Beitrag und Fotos von Hans-Peter Christoph
Im Restaurant
Meine größte Befürchtung war, dass ich in den USA nichts zu essen bekomme.
Ich bin kein Freund von Fastfood, und bevor ich im Kettenlokal einen Hamburger esse, esse ich lieber gar nichts. Auf die Idee, dass es außer Fastfood-Lokalen auch ganz viele richtige Restaurants geben könnte, bin ich gar nicht gekommen. Aber ich hatte vor meiner ersten Chinareise auch geglaubt, Chinesen würden Fahrrad fahren und seien alle gleich gekleidet.
Zum Glück kann ich mich weiterbilden! So sind wir bereits einige Male richtig gut essen gewesen. In der Markthalle, drum herum, in der Stadt und unten am Wasser gibt es eine Vielzahl an Restaurants, die alles verarbeiten, was der Pazifik zu bieten hat. So kam ich bereits mehrfach in den Genuss von frischesten Austern, wobei mich dann die Frage, ob ich Tabasco dazu wolle, doch etwas befremdet hat. Wer Fisch und Meeresfrüchte mag, kommt hier voll auf seine Kosten! Darüber hinaus herrscht ein wildes Durcheinander an den verschiedensten Gerichten, ob es nun um Pasta geht, um Suppen oder Salat, um französische Patés oder um Fleischgerichte mit Gemüse. Meine Sorgen waren unbegründet. Dazu baut man hier im Staate Washington Wein an und aus, der teilweise ein richtiger Hochgenuss ist. Schön, sich durch die ganzen lokalen Produzenten probieren zu können, die vielen französischen, italienischen, chilenischen, australischen, spanischen oder deutschen Weine, die die Weinkarten dominieren, braucht es für mich nicht. Die kalifornischen auch noch nicht. Die trinken wir, wenn wir dort sind. Oder in Alaska …
Rauchen
Auch geraucht wird hier immer noch. Nicht in Lokalen, auch nicht, wenn die Tische im Freien stehen. Aber man sieht Raucher an der Bushaltestelle, man sieht Leute, die in ihren Autos rauchen, man sieht sie auf den Gehwegen und etwas entfernt in der Nähe von Eingängen zu Gebäuden, wenn darauf hingewiesen wird, dass der Eingangsbereich ein Sperrbezirk ist.
Dennoch lässt sich eine klare Nichtraucherpolitik ausmachen. Wenn ich hier im Hotelzimmer rauchen würde, müsste ich sofort 250 $ Strafe bezahlen, die „Reinigungskosten“ übernehmen und würde sofort rausfliegen. Dass ich darüber informiert bin, musste ich noch vor dem Einchecken unterschreiben.
Zeitung
Damit wir auch unterwegs informiert sind und nicht völlig abgehängt sind von dem, was in Freiburg läuft, haben wir ein digitales Abo für die Badische Zeitung. Damit lässt sich die gedruckte Ausgabe ab 22 Uhr MEZ auf’s iPad laden. Aufgrund des Zeitunterschiedes können wir dadurch hier bereits ab mittags 13 Uhr (in Deutschland ist es dann 22 Uhr) lesen, was morgen in der BZ steht. Witzig, heute schon einen Blick in die Zeitung von Morgen zu werfen.
Der Markt
Ein wahres Eldorado ist die Markthalle von Seattle! Sieben Tage die Woche geöffnet, mit allem, was Farmer, Fischer und Metzger zu liefern imstande sind, inklusive einem großen Angebot an Bioprodukten und aus nachhaltiger Fischerei. Eine Vielzahl an Lokalen und Geschäften der unterschiedlichsten Herkunftsnationen dieses Schmelztiegels haben sich in den Straßen darum herum etabliert. Im bayrischen Laden gab es gestern als Tagesessen Schnitzel mit Spätzle und Rahmsoße „to go“ oder zum dort essen, und alles, was man bei uns z.B. im EDEKA findet, ob das Puddingpulver von Dr. Oetker ist, Schwarzwälder Schinken, eingelegte Gurken, Rot- und Sauerkraut, Soßenpulver oder Ritter Sport Schokolade. Alles, was man nicht braucht, alles, außer Tannenzäpfle. Daneben ein italienischer Supermarkt mit sicher 20 verschiedenen Olivenölen und einer Wein-, Wurst- und Käsetheke, die manchem Großstadtladen in Italien zur Ehre reichen würde. Wirklich, man braucht hier nicht zu verhungern, wenn man keine Burger mag, aber auch nicht, wenn man auf den Italiener und den Deutschen verzichten kann.
Preisauszeichnung
Etwas befremdlich ist, dass meist nur Nettopreise angegeben sind. Sowohl im Supermarkt, im Kleidergeschäft oder im Spezialitätenladen, aber auch, wenn man schnell zwischendurch einen Kaffee trinkt. Immer kommt noch die Steuer dazu, evtl eine Servicecharge, im Restaurant wird außerdem noch ein Trinkgeld von 15- 18 % erwartet, so dass dort aus vermeintlich 20 $ schnell auch 30 $ werden und der Espresso nicht 2,50 sondern 3 $ kostet.
Interessant war, dass ich im Supermarkt, als ich eine Flasche Wein erstehen wollte, erst meinen Personalausweis vorzeigen musste. Auf meine Frage, ob man mir nicht ansehe, dass ich älter als 18 sei, meinte die Verkäuferin, die sicher nicht älter als meine jüngste Tochter war, dass sie zur Kontrolle verpflichtet sei. Welch ein Glück, dass ich meinen Pass dabei hatte!
Straßenverkehr
Zumindest hier in Seattle dominieren Klein- und Mittelklassefahrzeuge das Straßenbild. Viele Fiat 500 sind zu sehen, Minis, jede Menge Beetles, alle Arten an japanischen und koreanischen Klein- und Mittelklassefahrzeugen. Dazu kommen BMWs, Volvos, Mercedes und einige amerikanische Schlitten, die die Mittel- und Oberklasse dominieren, aber alles keine Monstertrucks oder Riesenlimousinen wie ich mir das ausgemalt hatte. Es sind auch nicht die neuesten Modelle, sondern alles scheint etwas in die Jahre gekommen, es sieht kaum anders aus als in Mitteleuropa, eher bescheidener. Natürlich gibt es Riesenautos und Riesen-SUVs, aber kaum mehr als bei uns. Ich komme nicht umhin, die Situation hier mit mit China vergleichen: Dort sind im Verhältnis viel mehr Riesenschlitten unterwegs als in Europa oder hier in Seattle.
Fahrradtransport im ÖPNV: Jeder Bus, egal ob er im reinen Stadtverkehr unterwegs ist, ob als Hybridbus, Oberleitungsbus oder mit Dieselmotor im Regionalverkehr über die Stadtgrenzen hinaus in die Städte der Umgebung, hat einen Fahrradständer! Und zwar vorne, so dass der Fahrer sieht, wenn sich jemand an der Haltestelle daran zu schaffen macht, denn die Benutzung übernimmt der Fahrgast selbst. Geniale Idee, super System, geht ganz leicht zu bedienen. Etwas unverständlich bei dem hiesigen Sicherheitsdenken ist mir allerdings, dass der Ständer tatsächlich vorne angebracht ist. Bei einem Unfall könnten gerade Fußgänger oder Rad- und Motorradfahrer durch die hervorstehenden Teile schwer verletzt werden.
Freundlichkeit
Die Menschen hier sind so freundlich, wie man das in Reiseführern liest. Das wirkt auch gar nicht aufgesetzt, sondern echt und ehrlich und wir hatten schon viele nette Begegnungen dadurch. Sei es beim Studium der Speisekarte, wenn man erklärt bekommt, wie etwas zubereitet wird, oder dass man gefragt wird, ob man noch heißes Wasser brauche, um den Tee erneut aufzugießen. Oder wenn man jemandem eine Frage stellt, sei es nach dem Weg, wann der Laden öffne oder schließe, wo man etwas Bestimmtes bekomme oder wie weit es bis da und dahin sei und welche Strecke die interessanteste… Oder als ich die Fotos von den Bussen mit Fahrradträgern machte: Ein Busfahrer sah meinen interessierten Blick an der Haltestelle, sprang heraus und demonstrierte mir ungefragt die Technik.
Die Menschen sind nicht nur freundlich, sie sind auch nicht so dick, wie ich mir das vorgestellt hatte. Natürlich gibt es diese ganz unglaublich dicken Menschen, aber die Mehrzahl ist absolut im Normalbereich. Interessant ist, dass man hier immer noch Wert darauf legt, sonnengebräunt zu sein, dabei dachte ich, diese Mode sei längst vorüber und die Menschen achteten auf die Gesundheit. Braungebrannte Menschen gibt es massenhaft und viel mehr, als der Titel von Seattle als „Rain City“ vermuten ließe. Die Zahl der Sonnenstudios erstaunt deshalb nicht. Für uns etwas ungewohnt, da wir aus China kommen, wo schneeweiße Haut das Nonplusultra ist und niemand auf die Idee käme, sich der Sonne auszusetzen, oder wenn es sein müsst, dann nur mit Sonnenhut, Sonnenschirm und dick eingecremt. Übrigens ist das Wetter hier sommerlich warm und trocken, die Sonne scheint, aber die Temperaturen überschreiten die 25 Grad nicht. In der Ferne sind im Südosten der 4000 m hohe Mount Rainier auszumachen und Richtung Westen die Olympic Mountains, die genau wie der Olymp in Griechenland mit Schnee bedeckt sind.
Schön, dass wir hier sind!
Hui, hier weht irgendwie ein anderer Wind, eine frische Pazifikbrise! Habt ihr euren Bus denn schon wieder?
Gruße aus dem endlich sommerlichen Freiburg
Ich verfolge den Blog mit RIESNintersse.Wäre gern selbst mit von der Bus-Partie.
Es gibt übrigens in zahlreichen US-Städten solche genialen Fahrradträger an den Bussen.Finde das sehr praktisch.
Freue mich schon auf zahlreiche spannende Blogeinträge über die zweite Etappe-sozusagen bis „zum Ende der Welt“.
Ja in den USA gehen die erstaunlich gelassen um mit dem Thema Aufprallschutz Fußgänger. In D kenne ich Linienbusse, die serienmäßig mit Fahrradträgern (hinten) ausgerüstet sind, nur auf Sylt (SVG). Ansonsten – Ihr Glücklichen – könnt frischen Fisch essen bis zum Abwinken… Guten Hunger!
Ach, wie geht einem das Herz auf als USA-Land- und Leutefan! Leider fehlt uns das schöne Seattle noch…
Viel Spaß noch zu zweit, bald wird’s wieder voller!
Herzliche Grüße aus dem Tirol (für Insider!)von Ute + Georg
Leider habe ich erst jetzt von dieser großen Reise um die Welt erfahren. Eine tolle Idee, bin begeistert.
Ich werde ab jetzt Eure Fahrt immer am PC verfolgen, wünsche gutes Gelingen und allen Beteiligte viel Freude auf der Tour bis „zum Ende der Welt“.
Viele Grüße aus Bayern.
Herzlichen Dank, Frau Jander und Herr Christoph, für die wunderbare Einstimmung.
Ich drücke die Daumen, dass alles gut klappt mit dem Bus.
Wir sehen uns nächste Woche in Anchorage. Bin schon sehr gespannt, wie es sich anfühlt, nach 30 Jahren wieder da zu sein und auf den Spuren von damals zu wandeln. Ich freue mich riesig! :-))
Herzliche Grüße
Marina Pfaff aus Bamberg
Great impressions. More about this, that and everything, please! Daily update would be appreciated ;-).
Vor Jahren endete eine große Fahrradreise durch den Nordwesten der USA mit Freund Ludger in Seattle. Eure Beschreibungen wecken viele schöne Erinnerungen. Euch weiterhin eine tolle Tour und
all the best, Achim
Hallo Hans-Peter,
falls Du noch einen Abend in Seattle hast, erkundige Dich nach Kleinbrauererein, Seattle hat eine unglaublich lebendige und innovative Bierszene.
Gruß Norbert
Eine tolle Beschreibung des lokalen Lebens wir Sie nur jemand aus der Reisebranche hinkriegt.
Ich warte auf den Moment wo sich der Bus endlich Nordwärts bewegt.
Amerikanische Bürokraten scheinen schlimmer als die Südeuropäer zu sein!
Herzliche Grüsse
Jean-Chrisophe
Schweiz
Lieber Hans-Peter!
Vielen, vielen Dank für die wunderschönen Fotos und die interessanten, informativen, einfühlsamen Berichte von Euch beiden vom Ende der Seidenstraßentour und der Rückkehr aus Shanghai nach Freiburg und von Eurem Aufenthalt in Seattle! Es macht einfach Spaß, Eure Beiträge zu lesen! Eure positive Einstellung und Begeisterung für das Reisen und Kennenlernen neuer Orte und fremder Menschen kommt sehr gut rüber!
Ich hoffe, dass Ihr alle bürokratischen Hürden überwinden könnt und pünktlich wie geplant zum nächsten Teil der Reise in Anchorage starten könnt!
Ich wünsche Euch und den Mitreisenden, dass alles gut klappt und Ihr eine einzigartige, unvergessliche Zeit in den verschiedenen Kulturen erleben werdet!
Liebe Grüße
Ingeborg