Plaudereien aus dem Werkzeugtäschle (5)

Beitrag von Axel Lehmann

Zurück zur Panamerikana…

Die Rückreise von Machu Picchu nach Cusco erfolgt wieder mit der Bahn, aber erst am Nachmittag, und so haben wir noch Zeit, das kleine, aber feine Museum zu besuchen, in dem die Ergebnisse der letzten Grabungen präsentiert werden. Natürlich kommt man da nur unter Vorlage des Passes hinein. Der muss komplett abgeschrieben werden und das dauert. Carlos handelt einen Deal aus: Wir hinterlegen die Pässe und das Eintrittsgeld und gehen schon mal in das Museum.
Das Museum liegt etwas außerhalb des Ortes und wir sind die einzigen Besucher. Die Präsentation ist sehr modern und anschaulich und eine gute Ergänzung zum Besuch in der Bergstadt.
Als wir dann fertig sind, sind auch tatsächlich unsere Pässe fertig und in jedem liegt das richtige Wechselgeld. Wer sagt’s denn…

Den Rest der Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges verbringen wir im geräumigen Garten unseres Hotel, denn der Ort Machu Picchu hat außer einem riesigen Basar mit Souvenir-Buden nicht viel zu bieten. Einige erfreuen sich noch einer Führung durch den hoteleigenen Orchideengarten.

Gegen 15 Uhr ist es dann soweit: Man nimmt Aufstellung, den Bahnhof zu stürmen. Jeder Zug wird einzeln abgefertigt, schon am Eingang wir kontrolliert. Dann nochmals vor dem Einstieg in den Wagon, dort natürlich unter Paßvorlage, dann darf man seinen Platz einnehmen. Weil ja an der Endstation ein ganzer Zug gefüllt wird, dauert das natürlich…
Kaum hat sich der Zug in Bewegung gesetzt, werden die Tische für den Snack gedeckt. Der Aufwand fürs Tischdecken schraubt die Erwartungen hoch. Was dann serviert wird, ist eher enttäuschend: Einige wenige Früchte, ein kleines Stück Kuchen (etwa 4 cm²) und ein Stückchen Pizza, ziemlich trocken und leicht ledern, aber auf Porzellan serviert.
Nachdem das Porzellan eingesammelt ist, bespaßt ein kostümierter Tänzer die Gäste und greift sich auch mal jemanden aus dem Publikum zum Mittanzen. Dann ist ein bisschen Pause bis zum Höhepunkt der Show: Unser Zugpersonal präsentiert als Mannequin und Dressman die Lamawolle-Kollektion der Perurail! Und ich muss sagen: Nicht schlecht – sowohl die Kollektion als auch die Präsentation.

Bleibt noch nachzutragen, dass Perurail die erste Eisenbahn ist, die ich kenne, bei der die Toiletten mit gerahmten Bildern von Pflanzen verschönert sind. Und in der die Reisenden die ganze Fahrt über mit Peruanischen Flötenmusik in erheblicher Lautstärke genervt werden.

Die Nacht wird kurz, denn der Bus holt uns um 4Uhr zum Flugplatz ab. Da der Flug geändert wurde, müssen wir alle selbst einchecken (mit Paß natürlich). Dann geht es über Lima nach Arequipa. In Lima können wir nicht einfach umsteigen, wir müssen erst raus und durch alle Kontrollen wieder rein, so dass wir bei einer Umsteigezeit von 45 Minuten den Anschluss gerade nicht verpassen. Im Flugzeug treffen wir noch Christian, der mit derselben Maschine unterwegs ist.
Und wer erwartet uns am Flughafen: Niemand. Und wir hatten uns so auf den großen Roten gefreut. Eine halbe Stunde später kommt dann unser neuer Führer Herrmann mit einem Kleinbus. Zum Glück haben wir nur Handgepäck dabei, sonst hätte der Bus wohl nicht ausgereicht.
Das Hotel, in das wir nun kommen, ist dafür Luxus pur, ruhig, aber nahe an der Stadt, geräumige Zimmer und sehr gutes Essen.

Ende gut – alles gut.

Plaudereien aus dem Werkzeugtäschle (4)

Beitrag von Axel Lehmann

Und Peru ist doch grün…

Während der kleinere Teil der Truppe brav der Panamerikana folgt, wollen die neugierigen Nasen (übrigens 12, nicht 13) das Peru der Anden zu erkunden. Das erste Ziel ist Cusco, wohin wir von Lima in einer guten Stunde mit dem Flugzeug gelangen.

(Eigentlich kann ich gar nicht aus dem Werkzeugtäschle plaudern, denn das ist im Koffer mit dem Schweizermesser und anderen spitzen Gegenständen geblieben, damit man es mir nicht bei der Sicherheitskontrolle abnimmt. Das Werkzeugtäschle fährt also die Panamerikana.)

Man sieht beim Flug von oben, wie sich die zunächst kargen Berge immer mehr begrünen, bis wir im grünen Tal von Cusco landen. Wir kommen gegen Mittag an und können uns ein bischen ausruhen, damit wir uns an die Höhe gewöhnen, denn wir sind von Null auf 3400m in einer Stunde katapultiert worden. Einige Tassen Cocatee helfen, aber der Sauerstoff ist knapp und wir japsen doch bei der Stadtführung, denn es geht dauernd rauf und runter.

Cusco war die Hauptstadt des Inkareichs, aber das kann man alles in Wikipedia nachlesen. Sehen kann man von den Inkas noch an vielen Stellen Grundmauern von Gebäuden, die die Spanier übriggelassen haben. Diese Mauern zeichnen sich dadurch aus, daß die Steine zwar unregelmäßig, aber fugenlos an- und ineinander gefügt sind. Wie die Inkas diese Bauweise mit dieser Präzision bewerkstelligen konnten, ist bis heute nicht ergründet, aber faszinierend anzusehen. Gut sehen können wir es im Franziskanerkloster, wo etliche Mauern gut erhalten sind.
Um den Hauptplatz herum brummt das Leben, vor allem ein Andenkenladen und ein Restaurant reihen sich an das nächste. Viele junge Rucksacktouristen fallen auf. Und leider geht auch sehr viel Autoverkehr durch die engen Gassen der Altstadt, was die Unesco unterbinden möchte; bisher aber wohl ohne Erfolg. Es ist nicht unbedingt eine Freude, durch diese Gassen zu laufen. Unser (sehr schönes, weil mit vielen Innenhöfen versehenes) Hotel liegt günstig („fußläufig“) am Stadtrand der Altstadt. Nach Einbruch der Dunkelheit ziehen wir uns zum Abendessen in unser Hotel zurück, während draußen ein Gewitterregen mit Hagel herunterprasselt, wie ich es selten erlebt habe. Das Wasser läuft in Bächen die Straßen herunter. Es regnet immer noch, als wir ins Bett gehen.

Es ist Sonntag, als wir ins Umland von Cusco aufbrechen. Die Universität von Cusco macht eine Aufnahmeprüfung, 8000 Kandidaten sollen angereist sein, die halbe Stadt ist gesperrt und wir müssen einige Umwege fahren, um aus der Stadt herauszukommen. Von einem Aussichtspunkt können wir das große Tal überblicken, das heute vollständig von Cusco ausgefüllt ist. Wir fahren hinab ins Urubambatal, wobei wir noch diverse Inka-Ausgrabungen besichtigen. Das Wetter ist warm und leicht bewölkt. Als wir nachmittags in unserem Hotel am Urubamba ankommen, regnet und hagelt es prompt wieder. Es hagelt so stark, daß der Rasen komplett weiß ist; aber nach einer Stunde ist der Spuk verschwunden und es hat sich erstaunlich wenig abgekühlt.

Montag ist dann der Tag der Tage: Wir wollen Machu Picchu erklimmen. Zunächst fahren wir zur Bahnstation, um mit Perurail in einem Aussichtswagon entlang des Urubamba zum Ort Machu Picchu zu fahren. Unser Zug fällt aus, weil die Lok kaputt ist. Das ist aber kein Problem, die Wagons werden einfach an den nächsten Zug angehängt. So kommen wir mit nur 40 Minuten Verspätung an. Die Fahrt entlang des Urubamba führt durch ein grandioses Tal, bei dem sich die Vegetation langsam von Bergland zu Dschungel verändert, denn Machu Picchu liegt bereits an der Grenze zum Tiefland des Amazonas. Die Fahrt ist sehr gemütlich, wir brauchen eineinhalb Stunden für gut 40km.

Mit einem Shuttlebus geht es in 20 Minuten zum Eingang der Inkasiedlung Machu Picchu (wie die Inkas den Ort wirklich nannten, weiß man nicht). Man kann auch zu Fuß hochsteigen: 400 Höhenmeter sind auf einem knapp 2km langen Weg zu meistern. Am Eingang erwartet uns zunächst die obligatorische Paßprozedur (siehe unten). Dann erklimmen wir einen Aussichtspunkt und unter uns liegt das eigentliche Ziel unserer Begierde: Machu Picchu. Umrahmt von den nahen, steilen und teilweise höheren Bergen bietet diese Siedlung wirklich einen atemberaubenden Anblick. Ein paar Kilometer weiter hängen dicke Regenwolken an den Bergspitzen, wir sehen den Regen, hören den Donner und stehen selbst in strahlenden Sonnenschein.
Lohnte sich die Mühe des Umwegs? Ja, unbedingt – diese Siedlung gepaart mit der umgebenden Landschaft ist mit nichts vergleichbar, was ich bisher gesehen habe.
Drei Stunden lang erkunden wir das Terrain mit unserem sachkundigen Führer Carlos, der mit viel Fachkenntnis und Engagement uns das vermittelt, was man bisher an einigermaßen gesicherten Erkenntnissen gewonnen hat, denn viel weiß man von den Inkas bis heute nicht. Als der Himmel dann völlig zugezogen ist und der Regen sich uns soweit genähert hat, daß wir überlegen, unsere Regenschirme zu aktivieren, fahren wir wieder mit unserem Shuttlebus hinunter und gehen zu unserem Hotel.
Da unser eigentlich gebuchtes Hotel überbucht ist, sind wir im besseren Inkaterra Pueblo Hotel untergebracht, das erste Haus am Platz, ausgestattet mit Bungalows, gelegen in einer dschungelartigen Anlage. Wir genießen 5-Sterne Komfort inklusive einem lukullischen Abendmenu, das einen einmaligen Tag vollendet abrundet.

Und Peru ist noch anders…

In jedem Hotel müssen wir erst einmal unsere Pässe abgeben, die genau inspiziert und photokopiert werden. Und wehe, es fehlt die „Tarjeta Andina de Migratión“ – das ist eine zusätzliche Bescheinigung, ohne die der Stempel im Paß wertlos ist – dann wird sofort nachgefragt. Meist müssen wir die Pässe abgeben und erhalten sie erst zum Abendessen zurück. Aber neben der Bürokratie gibt es auch gute Seiten: In Peru haben Doppelzimmer automatisch zwei Betten. In ganz Peru hatten wir keinen Zimmerwechsel!

Aber auch bei der Bahn Perurail brauchen wir den Paß, denn die Fahrkarten sind personalisiert und man kommt nur zum Zug, wenn man sich mit Paß ausweisen kann. Diese Züge sind ausschließlich für Ausländer, die Einheimischen benutzen andere Züge, die wesentlich billiger, aber auch einfacher sind (und die Ausländer nicht benutzen dürfen).

Und für Machu Picchu sind die Eintrittskarten natürlich auch personalisiert und man kommt ohne Paß nicht hinein, sogar für das Machu Picchu Museum mußten wir unseren Paß hinlegen. Bei Machu Picchu ist das noch verständlich, denn früher wurden die Karten weiterverkauft oder ein schwunghafter Schwarzhandel betrieben; das hat man mit dieser Regelung unterbunden – komisch mutet es trotzdem an.

Mal sehen, welche Erfahrungen in Chile auf uns warten.

Peru ist ganz anders, wundert sich das Nähkästchen

Beitrag von Heidi Bisang

Liebe Leserinnen und Leser

Nach Kolumbien und Ecuador waren wir gespannt, wie sich uns Peru zeigen wird. Wir erwarteten blühende Landschaften und fanden uns in der Wüste wieder. Von der Pazifikküste bis zu den Andenketten ist Peru eine einzige Wüste nur unterbrochen von Oasen (größeren oder meist kleineren) mit Gemüse- und/oder Obstanbau. Der grüne Spargel, den wir vor Weihnachten im Migros oder Coop kaufen können wird momentan gestochen. Mangos sind am reifen und Avocados gibt’s in Hülle und Fülle. Aber eben nur dort, wo bewässert werden kann. Die Wüstengegenden sind wundervoll und abwechslungsreich, von Sand zu Stein und Felsen findet sich alles und in allen Wüstenfarben, einfach herrlich anzuschauen. Allerdings, dass man von Wüste nicht leben kann, zeigt sich an allen Ecken und Enden, die Armut ist sehr, sehr groß. Die Schäden vom großen Erdbeben von 1997 sind noch heute zum großen Teil nicht behoben. Millionen Menschen leben in total unwirtlichen Verhältnissen ohne Wasser (fließendes) und ohne Strom und oft auch ohne Dach über dem Kopf. Eine Plastikplane ist das höchste der Gefühle. Dafür liegt der Müll Tonnenweise am Straßenrand. Wir waren die ersten Tage ziemlich schockiert. Lima hat sich dann aber von seiner schönsten Seite gezeigt. Die Altstadt wunderschön und auch „unser“ Quartier Miraflores am Pazifik gelegen war wirklich schön.

Begeistert haben uns natürlich auch die Ausgrabungsstätten und Museen, das große Staunen war angesagt, alleine dafür lohnt sich die  Reise. Im Moment leben wir getrennt. Der größere Teil (13 Nasen) hat sich auf den Weg nach Cusco gemacht um den Machu Picchu zu besuchen. Vielleicht berichtet ein/e ReiseteilnehmerIn von diesem Teil der Reise.

Wir, der Rest der Truppe, haben uns heute die  Nazca Linien angeschaut, vom Flugzeug(lein) – ein Vierplätzer plus Pilot und Copilot – aus. Eine halbe Stunde Angst hat sich gelohnt, man kann die Zeichnungen wirklich nur von oben gut erkennen. Dass sie – wie der Erich von Daeniken glaubt – von Außerirdischen gemacht wurden, daran zweifle nicht nur ich sehr stark. Aber schön anzuschauen sind sie schon, uns hat das genügt.

Auf dem Weg nach Nazca haben wir eine Nacht in Paracas verbracht und uns die Islas Ballestas angesehen, eine absolute Wucht: Auf ein paar winzig kleinen Inseln (nur vom  Meer aus zu besichtigen) sind uns die ersten Pinguine entgegen gewatschelt, ganze Familien von Seelöwen haben im Morgenlicht sonnengebadet, während ihre Kolleg(inn)en am Fischen waren. Und Tausende und Abertausende Seevögel aller Arten standen, flogen und tauchten um uns herum, einfach umwerfend. Ich habe noch nie soooo viele Vögel auf einem Fleck gesehen. Der Geruch war entsprechend heftig und die meisten von uns haben einen Vogelschiss abbekommen, aber das soll ja Glück bringen und wegputzen ließ er sich leicht. Alle paar Jahre werden die Inseln vom Kot befreit und dieser als Superdünger teuer verkauft. Allerdings bei der Putz-Equipe möchte ich nicht sein. Auf dem Weg zu den Islas haben wir übrigens die erste „Unerklärlichkeit“ zu Gesicht bekommen, auf einer großen Sanddüne ist ein riesengroßer Kandelaber/Kerzenständer ganz deutlich ersichtlich. Peru, das Land der Wunder.

Nach den vier gemütlichen Tagen geht’s Morgen (wieder mal ein Reisetag) gen Arequipa (zweitgrößte Stadt Perus). Dort treffen wir dann übermorgen wieder auf den Rest der Familie. Und dann geht’s südwärts Richtung Chile, wo wir am Donnerstag die Grenze überqueren, wir sind gespannt, was uns dort erwartet.

Das Wüstenklima hier ist übrigens wunderbar, sonnig, tagsüber gegen 30 Grad, aber trockene Hitze und nachts angenehm kühl, wir können ohne Klimaanlage schlafen – herrlich. Soviel, um Euch ein bisschen neidisch zu machen.

Und jetzt springt das Nähkästchen in den Pool zwecks Abkühlung.

Tschü-üss und hasta luego

Heidi

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

…hatten wir auf unserer Reise um die Welt im April im Iran noch ein repressives Regime erlebt, deutet sich nach der Abwahl von Ahmadinedschad eine Wende zu mehr Offenheit an. Lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung den Artikel zur Lockerung der iranischen Kleiderordnung. http://www.sueddeutsche.de/politik/frauenrechte-im-iran-revolution-der-farben-1.1820040

Im kommenden Mai fahren wir wieder in Freiburgs Partnerstadt Isfahan und werden mitbekommen, was sich verändert hat. Sind Sie dabei? Ich meine dieses Mal real, nicht virtuell? Wir würden uns freuen!

Viele Grüße aus Peru

Hans-Peter Christoph

Plaudereien aus dem Werkzeugtäschle (3)

…und ein paar neue Beobachtungen.

von Axel Lehmann

Andere Länder, andere Sitten… (Diesmal aus Peru)

Jetzt sind wir in Peru. Wir sind aus den Anden heraus an der Küste oder zumindest in Küstennähe, und aus der immergrünen Umgebung kommen wir jetzt ins flache Land und in die Wüste. Noch augenfälliger ist aber, dass die Straßenränder fast durchgängig zugemüllt sind, was in Ecuador fast nie vorkam. Um Siedlungen herum nimmt der Müll zu, weiter weg ab. Wir sammeln unseren Müll trotzdem artig und entsorgen ihn. Im Hotel hängen dann Schilder im Badezimmer, dass man die Umwelt schonen soll, indem man die Handtücher mehrmals benutzt. Das erscheint wie Realsatire.

Was auch sofort auffällt, ist die viel geringere Polizeipräsenz. Man sieht auch in den Städten nur selten Polizei. Aber die Mauern sind überall beliebg hoch und die Fenster genauso vergittert wie in Ecuador. Dafür sind in den Städten die Straßen oft in schlechtem Zustand, so dass es gar keine „schlafenden Polizisten“ (dicke Bodenwellen in der Straße, manchmal gekennzeichnet, aber nicht immer!) braucht, um uns zum Schritttempo zu nötigen.

Während in Ecudor überall zitronengelbe, kleine Taxis herumkurven, findet man in Peru überall „Mototaxis“. Das ist eine Art Moped-Rikscha, dreirädrig, vorne Moped und hinten ein breiter Sitz für bis zu drei Personen, und dahinter noch eine kleine Ladefläche. Das ganze ist mit Plastikplanen mehr oder minder gegen Sonne und Regen geschützt; gegen Unfälle wohl weniger. Taxis sieht man in den Städten auch, aber viel seltener als diese Moped-Rikschas. Dafür sieht man die auch ohne Beleuchtung nachts auf den Überlandstraßen.

Mototaxi

Im Gegensatz zu den Ecuadorianern benutzen die Peruaner gerne und häufig ihre Hupen. Wenn man, wie wir in Trujillo, direkt auf die Plaza Mayor schaut, findet man das nicht so komisch, sondern eher unnötig laut. Aber es gibt auch Gelegenheiten, bei denen auch Peruaner sich zurückhalten. So mussten wir auf einer Hauptstraße durch ein großes Dorf mit vielen Bussen, LKWs und PKWs einem Leichenzug bis zum Friedhof am Ende des Dorfes folgen. Das dauerte eine (gefühlte) halbe Stunde. Keine Hupe war zu hören!

Es bleibt weiter spannend.

 

Plaudereien aus dem Werkzeugtäschle (Teil 2)

Beitrag von Axel Lehmann

Andere Länder, andere Sitten…

Viele Dinge sind in Südamerika anders, als wir sie gewohnt sind. Es gibt hier in den Städten viele – eigentlich: fast nur – Einbahnstraßen, denn die Straßen sind in diesen alten Schachbrettanlagen der Spanier eng. Ich bestaune immer wieder, wie Sascha und Hans-Peter den großen Roten um die Ecken manövrieren, denn oft sind die Bürgersteige zusätzlich mit großen Eisenpollern geschützt, damit dort niemand parkt. Ein Wunder, dass der große Rote noch keine Schrammen hat. Wir müssen wegen der Einbahnstraßen oft Umwege fahren, um unser Ziel zu erreichen. Und dann ist da kein Platz zum Parken, weshalb wir uns alle rechtzeitig bereitmachen, um den Bus im Geschwindschritt zu verlassen. Jedes Rettungs- oder Evakuierungskommando hätte seine Freude an uns!

Wegen der Einbahnstraßen klebt an fast jeder Ecke also ein Schild mit Pfeil: „Una Via“. Und dann kommt es doch manchmal vor, dass eine Straße breit genug ist, und dann hängt dort tatsächlich ein Schild mit zwei Pfeilen „Doble Via“!

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Überall in Südamerika scheint es Sitte zu sein, daß zwei Personen, gleich welchen Geschlechts, in ein gemeinsames Bett gehören. So spielen wir in fast jedem Hotel erneut das Spielchen: Wer in welchem Zimmer? Das Hotel hat ja schon lange eine Liste, anhand derer die Zimmer vergeben sind, wenn wir ankommen. Wir haben ja auch mehrere Grüppchen von Freundinnen, die sich zusammengetan haben, um ein Doppelzimmer zu teilen. Aber auch die enden typischerweise in Zimmern mit nur einem Bett („matrimonium“).

Inzwischen sind wir ja gewitzt und versuchen das schon bei unserer Ankunft in Ordnung zu bringen, denn fast automatisch werden alle Einzelreisenden in Zimmern mit zwei Betten untergebracht. Den Sinn dieser Verteilung konnte bisher niemand ergründen. Aber da die Gruppe groß genug ist, können wir die Zimmer innerhalb der Gruppe umverteilen, so dass jeder bekommt, was er braucht.

Allerdings müssen wir dabei aufpassen, dass nicht eifrige Pagen heimlich schon anhand der alten Liste die Koffer identifiziert und abtransportiert haben. Dann landen die Koffer natürlich in den falschen Zimmern und wir müssen sie suchen und wieder rücktauschen. Auch das ist schon passiert.

Auffällig ist in jedem Ort die Polizeipräsenz. An jeder Ecke steht offizielle Polizei, manchmal sind Polizisten sogar in den Hotels postiert. An vielen Läden stehen private Wachfirmen mit entsprechend phantasievollen Uniformen. Wenn man durch die Wohnviertel fährt, fallen die extrem hohen Zäune auf, die die Grundstücke umschließen. Und manche Zäune sind als Krönung auch noch mit Starkstrom (!) gesichert. Man kommt sich anfangs sehr verunsichert vor und wittert schon bei jedem Einheimischen, der einem entgegenkommt, einen Gauner. Langsam gewöhnt man sich aber daran, dass dem überhaupt nicht so ist. Im Gegenteil, wir haben bisher nur sehr viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erlebt. Allmählich keimt in mir der Verdacht, dass es sich bei den vielen Polizisten um eine ecuadorianische ABM Maßnahme handelt.

Einer anderen Merkwürdigkeit begegnet man in den Hotels und Restaurants. Hier gilt es als aufmerksamer Service, wenn der Teller abgeräumt wird, sobald er nur annähernd geleert ist. Wenn man also nicht aufpasst und sich gerade mit dem Tischnachbarn unterhält, passiert es schon mal, dass man dem Kellner hinterherspurten muss, bevor das halbe Frühstück oder Abendessen mitsamt Besteck wieder in der Küche verschwindet.

Man sieht, wir sind immer noch in der Lernphase; es bleibt spannend.

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Foto von Sascha Böhnke