Panamericana

Beitrag von Ina Jander

In Anchorage

Wir sind in Anchorage, heute kommen unsere Gäste an, morgen startet unser Nordamerikateil.

Der Bus steht noch in Tacoma im Zoll. Es gäbe viel dazu zu sagen, und ich denke, Hans-Peter wird zu gegebener Zeit auch ganz schön viel dazu sagen.

Momentan sind viele Menschen damit beschäftigt, auf verschiedenen Ebenen und über viele unterschiedliche Kanäle, eine „Release“ des Busses aus dem Zoll zu erwirken.

Bis es soweit ist, geht unsere Tour nun mit einem angemieteten Fahrzeug an den Start. Der Bus ist zwar ein wichtiger Teil dieser Reise, aber auch nicht der einzige und auch nicht der Hauptdarsteller, jedenfalls nicht immer (Toli verzeih mir, aber es ist so!).

Die Landschaften und Gegenden, die wir durchfahren, die Naturparks und Städte, die wir besuchen werden, unsere Reisegäste, die vielen menschlichen Begegnungen unterwegs und nicht zuletzt die Begleitung durch unsere Leser, Freunde, Mitreisende, Familienangehörige und Busfans sind ebenso wichtige Bestandteile dieser Reise. Und immer wieder die unschätzbare Lern-Erfahrung, dass in fremden Ländern wirklich andere Sitten herrschen, dass wir herausgefordert sind, unsere Aufgeschlossenheit und Flexibilität und Toleranz auf die Probe gestellt werden. Man lernt auch, wie sehr die eigenen meist unbewussten Erwartungen die tatsächlichen Erfahrungen dann färben, ob man mit etwas klar kommt oder ob man es unmöglich und unzumutbar findet.

Der Flug nach Alaska war wunderbar: da wir erst am Vortag gebucht hatten, bekamen wir keine Plätze nebeneinander mehr, dafür hatten wir beide je einen Fensterplatz. Es hatte keine Wolkendecke oder nur ganz sporadisch, so dass man alles sehen konnte. Einen letzten Blick auf Mt. Rainier, der an diesem klaren Tag wieder majestätisch und unwirklich über der Ebene schwebte, Downtown Seattle, das plötzlich ganz klein schien, Discovery Park, an dem wir einen Nachmittag lang gewandert waren und der nun wirkte wie der Vorgarten eines mittelgroßen Hauses. Man sieht die quadratische Anordnung aller Ansiedlungen und versteht spätestens jetzt, dass für einen Amerikaner die Entfernungsangabe „just down two block“ im ganzen Land eine Größe ist, mit der er etwas anfangen kann.

Aus Flugzeugperspektive hört die Besiedelung nicht weit hinter Seattle bald auf und wir schauen auf bewaldete Inseln, Fjorde, auf den Gewässern winzige Schiffe, von so weit oben oft nur an der weißen Heckwellenspur zu erkennen, auf schneebedeckte Bergketten und kurz vor Anchorage dann viele Gletscher die in alle Richtungen fließen. Keine Straßen, keine Häuser, auf dem Meer keine Boote. Und dann schlängelt der erste Weg wieder durch das Grün oder einem Berghang entlang, und sehr schnell kommen noch welche aus anderen Richtungen dazu, Häuser und Bootsstege, und schon schaut man wieder auf die „Zivilisation“ hinab. Sehr interessant und spannend. Ganze andere Zusammenhänge erschließen sich mir.

Anchorage in Alaska ist für uns wieder kuriose Erfahrung. Dass auch hier Sommer ist, wissen wir natürlich, die Tour ist so geplant, dass wir immer im Sommer fahren. Trotzdem verbinde ich mit Alaska eher niedere Temperaturen, auch im Juli. Vorsichtshalber nehmen wir die Anoraks ins Handgepäck, man kann ja nicht wissen.

Ins Flugzeug steigen drei Männer im Holzfällerformat: groß, bärtig, kariertes Hemd, Jeans und breiter abgewetzter Ledergürtel, klobige Schuhe, flanellige Schildkappe und kein Handgepäck – so hab ich mir das vorgestellt. Aber nur diese drei entsprechen meinem Bild. Das Gros der Passagiere trägt ärmellose T-Shirts und Flipflops. Viele von ihnen wirken nicht wie Touristen, sondern wie Menschen, die nach Hause fliegen, die also genau wissen, was für Temperaturen sie erwarten. Und tatsächlich, in Anchorage ist es heiß! 84 grad Fahrenheit sagt mir der Taxifahrer, keine Ahnung wieviel das in Celsius ist, aber es fühlt sich an wie mindestens 28, ich bin viel zu warm angezogen. Nebenbei erzählt der Taxifahrer auch noch – er hat einen das Herz erwärmenden vertrauten mediterranen Akzent! – dass Alaska 700 Tausend Einwohner hat und 450 Tausend zugelassene Privatflugzeuge. Mehr als Autos. Er scheint zufrieden, denn wir sind gebührend und wirklich beeindruckt, bestimmt erzählt er das allen Touristen und erzielt immer diese Wirkung.

Unserem Reiseleiter Uli Lehmann kommt das etwas unverhältnismäßig vor, er recherchiert im Internet und meint, es könnte sein, dass man eine Null abstreichen sollte. Schade. Mir hat die Geschichte des Taxifahrers besser gefallen.

In Anchorage ist es nicht nur heiß sondern auch ewig hell, wir sitzen noch bis elf Uhr auf einer Terrasse mit Blick aufs Meer und merken gar nicht wie spät es schon ist, es fühlt sich an wie höchstens zwanzig Uhr.

Dafür sind wir kurz nach vier wieder wach, es ist schon so hell, daß im Hotel nebenan die Beleuchtung am Schriftzug ausgemacht wird.

In amerikanischen Hotels gibt es normalerweise kein Frühstück, man geht Frühstücken oder holt sich einen Kaffee „to go“ und irgendwas Süßes aufs Zimmer. Offiziell beginnt unsere Reise morgen, am 26. Juli. Wir sind schon 2 Tage eher da und müssen dafür in einem anderen Hotel unterkommen, unser Tourhotel ist ausgebucht. Dort wird es Frühstück geben. Hier in diesem auch, aber für uns Europäer echt gewöhnungsbedürftig – mal wieder! Es gibt Bagels und Toast und sogar einen Toaster, Butter, Marmelade, Philadelphiakäse, pappsüße Müslis, aber frische Milch. Leicht klebrige Muffins (find ich gut!) und Puddingschnecken, dazu Kaffee und Tee und mein Favourite: zwei Riesenpumpflaschen Coffeemate in den Geschmacksrichtungen „French Vanilla“ und „Hazelnut“ beide mit natural und artificial flavors. Schauderhaft.

Soweit alles ok, es ist nur sehr eng, jeder schmiert sich in einem Zweiquadratmeter Küchelchen seine Stulle bzw bewacht seinen Toast, dann stellt man sich irgendwo im Vorraum der Rezeption an die Wand, wo ein Bord für eben diesen Zweck angebracht ist und leider auch nur wenigen Menschen Platz bietet. Die deutsche Frühstücksgemütlichkeit leider weit und breit nicht in Sicht. Hier ist es ein Glück, dass die Amerikaner diesbezüglich nichts zu vermissen scheinen, sie bringen die Nahrungsaufnahme erstaunlich zügig hinter sich und sind auch schon wieder weg. So können wir Deutschen nun noch etwas gemütlich am Pseudotresen lehnen und uns Zeit lassen.

Bin gespannt, wie das in den anderen Hotels sein wird und welche lieben Angewohnheiten ich noch loslassen muss? Was ich eigentlich begrüße und als Lernerfolg beim Reisen verbuche, nur in der konkreten Situation fehlt mir gelegentlich diese Größe.

Übrigens ist jetzt 23:23 Uhr und es ist immer noch hell, die Sonne ist erst vor kurzem untergegangen.

In Seattle

Beitrag von Ina Jander

 waterfront

Da wir nun schon seit einer Woche hier sind, hatten wir auch Gelegenheit, die für unser Zimmer zuständige Cleaning Lady etwas kennen zu lernen. Sie kommt aus Puebla in Zentralmexiko und ihr Englisch ist nicht besser als unser Spanisch. Sie freut sich, dass wir wissen, dass es in Puebla ein grosses VW-Werk gibt. Daß wir aus Deutschland kommen findet sie „uii, muy lejos!“ –  sehr weit weg! Sie selbst ist hier in Seattle aber auch recht weit von daheim. Eine mittelamerikanische Cleaning Lady hätte uns in San Diego nicht gewundert, hier, so knapp unterhalb Kanadas, jedoch schon ein bisschen.

Neulich verbrachte ich einen ganzen Tag „draußen“, ich hatte ein großes Bedürfnis nach Natur. Seattle ist, wie wir schon schrieben, eine schöne und lebenswerte Stadt („the most livable city of the US“), viele Straßen sind von gut gepflegten Bäumen gesäumt. Sie hat auch eine traumhafte Umgebung, doch dafür muss man ins Auto steigen. In allen Städten, die wir auf der Seidenstraße besucht haben, gab es immer schöne angelegte und gepflegte Parks in jedem Viertel, so dass alle Menschen immer die Möglichkeit haben, sich im Grünen aufzuhalten und zu erholen. Selbst im Moloch Teheran findet sich für jeden in fußläufiger Entfernung eine Grünanlage, und sei sie noch so klein. Und diese Anlagen werden von den Menschen angenommen, sie sitzen dort, treffen Freunde, stärken sich mit einem Glas Tee oder picknicken gleich mit der ganzen Großfamilie.

Hier in Seattle gibt es das nicht, und wir haben für uns in fußläufiger Entfernung vom Hotel noch keinen direkten Zugang zum Wasser gefunden, obwohl wir keine 200 Luftlinie vom Meer entfernt wohnen. Die sogenannte „Waterfront“ besteht aus vielen Piers auf Pfählen, von denen einige für Restaurants genutzt werden.  Direkt dahinter führt die Stadtautobahn zweistöckig auf Pylonen und teilweise direkt am Wasser entlang, und eine erstaunliche große Zahl von Gebäuden in der ersten Reihe zum Wasser sind Parkhäuser!

Allerdings liegt nur 20 Gehminuten von unserem Hotel das Seattle Center: hier fand 1962 die Weltausstellung statt, das Gelände wurde im Laufe der Jahre zu einem Entertainment Center ausgebaut, hier finden viele Veranstaltungen statt und hier gibt es viel Grün. Und hier befindet sich die International Fountain!  Sie wurde vor über 50 Jahren für die Expo  als moderne Wasserskulptur geschaffen, 1995 neu gestaltet und ist ganzjährig in Aktion. Begleitet von sogenannter „Weltmusik“, die auf sie abgestimmt ist, durchläuft sie mit ihren vielen unterschiedlichen  Düsen mehrere Zyklen. Das klingt langweilig, ist es aber nicht. Die Menschen haben einen Riesenspaß mit ihr, Kinder und Erwachsene gleichermaßen, wie mit einem großen, gutmütigen, verspielten, lebendigen Wesen. Ich  konnte mich kaum losreißen, habe zugesehen, mit welcher Freude alle sich in ihrer Nähe aufhalten, mit welcher Spannung erwartet wird, welche Düsen wann und wo und wie heftig Wasser ausstoßen werden. Zum Schluß bleibt keiner trocken, selbst die Zauderer und Zuschauer vom Rand sind bald nass. Und die Musik, die aus vielen Lautsprechern kommt, gehört wirklich dazu, paßt wunderbar, ist Teil des Geschehens. Die Menschen kommen mit Picknicktaschen, Decken, der ganzen Familie und bestimmt haben alle trockene Kleidung zum Wechseln dabei und verbringen den Tag hier. Neben mir lagerte eine indisch-amerikanische Oma mit Tochter und kleiner Enkelin. Anscheinend kommen sie häufig her, die Oma bezog die Fountain wie eine anwesende Person ins Gespräch mit ein „oh look what the fountain does“  – „the fountain is quite wild today“ –  „oh, now it is all tired!“

Das ist ein richtig gutes Kunstwerk 🙂 – ich bin völlig verzaubert!

Seattle Fountain

http://www.seattlecenter.com/locations/detail.aspx?id=8 

Hier bei der Fountain, aber auch sonst überall und immer wieder in der Stadt fällt uns auf: erstens sind unglaublich viele Menschen großflächig und oft farbenprächtigst tätowiert, auch solche, bei denen man es eher nicht erwarten würde. Ich wüsste zu gerne, ob es sich dabei um bleibende oder eher temporäre (abwaschbare?) Kunstwerke handelt. Habe bisher noch nicht den Mut/die Gelegenheit gefunden, jemanden zu fragen.

Zweitens fällt auf, dass die Amerikaner offenbar ein anderes Temperaturempfinden haben als wir. Wenn wir in Jeans, Schuhen und Strümpfen und leichter Jacke nicht schwitzen, geht die Mehrzahl der Leute in Flipflops, kurzen Hosen/Röcken, Spaghettitops/Blüschen einher. Morgens beim Frühstück im Freien sitzen die Damen in leichtesten Kleidchen im frischen Morgenwind, und man sieht, daß sie nicht frieren!

Vielleicht sind wir in 4 Wochen, wenn wir durch Alaska und Kanada gefahren sind, und wieder in die USA einreisen, ebenso abgehärtet?

Ina

 

Randnotizen eines USA-Novizen

Beitrag und Fotos von Hans-Peter Christoph

Im Restaurant

Meine größte Befürchtung war, dass ich in den USA nichts zu essen bekomme.

Ich bin kein Freund von Fastfood, und bevor ich im Kettenlokal einen Hamburger esse, esse ich lieber gar nichts. Auf die Idee, dass es außer Fastfood-Lokalen auch ganz viele richtige Restaurants geben könnte, bin ich gar nicht gekommen. Aber ich hatte vor meiner ersten Chinareise auch geglaubt, Chinesen würden Fahrrad fahren und seien alle gleich gekleidet.

Zum Glück kann ich mich weiterbilden! So sind wir bereits einige Male richtig gut essen gewesen. In der Markthalle, drum herum, in der Stadt und unten am Wasser gibt es eine Vielzahl an Restaurants, die alles verarbeiten, was der Pazifik zu bieten hat. So kam ich bereits mehrfach in den Genuss von frischesten Austern, wobei mich dann die Frage, ob ich Tabasco dazu wolle, doch etwas befremdet hat. Wer Fisch und Meeresfrüchte mag, kommt hier voll auf seine Kosten! Darüber hinaus herrscht ein wildes Durcheinander an den verschiedensten Gerichten, ob es nun um Pasta geht, um Suppen oder Salat, um französische Patés oder um Fleischgerichte mit Gemüse. Meine Sorgen waren unbegründet. Dazu baut man hier im Staate Washington Wein an und aus, der teilweise ein richtiger Hochgenuss ist. Schön, sich durch die ganzen lokalen Produzenten probieren zu können, die vielen französischen, italienischen, chilenischen, australischen, spanischen oder deutschen Weine, die die Weinkarten dominieren, braucht es für mich nicht. Die kalifornischen auch noch nicht. Die trinken wir, wenn wir dort sind. Oder in Alaska …

Rauchen

Auch geraucht wird hier immer noch. Nicht in Lokalen, auch nicht, wenn die Tische im Freien stehen. Aber man sieht Raucher an der Bushaltestelle, man sieht Leute, die in ihren Autos rauchen, man sieht sie auf den Gehwegen und etwas entfernt in der Nähe von Eingängen zu Gebäuden, wenn darauf hingewiesen wird, dass der Eingangsbereich ein Sperrbezirk ist.

Dennoch lässt sich eine klare Nichtraucherpolitik ausmachen. Wenn ich hier im Hotelzimmer rauchen würde, müsste ich sofort 250 $ Strafe bezahlen, die „Reinigungskosten“ übernehmen und würde sofort rausfliegen. Dass ich darüber informiert bin, musste ich noch vor dem Einchecken unterschreiben.

Zeitung

Damit wir auch unterwegs informiert sind und nicht völlig abgehängt sind von dem, was in Freiburg läuft, haben wir ein digitales Abo für die Badische Zeitung. Damit lässt sich die gedruckte Ausgabe ab 22 Uhr MEZ auf’s iPad laden. Aufgrund des Zeitunterschiedes können wir dadurch hier bereits ab mittags 13 Uhr (in Deutschland ist es dann 22 Uhr) lesen, was morgen in der BZ steht. Witzig, heute schon einen Blick in die Zeitung von Morgen zu werfen.

Der Markt

Ein wahres Eldorado ist die Markthalle von Seattle! Sieben Tage die Woche geöffnet, mit allem, was Farmer, Fischer und Metzger zu liefern imstande sind, inklusive einem großen Angebot an Bioprodukten und aus nachhaltiger Fischerei. Eine Vielzahl an Lokalen und Geschäften der unterschiedlichsten Herkunftsnationen dieses Schmelztiegels haben sich in den Straßen darum herum etabliert. Im bayrischen Laden gab es gestern als Tagesessen Schnitzel mit Spätzle und Rahmsoße „to go“ oder zum dort essen, und alles, was  man bei uns z.B. im EDEKA findet, ob das Puddingpulver von Dr. Oetker ist, Schwarzwälder Schinken, eingelegte Gurken,  Rot- und Sauerkraut, Soßenpulver oder Ritter Sport Schokolade. Alles, was man nicht braucht, alles, außer Tannenzäpfle. Daneben ein italienischer Supermarkt mit sicher 20 verschiedenen Olivenölen und einer Wein-, Wurst- und Käsetheke, die manchem Großstadtladen in Italien zur Ehre reichen würde. Wirklich, man braucht hier nicht zu verhungern, wenn man keine Burger mag, aber auch nicht, wenn man auf den Italiener und den Deutschen verzichten kann.

Preisauszeichnung

Etwas befremdlich ist, dass meist nur Nettopreise angegeben sind. Sowohl im Supermarkt, im Kleidergeschäft oder im Spezialitätenladen, aber auch, wenn man schnell zwischendurch einen Kaffee trinkt. Immer kommt noch die Steuer dazu, evtl eine Servicecharge, im Restaurant wird außerdem noch ein Trinkgeld von 15- 18 % erwartet, so dass dort aus vermeintlich 20 $ schnell auch 30 $ werden und der Espresso nicht 2,50 sondern 3 $ kostet.

Interessant war, dass ich im Supermarkt, als ich eine Flasche Wein erstehen wollte, erst meinen Personalausweis vorzeigen musste. Auf meine Frage, ob man mir nicht ansehe, dass ich älter als 18 sei, meinte die Verkäuferin, die sicher nicht älter als meine jüngste Tochter war, dass sie zur Kontrolle verpflichtet sei. Welch ein Glück, dass ich meinen Pass dabei hatte!

Straßenverkehr

Zumindest hier in Seattle dominieren Klein- und Mittelklassefahrzeuge das Straßenbild. Viele Fiat 500 sind zu sehen, Minis, jede Menge Beetles, alle Arten an japanischen und koreanischen Klein- und Mittelklassefahrzeugen. Dazu kommen BMWs, Volvos, Mercedes und einige amerikanische Schlitten, die die Mittel- und Oberklasse dominieren, aber alles keine Monstertrucks oder Riesenlimousinen wie ich mir das ausgemalt hatte. Es sind auch nicht die neuesten Modelle, sondern alles scheint etwas in die Jahre gekommen, es sieht kaum anders aus als in Mitteleuropa, eher bescheidener. Natürlich gibt es Riesenautos und Riesen-SUVs, aber kaum mehr als bei uns. Ich komme nicht umhin, die Situation hier mit mit China vergleichen: Dort sind im Verhältnis viel mehr Riesenschlitten unterwegs als in Europa oder hier in Seattle.

Fahrradtransport im ÖPNV: Jeder Bus, egal ob er im reinen Stadtverkehr unterwegs ist, ob als Hybridbus, Oberleitungsbus oder mit Dieselmotor im Regionalverkehr über die Stadtgrenzen hinaus in die Städte der Umgebung, hat einen Fahrradständer! Und zwar vorne, so dass der Fahrer sieht, wenn sich jemand an der Haltestelle daran zu schaffen macht, denn die Benutzung übernimmt der Fahrgast selbst. Geniale Idee, super System, geht ganz leicht zu bedienen. Etwas unverständlich bei dem hiesigen Sicherheitsdenken ist mir allerdings, dass der Ständer tatsächlich vorne angebracht ist. Bei einem Unfall könnten gerade Fußgänger oder Rad- und Motorradfahrer durch die hervorstehenden Teile schwer verletzt werden.

Freundlichkeit

Die Menschen hier sind so freundlich, wie man das in Reiseführern liest. Das wirkt auch gar nicht aufgesetzt, sondern echt und ehrlich und wir hatten schon viele nette Begegnungen dadurch. Sei es beim Studium der Speisekarte, wenn man erklärt bekommt, wie etwas zubereitet wird, oder dass man gefragt wird, ob man noch heißes Wasser brauche, um den Tee erneut aufzugießen. Oder wenn man jemandem eine Frage stellt, sei es nach dem Weg, wann der Laden öffne oder schließe, wo man etwas Bestimmtes bekomme oder wie weit es bis da und dahin sei und welche Strecke die interessanteste… Oder als ich die Fotos von den Bussen mit Fahrradträgern machte: Ein Busfahrer sah meinen interessierten Blick an der Haltestelle, sprang heraus und demonstrierte mir ungefragt die Technik.

Die Menschen sind nicht nur freundlich, sie sind auch nicht so dick, wie ich mir das vorgestellt hatte. Natürlich gibt es diese ganz unglaublich dicken Menschen, aber die Mehrzahl ist absolut im Normalbereich. Interessant ist, dass man hier immer noch Wert darauf legt, sonnengebräunt zu sein, dabei dachte ich, diese Mode sei längst vorüber und die Menschen achteten auf die Gesundheit. Braungebrannte Menschen gibt es massenhaft und viel mehr, als der Titel von Seattle als „Rain City“ vermuten ließe. Die Zahl der Sonnenstudios erstaunt deshalb nicht. Für uns etwas ungewohnt, da wir aus China kommen, wo schneeweiße Haut das Nonplusultra ist und niemand auf die Idee käme, sich der Sonne auszusetzen, oder wenn es sein müsst, dann nur mit Sonnenhut, Sonnenschirm und dick eingecremt. Übrigens ist das Wetter hier sommerlich warm und trocken, die Sonne scheint, aber die Temperaturen überschreiten die 25 Grad nicht. In der Ferne sind im Südosten der 4000 m hohe Mount Rainier auszumachen und Richtung Westen die Olympic Mountains, die genau wie der Olymp in Griechenland mit Schnee bedeckt sind.

Schön, dass wir hier sind!

 

 

Von Freiburg nach Seattle: der Weltreise amerikanischer Teil

Von Ina

Unser Bus soll am 11. Juli in Tacoma / Seattle ankommen und muss dort registriert werden. Deshalb fliegen wir am zehnten in die USA. Kurz nach fünf Uhr morgens verlassen wir Freiburg und kommen schon um halb eins mittags in Seattle an, daheim ist es allerdings schon 21.30 Uhr, die Zeitdifferenz beträgt neun Stunden.

Die Einreise verläuft völlig unspektakulär, dabei hatten wir uns im Vorfeld einige Sorgen gemacht, jeder wusste aus eigener Erfahrung oder vom Hörensagen eine andere schlimme Geschichte zu berichten von der Unfreundlichkeit, der Strenge und Humorlosigkeit der Immigration Officers. Wir beide hatten keinen „ordentlichen“ Rückflug vorzuweisen und waren nicht sicher, ob man uns die Story von der Busweltreise abnehmen würde. Aber das alles war dann gar nicht wichtig: der junge Officer schien eher gelangweilt als streng und unmenschlich, wir mußten zwar die Abdrücke aller zehn Finger abgeben (NICHT auf schwarzer Stempelfarbe!), die Schuhe durften wir aber anbehalten, wurden nicht mehr abgetastet, mussten auch das Gepäck nicht mehr öffnen und sogar mein selbstgenähtes Dinklespreureisekopfkissen war nicht dem Landes-Seuchenschutz zum Opfer gefallen. Wir waren erleichtert, trotz Hans-Peters unschöner Vermutung, dass wir wahrscheinlich viel zu seriös und alt wirkten um irgendwie irgendjemandes Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Wirklich nicht schön. Aber wir sind drin!

Sobald wir die Telefone einschalten dürfen, ruft Hans-Peter beim Hafenmeister in Tacoma an, er will wissen wie es mit dem Bus steht. Aber vor morgen Mittag geht da nix.

Also nicht zum Hafen, sondern im Mietwagen zum Hotel. Es ist einfach sehr entspannend, mit einem Berufsfahrer unterwegs zu sein! Hans-Peter kann sofort mit dem Automatikgetriebe und dem Navi umgehen, auch der Verkehr des uns noch fremden Landes schreckt ihn nicht, er geht gleich auf die Überholspur. Wir verfahren uns nur ganz wenig und sind um drei Uhr nachmittags (bei euch Mitternacht) im Hotel.

Seattle ist eine schöne Stadt, auf uns wirkt sie sehr europäisch, es gibt viele kleine Geschäfte, die Menschen sind gekleidet wie bei uns und kommen uns sehr vertraut vor (was hatte ich mir vorgestellt?!), unten am Wasser steht eine lange Markthalle mit sehr guten Lebensmitteln, überall Restaurants, die Preise recht gehoben. Oder kommt uns das nach Asien nur so vor? Wir machen aber nur einen kleinen Bummel, sind recht müde und nicht mehr so aufnahmefähig. Auch Essengehen überfordert uns jetzt. Deshalb trinken wir in einem winzigen, liebevoll gestaltetem Gartenlokal zwischen Hochhäusern ein Gläschen Wein. Die Karte bietet etliche europäische Weine, wir würden gerne einen aus der Gegend trinken und denken dabei an Kalifornien. Der Chef erklärt nicht ohne Stolz, dass er auch Weine aus Washington (dem hiesigen Bundesstaat) hat, den probieren wir gerne. Mein Rosé ist gut, Hans-Peters Roter hat eine Farbe und den Geschmack wie „früher –  selbstgemacht“, aber gut. Unsere interessierte Frage, seit wann denn im Staate Washington Wein angebaut wird, versteht der Scheff möglicherweise etwas falsch, denn er reagiert ganz leicht angestochen: oh, schon seit den Siebzigern werde hier Wein gemacht  „and so it has quite a history and is quite developed“. Wir hatten nicht europäisch überheblich sein wollen.

Während ich das schreibe, sitze ich seit mehr als 3 Stunden im Hafen von Tacoma im Auto, direkt hinter dem Eingang zu Terminal 7. Natürlich konnte Hans-Peter heute morgen nicht bis Mittag warten (der Bus ruft!), sondern wir brachen nach dem Frühstück nach Tacoma auf. Der Bus ist über GPS zu orten, wir wissen also genau wo er steht. Dort fahren wir hin und stehen nun also an Terminal 7. Wir können den Bus sehen, es liegen nur ca. 300 m Luftlinie zwischen ihm und uns, aber wir dürfen nicht zu ihm. Das tut fast ein bisschen weh. Hans-Peter führt unendliche Telefonate mit vielen Leuten, es scheint ihn einer an den anderen zu verweisen, die einen sind in Besprechungen, die anderen in der Pause, wieder andere können erst in Aktion treten, wenn der Frachtbrief abgegeben ist! Und genau deshalb sind wir hier, wir möchten den Frachtbrief an die richtige Person übergeben. Aber das ist außerordentlich schwierig. Keiner will ihn haben. Ich bewundere Hans-Peters Ruhe und Geduld während der Gespräche, er läßt sich nicht anmerken, wie angespannt er tatsächlich ist.

Also gehen wir erstmal Mittagessen in einen Diner „down the road“ und stellen beide fest, dass solche Kneipen überall sehr ähnlich sind, das Essen zwar nicht fein, aber oft gut und herzhaft, die Wachstischdecke ebenso klebrig wie die Pfeffer- und Salzstreuer, dafür ist die Bedienung sehr freundlich und familiär, die Gäste nett und äußerst hilfsbereit und auskunftsfreudig. Und dass wir uns in diesem Augenblick, wo alles andere so kompliziert ist, hier sehr wohl fühlen.

Inzwischen sind noch viele weiter Stunden vergangen, bei Terminal 7 war auch nach dem Essen nichts zu erreichen, so sitzen wir nun im Wartezimmer der Port Clinic, Hans-Peter muss sich einem Gesundheitscheck unterziehen, damit er in den USA Busfahren darf. Man hat uns auf eine gewisse Wartezeit vorbereitet, da er ja keinen Termin hatte …

Wenigstens gibt es hier im Hafen jede Menge Lastwagen, Trucks, zu bewundern, auf die HP sich so gefreut hatte. Aber er ist fast enttäuscht, er hatte sie sich viel größer und imposanter vorgestellt. Aber „der Sound ist gut!“. Immerhin.

Etwas für Zwischendurch…

Jemand da? Wie schön! Für alle, die auch jetzt, wo der Bus auf dem Frachtschiff unterwegs nach Alaska ist, ab und zu in den Blog schauen, haben wir ein hübsches Video vom Weltreisebus auf der Seidenstraße. Die spektakuläre Gegend ist im Westen Chinas in der Nähe von Turfan. Viel Spaß beim Anschauen und danke für Eure Treue!  Zum Video

Die längste Etappe

von Hans-Peter Christoph

Gestern Morgen in Shanghai war die Welt noch in Ordnung. Um halb sieben gingen wir runter zum Frühstück und bestellten auf halb acht ein Taxi, das uns zum Flughafen bringen würde. Pünktlich fuhren wir los, erreichten ohne Staus den Flughafen, hatten dort noch massig Zeit, bis unser Flieger ganz nach Plan um 11.55 h Ortszeit abhob. Pünktlich erreichten wir nach knapp 12 Stunden Flugzeit um 18.05 h MEZ Frankfurt.

Mit etwas Glück würden wir den Zug nach Freiburg um 18.53 h schaffen, der um 22.15 Uhr in Freiburg ankommen würde. Dachten wir. Dann würde es auch noch für ein kleines Bier im „Babeuf“ in der Nachbarschaft reichen.

Um 18.40 h sind wir auch schon am Schalter der Bahn, um unser Ticket nach Freiburg zu lösen. „Nehmen Sie den Zug um 19.53 h, der, der jetzt fahren soll, hat Verspätung und Sie erreichen den Anschluss in Mannheim nicht“, rät uns der freundliche Mann am Schalter. Machen wir, keine Frage, stärken uns in einem Bistrot und sind rechtzeitig am Gleis 5. Dort erfahren wir, dass der Zug um 19.53 h fünfundzwanzig Minuten Verspätung haben wird. Kein Problem, das kann vorkommen. Mit 25 Minuten Verspätung fahren wir auch gegen 20.20 h los, um dann gegen 21 Uhr aus unserem Dämmerschlaf gerissen zu werden. Denn mit der Zeitverschiebung sind wir mittlerweile bereits 27 Stunden auf den Beinen. Es rattert und schlägt, unschwer ist festzustellen, dass die Oberleitung gerissen ist, denn Kabel schlagen gegen Dach und Scheiben. Der ICE stoppt.

Und fährt auch für Stunden nicht mehr weiter. Um 1.10 h schließlich steht ein Nahverkehrszug auf dem Nebengleis bereit, die Reisenden des ICE nach Biblis zu bringen. Dort wartet ein anderer ICE, der schließlich gegen 3 Uhr morgens los fährt. Um 5.30 h sind wir endlich in Freiburg.

Das ist einfach nur genial. 65 Tage waren wir über 15 000 Kilometer quer durch zwei Kontinente unterwegs. Mit der Präzision einer Schweizer Uhr (wir hatten ja auch einige Schweizer dabei) hielten wir den Zeitplan Abschnitt für Abschnitt, Etappe für Etappe, Besichtigung für Besichtigung und Programmpunkt für Programmpunkt nahezu auf die Minute genau ein, selbst wenn wir dazu, wie an der usbekischen Grenze, einen fremden Bus anmieten mussten. Aber mit Hilfe der Bahn schafften wir es, auf den letzten 250 Kilometern von Frankfurt bis Freiburg unsere erste und einzige Verspätung, und dann gleich für siebeneinhalb Stunden, hereinzufahren.

Filmbeitrag: DB

Anmerkung der Redaktion: Willkommen zu Hause, mit allem, was dazu gehört – selbst die Verspätungen der DB. Schön, dass Ihr wieder hier seid!

 

Die Ruhe nach dem Sturm

von Hans-Peter Christoph

Fotos in diesem Beitrag: Hans-Peter Christoph und Ina Jander

Jetzt sind alle weg. Abgereist aus Shanghai. Teil 1 der Weltreise, die Fahrt von Europa quer durch Asien auf der Seidenstraße und bis an den Pazifik, geht zu Ende. Manche haben ihren Aufenthalt verlängert, sind nach Peking gefahren oder machen eine Kreuzfahrt auf dem Jangtse. Eine Teilnehmerin reist mit dem Frachtschiff zurück, aber die meisten sind ins Flugzeug gestiegen und befinden sich nun in der Luft oder sind bereits gelandet. Ina und ich bleiben noch einen Tag in Shanghai. Der Bus steht im Hafen und ist bereit für die Verschiffung nach Alaska. Ein paar Dinge sind noch zu erledigen und dann ist erst einmal Durchatmen angesagt.

Ja, es war eine schöne Reise, die, wie nicht anders erwartet, auch ihre anstrengenden Momente hatte – das war auch bei den beiden vorhergehenden Reisen über Land nach China nicht anders: eine solche Reise bucht man nicht, wenn man eigentlich einen  Erholungsurlaub bräuchte. Gute 65 Tage waren wir unterwegs, mit Höhen und Tiefen, guten und weniger guten Hotels, freundlichen, entgegenkommenden, aber auch Bestechungsgeld fordernden Zöllnern. Mit Polizisten, die uns dieses Mal kaum in die Tasche griffen, mit Landschaften, die uns teilweise den Atem raubten in ihrer Unendlichkeit, Weite und Kargheit ohne menschlichen Eingriff und ohne jede Bebauung über Hunderte von Kilometern. Diese unberührten Landschaften findet man in Europa nirgendwo mehr. Wüsten und Steppen sind für mich persönlich immer das Schönste. Ich könnte tagelang nur durch die Wüsten von Persien kreuzen und fahren und schauen und fahren und schauen, oder durch Kasachstan oder durch die schwarze Gobi, so geht mir jedes Mal das Herz über. Es war auch dieses Mal wieder wunderbar. Ich bin gespannt, was uns in dieser Hinsicht in Südamerika erwartet …

Wie immer gab es die Anspannung, wenn wir an Grenzen kamen und wir nicht wussten, wie die Zöllner uns hinhalten würden. Dieses Mal waren es die Usbeken, die einen neuen Rekord aufstellten, indem sie uns vier Tage lang die Einfuhr des Busses verwehrten. Es war unter diesen Umständen nicht immer ganz leicht, das jeweilige Tagesprogramm im Auge zu behalten, die Abläufe für Besichtigungen zu koordinieren, Pausen und ausreichend Ruhephasen zu gewährleisten. Dazu kam, dass es einige Hotels gab, die zwar den besten örtlichen Standard bedeuteten – aber weit von dem entfernt waren, was man bei uns unter einem guten Hotel versteht. Darauf hatten wir zwar immer wieder hingewiesen, aber nach einem an den Nerven zerrenden, langen Tag an der Grenze kam es doch zu manchen Enttäuschungen. Umso schöner war es dann, dass bald darauf wieder alle friedlich und fröhlich beisammen saßen und schließlich in China einige Hotels doch besser als erwartet waren und für einen gewissen Ausgleich für gelegentliche Frustrationen boten. Vielleicht müssen wir noch offensiver darauf hinweisen, dass ein vergleichsweise hoher Reisepreis nicht bedeutet, dass man durchgehend in Luxushotels nächtigt, sondern viele Faktoren die Kosten bestimmen.

Daneben gab es Hintergrundarbeit zu erledigen: viele E-Mails und Telefonate, die letztendlich aber die problemlose Einfahrt nach China ermöglichten. Eine permanente Ungewissheit blieb jedoch, denn wir konnten nicht abschätzen, wie schnell oder langsam die Zollformalitäten am Ende der Reise vonstatten gingen, denn das Schiff war gebucht, aber zolltechnisch noch nichts in trockenen Tüchern, weil das Meiste erst am Ziel erledigt werden konnte. Viele bürokratische Hürden stellten sich nämlich genau dann in den Weg, wenn man meinte, nun sei alles geregelt. Aber alles ging so weit gut!

Nun ist die erste große Etappe leider vorbei. Unser Hotel, das „Broadway Mansions“ , ein unter Denkmalschutz stehender Backsteinbau aus den Dreißiger Jahren im Stil der frühen amerikanischen Hochhäuser bietet den besten Blick auf den „Bund“ und die gegenüberliegende Skyline von Pudong. Auf der alten Eisenbrücke und vor dem ehemaligen Astoria-Hotel, in dem schon Marlene Dietrich und Albert Einstein wohnten, stehen die jungen Paare Schlange, um sich vor historischer Kulisse an ihrem Hochzeitstag ablichten zu lassen. Auch auf dem Bund sind viele Menschen unterwegs und auf der Nanjing Road ist fast kein Durchkommen. Das Drachenbootfest hat drei zusätzliche Feiertage gebracht, noch mehr Menschen als gewöhnlich schon sind draußen. Wer es ruhig und beschaulich mag, ist in chinesischen Großstädten am falschen Platz. Aber Halt, es gibt einen wunderbaren Ort zum Innehalten und Nachdenken: Den frühen Abend auf der Dachterrasse der Captain’s Bar, wenn unten die Schiffe auf dem Huangpo vorbeiziehen und die Leuchtreklamen auf den Hochhäusern von Pudong herüber zu blinken beginnen. In Shanghai zu sein ist wunderbar, vor allem, nachdem wir diesen Abschnitt so problemlos hinter uns gebracht haben. So wunderbar, wie es oft war auf den 15 267 Kilometern vom Konzerthaus in Freiburg in den Hafen von Shanghai.

Denn schön war es nicht nur der kulturellen und landschaftlichen Höhepunkte wegen, sondern weil sich wieder die richtigen Leute gefunden hatten, um diese Reise miteinander zu machen. Die Betonung liegt auf „miteinander“ … So viele unterschiedlichste Charaktere – und so viel Freude und Spaß miteinander! Dafür bin ich allen dankbar! Schön, dass Ihr dabei wart, ich freue mich schon darauf, viele von Euch am nächsten Stammtisch zu sehen. Vorfreude auch darauf, dass ein paar von Euch bei den nächsten Etappen wieder dazu stoßen!!!

Dankbar bin ich aber aber auch, dass nichts passierte, keine Krankheiten, außer der einen oder anderen Unpässlichkeit, wie sie in solch langen Zeiträumen immer auftreten kann. Kein Unfall oder Malheur, weder, wenn wir als Fußgänger unterwegs waren, noch in diesem von Europa so verschiedenen Straßenverkehr.

Der Setra läuft wunderbar und ohne den geringsten Mangel oder irgendeinen Defekt, allen Unkenrufern zum Trotz, die uns davor gewarnt hatten, mit einem nagelneuen Omnibus loszufahren und dazu noch mit dem ersten Exemplar, das von der neuen Serie vom Band gelaufen war. Aber da habe ich volles Vertrauen in Setra, den Hersteller in Ulm und Vertrauen in Toli, unseren Servicetechniker, falls es tatsächlich einmal ein Problem geben sollte. Und tatsächlich brauchten wir ihn. Nicht, weil am Bus irgendetwas nicht funktionierte, sondern wegen einem bzw. zwei Steinschlägen in der Frontscheibe. Ohne ihn hätten wir wahrscheinlich schon in Istanbul die Frontscheibe tauschen lassen müssen. Erst recht dann in Hami in China, als ein Auto einen Stein hochwirbelte, der mit Sicherheit zu ihrem Exitus geführt hätte, wäre Toli nicht mit seinem Scheibenreparatur-Kit bereit gestanden: Stunde um Stunde verarztete er sorgfältig und geduldig in einem Arbeitsgang nach dem anderen das Loch und die Risse, die sich schon zu bilden begannen, so dass nun nichts mehr von dem Loch zu sehen ist und die Scheibe bis Ushaia halten wird, vorausgesetzt, wir bleiben von weiteren Steinschlägen verschont. Der Bus läuft super und ganz ruhig, der Gesamtverbrauch lag auf dieser schweren Etappe bei 23,2 Litern im Schnitt, das ist unter Berücksichtigung des Streckenprofils und der Straßenverhältnisse ein geradezu sensationeller Wert. Inklusive der Standzeiten mit laufendem Motor, wenn wir unsere Staubsaugerorgien abhielten oder die Temperatur herunter kühlen mussten, damit nach einer Besichtigung unsere Leute keinen Hitzschlag bekamen, wenn sie wieder den Bus bestiegen, hatten wir einen Gesamtverbrauch von 24,9 Litern. Mal sehen, was die Zahlen ganz am Ende in Feuerland sprechen.

Jetzt ist die Spannung der vergangenen Wochen vorbei. Morgen fliegen wir zunächst nach Frankfurt, kehren nach Freiburg zurück und in ein paar Wochen geht es nach Alaska, um dort den Bus vom Schiff zu holen. Dann beginnt der für mich womöglich noch spannendere Teil, die Fahrt entlang der Panamericana. Denn das ist völliges Neuland für einen roten Bus und seine Fahrer.

Vielen Dank, dass Ihr dabei wart auf der Reise und daheim am Bildschirm! Bis bald!

Viele Grüße

Hans-Peter Christoph

Filmbeiträge:

von der Captains Bar aus gefilmt

von der Captains Bar gefilmt 2

MUNDOlogia

Ab sofort können Sie die MUNDOlogia-Tickets für den Vortrag von Hans-Peter Christoph zur Busweltreise vorverkaufsgebührenfrei direkt bei uns im Büro erhalten.

Veranstaltungsort: MUNDOlogia Festival Freiburg 2014, Konzerthaus Freiburg
Datum: 8. Februar 2014
Uhrzeit: 18:00 Uhr und 20:15 Uhr
Der Preis beträgt 10 € pro Ticket.

Bitte haben Sie Verständnis, dafür dass wir die Tickets nicht verschicken. Wenden Sie sich hierzu bitte an die anderen Vorverkaufsstellen.

 

Neu: Panamericana Mittelamerika in Teilstrecken buchbar!

Auf vielfachen Wunsch haben wir unsere Weltreise-Etappen in Nord- und Mittelamerika in je zwei Teilstrecken unterteilt. Folgende Abschnitte sind ab sofort buchbar:

NORDAMERIKA:

Die Highlights von Alaska und dem Südwesten Kanadas
Panamericana Nordamerika – Teiletappe 1
21 Reisetage, vom 26.7.-15.8.2013 (Sommerferien)
Reisepreis 6398 € / EZ-Zuschlag 1175 €
Link zur Reise

Die USA in allen Facetten
Panamericana Nordamerika – Teiletappe 2
23 Reisetage, 16.8.-7.9. (Sommerferien)
Reisepreis: 6202 € / EZ-Zuschlag 1285 €
Link zur Reise

 

MITTELAMERIKA:

Mexiko und Guatemala
Panamericana Mittelamerika – Teiletappe 1
25 Reisetage, 7.9.-1.10.
Reisepreis: 7710 € / EZ-Zuschlag 1050 €
Link zur Reise

Von Guatemala bis Panama
Panamericana Mittelamerika – Teiletappe 2
21 Reisetage, 29.9.-19.10.
Reisepreis: 5790 € / EZ-Zuschlag 790 €
Link zur Reise

Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme unter info@avantireisen.de oder telefonisch unter 0761 / 38 65 88-0