung schenkte eifrig Tee und Kaffee (!) ein, ansonsten tat sich nichts… Schon machten wir uns an die salzigen Kekse von Anke, neben der prächtigen Cremetorte ein Teil ihrer Geburtstagsgeschenke, als sich endlich der Tisch mit Köstlichkeiten füllte. In China wartet man eben, bis alle Gruppenmitglieder am Tisch sitzen…

Nun ging es von unserem mitten in einem Mischwald gelegenen Hotel zu Fuß zu den Maijishan-Grotten. Schon von weitem erblickten wir die besonders großen, in den Felsen gehauenen Skulpturen von Buddha und zwei seiner Gefährten. Je näher wir kamen, umso deutlicher erkannten wir die vielen Grotten und davor auf Eisentreppen die wie Ameisen wirkenden auf- und absteigenden Menschen. Als auch wir schließlich die Treppen erklommen, konnten wir immer neue große und kleine, ältere und jüngere (6. bis 10. Jahrhundert), farbige oder steingraue Lehmskulpturen betrachten, Buddhas  im Lotussitz mit verschiedenen Handgebärden und Boddhisattvas, Erleuchtete, die statt ins Nirwana einzugehen auf Erden bleiben, um den Menschen auf ihrem Weg beizustehen. Am eindrucksvollsten war die oberste Galerie, auf der überlebensgroße Figuren ohne durch Drahtgitter geschützt zu sein in die grüne, an Schwarzwaldberge erinnernde Landschaft blickten.

Damit war eigentlich das offizielle Programm beendet. Doch fast alle schlossen sich dem Vorschlag an, auf eine Anhöhe zu wandern und von dort oben die schöne Aussicht zu genießen. Zunächst ging es durch eine herrliche Frühsommerlandschaft mit sattem Grün, plätscherndem Wasser, Blumen und einer Unzahl von Schmetterlingen; selbst Walderdbeeren fehlten nicht, und  das Ganze wurde begleitet von unbekannten Vogelrufen. Dann wurde es beschwerlicher, steile Stufen führten in die Höhe, ließen uns langsamer werden, doch schließlich konnten wir den herrlichen Rundblick genießen. Ein freundlicher Chinese brachte uns sogar Tee in einer großen Thermoskanne aus seiner unweit gelegenen Behausung.

Inzwischen war unsere Gruppe um vier besonders Wagemutige geschmolzen. Sie wollten durch eine tunnelartige Höhle auf die andere Bergseite gelangen und dann wieder zu uns stoßen. Das glückte ihnen aber erst nach etlichen Kilometern Umweg durch das Unterholz… Aber auch der restlichen Gruppe erging es nicht viel anders: der Weg, den Hans-Peter das letzte Mal zurück gegangen war, war verschwunden, so dass auch wir Wiesen und Wald queren mussten, um den richtigen Weg zu finden. An der Andenkenmeile, unweit unseres Ausgangspunktes, trafen wir glücklicherweise alle wieder zusammen und jeder rühmte sich seiner Bergsteigertaten. Immerhin hatten wir ca. 600 Höhenmeter absolviert – und das in unserem doch vorwiegend zarten Alter von 60 plus!!!

Noch aber ging dieser erlebnisreiche Tag nicht zu Ende! Nach der Rückkehr ins Hotel – noch einmal waren Stufen zu bewältigen – stießen die einen auf Ankes Wohl mit süßem Rotwein an, während die anderen sich zur Ruhe begaben, bis wir dann alle das gute chinesische Abendessen verspeisten, zufrieden mit diesem abwechslungsreichen Tag.

Chinesisches Geburtstagsständchen für Anke: IMG_3136

Bilder und Video: Hans-Peter Christoph

Das Fürstengrab bei Jiayuguan – Die tibetische Klosteranlage Mati Si

von Adelheid

Am 26. Mai besuchten wir auf der Fahrt nach Zhangye eines von 18 unterirdischen Gräbern, das wohl einem Adeligen gehört hatte. Es bestand aus drei Grabkammern, von denen die ersten beiden mit bemalten Ziegeln ausgeschmückt waren. Auf diesen  waren in bunter Reihenfolge Szenen aus dem täglichen Leben der Menschen aus dem 6. Jahrhundertdargestellt:

Männer mit Schriftrollen, vermutlich Beamte, Bauern bei der Ernte, Jagdszenen, z. B. die Jagd mit Hunden und Vögeln, das Schlachten eines Schweins, das anschließend zum Ausbluten aufgehängt wird, Bratspieße, die dreizinkig von der Decke hängen, Frauen mit Kindern, Tiere wie Fasane, Ochsen und sogar ein Kamel. Ganz besonders anrührend fand ich die Darstellung einer Dienerin, die einen Spiegel hält, damit ihre Herrin sich ihre kunstvolle Frisur von hinten betrachten kann;das ist zumindest meine Interpretation …

Fürstengrab Adelheid

Außer uns haben an diesem Sonntagvormittag nur wenige dieses interessante Denkmal besichtigt.

Am Montag eine Fahrt aus dem warmen Zhangye in die kühlen Berge, nur 60km entfernt, aber fast 20 Grad kälter. Bei leider diesigem Wetter wandern wir durch eine wunderschöne Frühlingslandschaft mit grünen Bäumen und Sträuchern, Vogelgezwitscher, einem sprudelnden Bach und vor allem einem Teppich aus blauen wilden Iris. Wir gehen entlang an in den Felsen gehauenen Gebetsnischen und Stupas, sehen die bunten Gebetsfahnen im Wind wehen und  kommen schließlich zu mehreren übereinander angelegten Grotten, die über Stufen miteinander verbunden sind. Dort pflegen noch heute wenige Mönche den tibetischen Buddhismus ebenso wie in den Grotten ca. 4km weiter in das von hohen Schneebergen gesäumte Tal hinein.

Leider bezieht sich nun der Himmel immer mehr, so dass wir uns erst einmal mit gebratenen Nudeln oder Nudelsuppe aufwärmen, bevor wir mit einem hiesigen Bus in kühner Bergfahrt die restlichen Sehenswürdigkeiten anfahren.

Zum Glück! Denn es bricht ein Gewitter los mit starkem Regen und Hagel und die zeitweilige Temperatur von 4 Grad sollte bei allen Daheimgebliebenen für Genugtuung sorgen…

Adelheid

Auf der “ Großen Mauer “

von Lothar

Die Fahrt nach Jiayuguan führt uns zunächst zur 1372 erbauten Festung, die am Ende der Größen Mauer, den westlichsten Punkt der damaligen Verteidigungsanlagen des chinesischen Reiches markierte. Enorme Restaurierungsmaßnahmen sind unternommen worden, um die Anlage in ihrer alten Form wieder aufzubauen, und sie sind noch nicht abgeschlossen, vor allem im Innenbereich gibt es noch viel zu tun. Die Anlage selbst mit ihren Schießscharten, den Wachtürmen für die Bogenschützen, den Rundläufen und den inneren Mauern, die z.T. noch aus der damaligen Zeit stammen, zeigen, mit welchem Weitblick damals geplant und gebaut wurde. Imponierend auch die gesamte Höhe der Festung.

Anschließend geht’s 7 km weiter, zu den Resten der Großen Mauer. Natürlich müssen wir da hoch, zum höchstgelegenen Wachturm, der uns dann nicht nur einen wunderbaren Blick über den Mauerverlauf ermöglicht, sondern auch auf die umliegende Bergwelt, die dort beginnende Wüstenregion und die Industriestadt Jiayuguan. Und wer den Weg bis zum Wachturm geschafft hat, kann von einem besonderen Erlebnis berichten und viele imposante Bilder mit nehmen, wenn nicht gerade, wie bei mir, die Batterie den Dienst versagt.

Toli hat wieder tolle Aufnahmen für Euch, da brauche ich eigentlich gar nicht zu berichten.

Als ehemaliger Berliner hätte ich nicht gedacht mal etwas positives über eine Mauer zu sagen.

Tschüss also, bis zur nächsten Meldung.

Lothar

 

Turfan – Hami – Dunhuang

von Lothar

In Turfan besichtigen wir die unterirdischen Kanalanlagen, die noch heute von Bedeutung sind, um die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Wir wandern durchs Traubental und kosten und kaufen die in Unmengen angebotenen getrockneten Trauben der verschiedenen Rebsorten. Verflüssigt werden die Trauben nicht.

Wir fahren zu den „Flammenden Bergen“ , die wir leider nicht im Abendlicht erleben, sonst hätten wir die Namensgebung gut nachvollziehen können. Weiter geht’s zu den Grotten von Bezeklik, die Anfang des 20. Jhdt von dem deutschen LeCoq entdeckt und geplündert wurden und in den letzten Kriegsjahren in Berlin dann zertrümmert wurden. Ein guter Teil der Grotten ist erhalten und die Originalmalereien sind wirklich sehenswert, wobei auffiel, dass häufig die Gesichter zerkratzt waren. Dann machen wir einen Abstecher zum Emin- Minarett, dessen in schlichter Bauweise 1778 erbauter, 37 m hoher Turm, zu den eindrucksvollsten Bauwerken entlang der Seidenstraße zählt. Am Abend stoppen wir dann noch bei der Ruinenstadt Jiaohe, die auf Plateau liegt und durch klar erkennbare Weg – und Gebäudestrukturen den Eindruck vermittelt, dass es schon damals ganz klare Hierarchiestufen gab. Man ist versucht nachzuvollziehen, wie das wohl vor 2200 Jahren wirklich war.

Durch die Schwarze Gobi, vorbei an Ölbohrfeldern, Windrädern und Sonnenkollektoren erreichen wir Hami, ein Ort der uns kein Glück bringt, denn als wir zu einer Bergtour unterwegs sind, wird unsere Windschutzscheibe von einem Steingeschoss demoliert und Toli entscheidet: Umkehren. Nun haben wir plötzlich Freizeit und jeder geht seinen Lieblingsgewohnheiten nach. Basar, Basar, Basar; nee, denkste, weit gefehlt. Ich hatte nämlich berichtet, wie toll die Fussmassage mir gefiel, am Vortag. Nun wollte ich meine Freizeit wieder so nutzen und stellte fest, dass ich keinen Termin bekam. Beim Abendessen berichten dann 5 unserer Frauen von der herrlichen Fußmassage durch die kleine, zierliche, ja fast zerbrechlich wirkende Chinesin. Jetzt war mir alles klar: Es gab nur eine Masseurin.

Toli hat die Scheibe einer Notoperation unterzogen (Teufelskerl) und wir können nach Dunhuang aufbrechen, immer durch die Wüste, zu den „Singenden Dünen“. Das Silke-Road-Hotel begrüßt uns und von der Terrasse aus bestaunen wir die Dünen.

Nach Besichtigung der Mogao-Grotten, von deren 492 Höhlen 30 den Touristen zugänglich sind und deren buddhistischen Statuen und Malereien unsere ganze Aufmerksamkeit erfordern, ist der Abend den Dünen vorbehalten. Einige lassen es sich nicht nehmen, über die Kämme nach oben durch den Sand zu stampfen, andere bevorzugen Kamele, wieder andere wandern zum Mondsichelsee, der Oase in den Dünen. bei untergehender Sonne übertreffen wir uns beim Bilderschießen, bis wir uns alle erschöpft auf der Hotelterrasse dem flüssigen Brot hingeben.

Den nächsten Tag – Ruhetag – nutzt jeder für sich und ich zum Nachdenken darüber, was ich den Bloglesern schreibe.  Der Abend im Dunhuanger Abend-Nachtleben wird ausgesprochen lustig. Einzelheiten bleiben geheim.

Bis bald wieder.