Monthly Archives: September 2013
Patzcuaro und Morelia
Beitrag von Iris Pfitzer-Heine
Endlich, nach einem langen Regentag, lugt die Sonne etwas hinter den Wolken hervor, gerade rechtzeitig für unseren Ausflug zur Insel Janitzio. Sie ist eine von mehreren Inseln im Seengebiet des Lago de Patzcuaro, und in regelmäßigen Abständen fahren Boote hin und her. Eine besondere Attraktion sind die berühmten Monarchschmetterlinge, die jedes Jahr von Dezember bis März hier im Seengebiet überwintern und für den Hin-und Rückflug bis zu sechs Generationen brauchen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die alles überragende Figur, die auf der Kuppe der Insel steht, und den Freiheitskämpfer Juan Morelos darstellt, der in Morelia geboren wurde.
Um zum Boot zu kommen müssen wir zunächst durch eine Gasse von unzähligen Verkaufsständen, wo von Pullovern über Tischdecken bis zu in Fett frittierten Sardinen alles angeboten wird. Wir tun uns schwer, das Dargebotene abzulehnen, und laufen mit einem lächelnden “ no, gracias“ weiter.
Endlich haben wir den Anlegesteg erreicht und stellen fest, dass das Boot bereits recht voll ist. Wir sind die einzigen Ausländer, und werden mit großen Augen und einem freundlichen hola begrüßt. Es herrscht eine recht muntere Stimmung, denn eine Drei-Mann-Kapelle sorgt während der Überfahrt für Unterhaltung. Die Leute singen und tanzen, und auf diese Art vergeht die Zeit der Überfahrt recht schnell.
Auf der Insel angekommen werden wir wieder von den obligatorischen Verkaufsständen empfangen, diesmal ergänzt durch Lokale, in denen verschiedene landestypische Speisen angeboten werden. Wie bereits zuvor lehnen wir die Angebote dankend ab und schlendern die steilen Stufen zum Gipfel der Insel hoch – eine schweißtreibende Arbeit! Von dort oben hat man einen herrlichen Rundblick und wir genießen die Aussicht.
Nach kurzer Pause treffen wir uns wieder am Anlegesteg, und fahren mit dem Boot zurück nach Patzcuaro, über dessen großen Marktplatz wir schlendern. Hier haben sich viele Menschen eingefunden, denn es ist für die Mexikaner ein Feiertagswochenende, der 14. September – der Tag der Unabhängigkeit von den Spaniern.
Jetzt aber wollen wir das eigentliche Ziel unseres heutigen Tages, die Stadt Morelia, erreichen.
Morelia ist die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacan, und hieß bis 1828 Vallodolid, bevor sie zu Ehren des Freiheitskämpfers Jose Morelos umbenannt wurde. Die breiten Straßen sind von Kolonialgebäuden gesäumt, und die Menschen sitzen in Straßencafés auf großen arkadenumsäumten Plazas. Spontan entsteht in uns der Wunsch, dies so bald als möglich auch zu tun. Zunächst aber geht es ins Hotel, einem wunderschönen alten Palast mit einem großen Patio voller Pflanzen, Vögel, Sitzgruppen und Brunnen. Wir sind begeistert, und saugen diese traumhafte Atmosphäre in uns auf.
Am nächsten Tag führt uns Vladimir, unser mexikanischer Reiseleiter (der Name stimmt tatsächlich!) zur Besichtigungstour in die Kathedrale, deren Türme angeblich die höchsten von ganz Mexiko sein sollen. Dieses, im klassizistischen Stil erbaute Gebäude, hat im Inneren wundervolle filigrane Malereien. Weiter geht es zum Museo Micjoacana, wo wir archäologische Funde erklärt bekommen, und zum Regierungspalast mit wunderschönen Murales (s.g. Wandmalereien), auf denen die wechselvolle mexikanische Geschichte abgebildet ist. Im Mercado de Dulce (=Süßwarenmarkt) frischen wir unsere bisher verbrauchte Energie mit den dargebotenen Köstlichkeiten wieder auf.
Natürlich vergessen wir bei all den Sehenswürdigkeiten nicht, auf den breiten Boulevards zu flanieren, und uns ein paar gestohlene Stunden in den Geschäften und Cafés zu gönnen.
Morelia ist mir als eine Stadt für den Geist und für das Herz in Erinnerung. Ich habe viel erfahren, aber konnte hier auf meiner langen Reise auch mal die Seele baumeln lassen.
Geoposition vom 17.September
Morelia, laut Hans-Peter eine wunderschöne Stadt mit knapp einer Million Einwohnern und mit einem sagenhaft schönen Hotel aus 18. Jahrhundert – Bilder folgen bestimmt noch:)
Ein Hinweis aus dem Avanti-Büro: Wie bestimmt auch unsere Blog-Leser verfolgen auch wir die aktuellen tragischen Ereignisse durch die Stürme in Mexiko und unser Mitgefühl ist bei den betroffenen Personen.
Die Avanti-Reisegruppe ist wohlauf, auch der weitere Verlauf ist aktuell nicht gefährdet.
La Loca de San Blas
Beitrag von Ina Jander
Auf unserem Weg von Mazatlan nach Guadalajara kamen wir ganz nah an der kleinen Hafenstadt San Blas vorbei:
Man erzählt sich die wahre Geschichte einer Frau, die Anfang des 19. Jahrhunderts hier direkt am Pazifik lebte. Ihre große Liebe war Matrose, er fuhr zur See. Sie schworen sich ewige Liebe, er, dass er wieder zurückkommen, sie, dass sie immer auf ihn warten würde.
Er kam nicht zurück, weshalb, ist nicht überliefert. Aber sie wartete. Jeden Abend ging sie in den Hafen und legte dafür immer dieselben Kleider an, die sie beim Abschied getragen hatte, damit er sie ja auch erkenne.
Die Leute nannten sie verrückt, loca, und wollten sie einsperren. Sie aber wehrte sich und jeden Tag ihres Lebens ging sie abends in den Hafen und wartete. Sie wurde alt und starb, und man erinnerte sich an sie als die Verrückte von San Blas.
In den Sechziger Jahren errichtete man im Hafen von San Blas ein Denkmal für die Verrückte: die kleine ca. ein Meter sechzig hohe Metallstatue einer Frau mit nach hinten wehenden Gewändern, die Arme sehnsuchtsvoll dem Meer entgegen gestreckt, steht auf der Mole (el muelle auf Spanisch) von San Blas.
Und inzwischen zeigt sich, dass sie nicht vergeblich gewartet hat: unter den Matrosen hat es sich herumgesprochen, dass da eine ist, die auf sie wartet. Sie sind so berührt von dieser Frau und ihrer Treue, dass sie angefangen haben, ihr Blumen zu bringen, bevor sie in See stechen.
Und so liegen der Verrückte von San Blas nun immer frische Blumen zu Füssen.
Aus dieser traurigen und Geschichte einer einzelnen einsamen Frau ist nun etwas Tröstendes, Liebenswertes und fast Heiteres geworden.
Im Jahr 1997 veröffentlichte die mexikanische Gruppe „Maná“ ein Lied mit dem Titel „En el Muelle de San Blas“. Es wurde der Sommerhit 2000 in Europa, aber kaum einer wusste, um was es dabei ging: um die „Verrückte“ von San Blas, die auf der Hafenmole wartet, und deren große Liebe im Lied von Maná am Ende das Meer geworden ist.
Soweit die Geschichte, wie sie uns hier in Mexiko erzählt wurde. Die Internet Recherche ergab, dass es diese Frau tatsächlich gegeben hat. Aber nicht vor fast zwei Jahrhunderten, sondern sie starb erst 2012 im Alter von 63 Jahren. Ihr Verlobter war Fischer, vier Tage vor der Hochzeit 1971 fuhr er hinaus und kam nicht zurück, keiner weiß was aus ihm geworden ist.
Danach stand sie wirklich täglich in ihrem Hochzeitsgewand auf der Mole und streifte auch so gekleidet durchs Dorf, immer auf der Suche und in Erwartung ihres Liebsten. Ihren Lebensunterhalt fristete sie mit dem Verkauf von Süßigkeiten und erzählte dabei gelegentlich auch ihre Geschichte. So hat sie auch der Sänger von Maná persönlich kennengelernt und der ließ sich, berührt von ihrem Schicksal, zu dem Lied inspirieren.
Den spanischen Internet-Texten, die sich auf die „Loca de San Blas“ beziehen, war nicht sicher zu entnehmen, ob nach ihrem Tod die kleine Skulptur auf der Mole schon installiert oder erst in Planung ist. Und ob Maná bei deren Einweihung gesungen haben oder dann singen werden.
Uns hat die erste Version besser gefallen, besonders das Ende der Geschichte, wo die Matrosen der verrückten Wartenden Blumen zu Füssen legen.
Aber die Tatsache, dass die Geschichte SO erzählt wird, ist schon wieder eine neue Geschichte.
Geopositionen Mazatlán und Guadaljara
Baja California – Mazatlan
Kurze „Wasserstandsmeldung“ zum Hurrican Ingrid
Zur Zeit wütet in Mexiko ein Hurrican. Unsere Weltreisenden sind davon nicht betroffen, Zitat Hans-Peter: „es regnet zwar, von Unwettern oder Katastrophen sind wir weit entfernt. Bis wir wieder ans Meer kommen ist schon lange alles vorüber. Wir haben einen tollen Reiseleiter und den besten Fahrer Mexicos.“
Geoposition vom 10. September 2013
Geoposition vom 9. September 2013
Auf dem Weg nach San Ignacio
Beitrag und Bilder von Hans-Peter und Ina
Mittagspause in Guerrero Negro. In den Wintermonaten kommen die Grauwale in großer Zahl für die Paarung und um die Jungen zu gebären hierher. Vor zwei Jahren wurden hier fast 2500 Wale gezählt. Wir sitzen bei Mario in der Wüste, neben uns der Pazifik, und warten auf das Mittagessen. Da gerade keine Walsaison ist, ist Mario der einzige, der offen hat. Im Ort Rosario, durch den wir vor ca. einer Stunde kamen, waren beide Lokale geschlossen. Marios Restaurant sieht ein bisschen aus wie eine Jurte, aber sie ist fast ganz aus Kaktusholz gebaut.