Plaudereien aus dem Werkzeugtäschle (Teil 2)

Beitrag von Axel Lehmann

Andere Länder, andere Sitten…

Viele Dinge sind in Südamerika anders, als wir sie gewohnt sind. Es gibt hier in den Städten viele – eigentlich: fast nur – Einbahnstraßen, denn die Straßen sind in diesen alten Schachbrettanlagen der Spanier eng. Ich bestaune immer wieder, wie Sascha und Hans-Peter den großen Roten um die Ecken manövrieren, denn oft sind die Bürgersteige zusätzlich mit großen Eisenpollern geschützt, damit dort niemand parkt. Ein Wunder, dass der große Rote noch keine Schrammen hat. Wir müssen wegen der Einbahnstraßen oft Umwege fahren, um unser Ziel zu erreichen. Und dann ist da kein Platz zum Parken, weshalb wir uns alle rechtzeitig bereitmachen, um den Bus im Geschwindschritt zu verlassen. Jedes Rettungs- oder Evakuierungskommando hätte seine Freude an uns!

Wegen der Einbahnstraßen klebt an fast jeder Ecke also ein Schild mit Pfeil: „Una Via“. Und dann kommt es doch manchmal vor, dass eine Straße breit genug ist, und dann hängt dort tatsächlich ein Schild mit zwei Pfeilen „Doble Via“!

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Überall in Südamerika scheint es Sitte zu sein, daß zwei Personen, gleich welchen Geschlechts, in ein gemeinsames Bett gehören. So spielen wir in fast jedem Hotel erneut das Spielchen: Wer in welchem Zimmer? Das Hotel hat ja schon lange eine Liste, anhand derer die Zimmer vergeben sind, wenn wir ankommen. Wir haben ja auch mehrere Grüppchen von Freundinnen, die sich zusammengetan haben, um ein Doppelzimmer zu teilen. Aber auch die enden typischerweise in Zimmern mit nur einem Bett („matrimonium“).

Inzwischen sind wir ja gewitzt und versuchen das schon bei unserer Ankunft in Ordnung zu bringen, denn fast automatisch werden alle Einzelreisenden in Zimmern mit zwei Betten untergebracht. Den Sinn dieser Verteilung konnte bisher niemand ergründen. Aber da die Gruppe groß genug ist, können wir die Zimmer innerhalb der Gruppe umverteilen, so dass jeder bekommt, was er braucht.

Allerdings müssen wir dabei aufpassen, dass nicht eifrige Pagen heimlich schon anhand der alten Liste die Koffer identifiziert und abtransportiert haben. Dann landen die Koffer natürlich in den falschen Zimmern und wir müssen sie suchen und wieder rücktauschen. Auch das ist schon passiert.

Auffällig ist in jedem Ort die Polizeipräsenz. An jeder Ecke steht offizielle Polizei, manchmal sind Polizisten sogar in den Hotels postiert. An vielen Läden stehen private Wachfirmen mit entsprechend phantasievollen Uniformen. Wenn man durch die Wohnviertel fährt, fallen die extrem hohen Zäune auf, die die Grundstücke umschließen. Und manche Zäune sind als Krönung auch noch mit Starkstrom (!) gesichert. Man kommt sich anfangs sehr verunsichert vor und wittert schon bei jedem Einheimischen, der einem entgegenkommt, einen Gauner. Langsam gewöhnt man sich aber daran, dass dem überhaupt nicht so ist. Im Gegenteil, wir haben bisher nur sehr viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erlebt. Allmählich keimt in mir der Verdacht, dass es sich bei den vielen Polizisten um eine ecuadorianische ABM Maßnahme handelt.

Einer anderen Merkwürdigkeit begegnet man in den Hotels und Restaurants. Hier gilt es als aufmerksamer Service, wenn der Teller abgeräumt wird, sobald er nur annähernd geleert ist. Wenn man also nicht aufpasst und sich gerade mit dem Tischnachbarn unterhält, passiert es schon mal, dass man dem Kellner hinterherspurten muss, bevor das halbe Frühstück oder Abendessen mitsamt Besteck wieder in der Küche verschwindet.

Man sieht, wir sind immer noch in der Lernphase; es bleibt spannend.

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Foto von Sascha Böhnke