von Adelheid
Müde nach der Besichtigung so vieler herausragender Baudenkmäler, glücklich über das Wiedersehen mit dem roten Bus und satt nach der mittäglichen Pilmeni-Suppe beschlossen Anke und ich auf das Abendessen weitgehend zu verzichten und stattdessen im nahen „Supermarket Orient“ nach etwas Essbarem zu fahnden. Anke schwebte eine fertige Salatmischung vor, ich suchte nach einem Joghurt. Anke hatte kein Glück, denn – ein gutes Zeichen – Salate werden offensichtlich immer nur frisch gemacht, ich fand außer einem Granatapfelsaft (sehr lecker!) ein Joghurt der Marke Danone, das neben Käse von Hochland (!) und anderen uns bekannten Artikeln im Kühlregal stand.
Anke versuchte es darauf im angeschlossenen „City Burger“, bekam aber dank fehlgeschlagener Kommunikation statt eines Tomaten-Gurken-Salats einen Erbsen-Mayonnaise-Salat… (Heute Mittag klappte es aber schon besser!) So ausgerüstet rückten wir wieder im Hotel ein, erbaten uns einen Löffel und überlegten gerade, wo bzw. auf welchem Zimmer wir unser frugales Mahl zu uns nehmen sollten.
Da trafen wir auf Karla, die an diesem Abend ebenfalls „fasten“ wollte. Spontan lud sie uns in ihren Salon ein, denn bei der Zimmerlotterie hatte sie diesmal das große Los gezogen: eine Suite mit Schlafzimmer (3 Betten), Badezimmer mit Bidet (ohne Wasser) und Wohnzimmer plus Balkon!
Nach einer Führung durch ihre Gemächer stellte Karla Weißwein im Waschbecken kalt, leerte Salzgebäck in einen Kristallpokal (Hoteleigentum), deckte den Tisch mit Gläsern und Servietten und servierte uns dann stilvoll den gekühlten Weißwein mit einem Frotteehandtuch. So ließen wir es uns gut gehen, sprachen über Gott und die Welt und vergaßen vollständig, dass wir uns in Samarkand im Orient und nicht bei einem Damenkränzchen in Old Germany befanden.