Big Sky Country

Von Hilde Louis

wir vor einem 'Allesgeschäft'

wir vor einem ‚Allesgeschäft‘

So wird Montana genannt und wirklich, der Horizont scheint nicht enden zu wollen. Wir kommen von Lethbridge, ein letztes Städtchen vor der amerikanischen Grenze. Die Grenze erwarten wir mit Spannung, aber wie ihr schon wisst, haben wir auch das gemeistert. Der Officer war recht freundlich, und als er hörte, dass wir bis Patagonien unterwegs sein werden, da war ein „oh“ zu hören, und wir wussten, das würde er auch gerne machen. Aber die Grenze ist nun mal da!

Montana ist so groß wie Deutschland, hat aber nur knapp eine Million Einwohner, es ist ein weites Land. Seine Farben: ein milchig blauer Himmel, die Erde ein verblasstes Gelbgrün. Nur hier und dort taucht einmal eine menschliche Behausung auf, meist ein dunkelrotes „Holzhaus“ mit den typischen weißen Fenster- und Dachumrahmungen und dem schön gewölbten Dach. Manchmal entdecken wir windschiefe, graue Holzhäuser und Hütten, verlassen, aber sie werden bleiben, bis sie von selbst zusammenfallen. Montana ist Wheatland, weiße oder graue Silos weisen darauf hin.

Lange Zeit hinter der kanadischen Grenze bleibt  das Land flach. Der Winter muss kalt und schneereich sein,  auf den Feldern stehen Schneeschutzzäune und vor „gusty crosswinds“ wird gewarnt.

Später wird es hügelig, die Erde weiterhin gelbgrün, dann gleicht das Land einer Buckelpiste, in waagerechter Position natürlich.

Mehrmals machen wir einen Stopp, es ist heiß, weit über 30 Grad Celsius und wir bleiben dann immer ein klein wenig länger in den kleinen „Allesgeschäften“. Außer Postkarten, Süßem, Chips – jede Menge -, Sandwiches, Salaten, gibt es auch Coffee, „Cappuccino“ mit und ohne „flavor“, Zeitungen, und natürlich die letzten Neuigkeiten.

Dann irgendwann tauchen canyonartige Formationen auf und unser Blick geht auf die rechte Seite des Highway. Wir schauen auf Billings. Alles ist grün, es könnte fast ein Wald sein, der sich da ausbreitet. Aber nein, es ist tatsächlich Billings, eine der wenigen Städte in diesem großen Staat. Billings ist sehr angenehm, ca. 130 Jahre alt, es hat viele Backsteinhäuser.

Abends essen wir draußen auf der Terrasse eines Hotels, das von einem Deutschen erbaut worden ist, heute gilt es schon als „Historical Site“. Ebenso wie unser Hotel, das in den Fünfzigern erbaut wurde und also gerade mal 60 Jahre alt ist.

Am nächsten Morgen ist Markt, mitten auf der Kreuzung. Es gibt Gemüse, Obst, Marmelade – homemade – und Stände, an denen man gleich Leckeres essen oder trinken kann.

Wir hätten noch viel entdecken können in der Stadt, in der auch J. Steinbeck einen Tag länger blieb, als er mit Charly – seinem französischen Pudel – Amerika erkundete und sich NOCH einen Hut kaufte.

Back in The USA

Beitrag von Ina Jander

Heute verlassen wir Kanada und versuchen wieder, in die USA einzureisen. Nach den Erlebnissen mit US-Behörden während der letzten Wochen sind alle etwas beunruhigt.

Seit Anchorage sind wir mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen unterwegs gewesen, zuletzt in zwei großräumigen Vans von amerikanischem Format, die von Uli und Hans-Peter selbst gesteuert wurden. Aber mit diesen Autos dürfen wir die Grenze nicht passieren, schon gar nicht mit „unseren“ beiden Männern am Steuer. Deshalb wurde ein bequemer Kleinbus mit Chauffeur gemietet, der uns von Calgary nach Billings, Montana bringen soll. Unser Chauffeur heißt Kevin, er trägt einen schwarzen Anzug, weißes Hemd  und weiße Handschuhe!!  Wir kommen uns vor wie die Tramps gegen ihn.

Das kanadisch-amerikanische Grenzgebäude ist mindestens so imposant wie seine Gegenstücke auf der Seidenstraße. Eine knappe halbe Stunde müssen wir mit dem Auto Schlange stehen (uns „von hinten anschlängeln“ wie Reza das nennen würde), dann sind wir an  der Reihe. Alle halten wir gehorsam unsere Reisepässe bereit, aufgeschlagen auf der Seite mit dem US-Stempel, den haben wir alle ja schon. Der Officer ist ein älterer Mann und so umgänglich und nett, wie man ihn sich nur wünschen kann. Nach nur 15 Minuten sind wir durch! Wenn er der zuständige Beamte im Hafengelände von Tacoma am Zoll gewesen wäre,  wir sind uns sicher, er hätte unseren Roten reingelassen.

Uli gesteht uns nachträglich, dass er schwerste Bedenken hatte, ob wir mit diesem kanadischen Kleinbus über die Grenze kommen würden, zu viel hat er in dieser Hinsicht schon erlebt. Aber das sagt er Gott sei Dank erst hinterher. Hilde Lahr, die aber eigentlich aus Eschweiler bei Aachen kommt: „Et es wie et es. Et köt wie et köt. UND – et es noch emme jut jejange!“

Marina, die mit ihrer Familie in den Siebzigern lange in den USA gelebt hat und nur die schönsten Erinnerungen mit dieser Zeit verknüpft, freut sich, endlich mal wieder in den Staaten zu sein. Hilde Meerbusch sieht sie versonnen lächelnd im Sitz zurückgelehnt: „So geht mir das auch oft – ich muss aufpassen, dass mein Grinsen nicht so breit wird, dass sich meine Mundwinkel oben am Scheitel treffen!“

Spieglein, Spieglein, wer ist der Schönste in den Rockies?

Beitrag und Fotos von Iris Pfitzer-Heine

Von Banff, unserem dreitägigen Domizil, fahren wir entlang des Icefield Parkway Richtung Lake Louise. Die Wegstrecke durch die Nationalparks Jasper und Banff bis Lake Louise mit ihren 230km wird gern als die schönste Gebirgsstrecke Kanadas bezeichnet. Tatsächlich sind die Aussichten spektakulär und verlocken zu unzähligen Fotostopps. Aber nicht nur Foto-, auch Tierstopps werden ab und zu eingelegt. Immer, wenn mehr als drei Menschen am Straßenrand stehen und aufgeregt in die Büsche oder den gegenüberliegenden Hang deuten, halten die nachfolgenden Autofahrer ebenfalls ruckartig an. Es könnte ja ein Bär, ein Elch oder sonst ein großes Tier unseren Weg gekreuzt haben! Wir spielen kurz mit der Idee, einen solchen Menschenauflauf einfach nur zum Spaß zu inszenieren, nehmen dann aber doch davon Abstand, denn wir wollen die Kanadier nicht verärgern.

Auf dieser perfekt ausgebauten Straße sind wir natürlich nicht die Einzigen, das merken wir spätestens, als wir am Lake Louise ankommen. Sämtliche Parkplätze sind bereits besetzt, und auch der sogenannte „overflow“ scheint voll zu sein, jedoch finden wir noch zwei Parklücken und quetschen uns hinein. Nach unserer bisher eher einsamen und ruhigen Gegend schrecken uns so viele Menschen und der ganze Trubel eher ab. Etwas desorientiert stehen wir erstmal da und begutachten die Szenerie , bis Uli vorschlägt, einen weniger begangenen Trail links um den See herum einzuschlagen. Froh, diesen Menschenmassen entrinnen zu können, folgen wir ihm nur allzu bereitwillig, und tatsächlich, das Unglaubliche passiert: nach ein paar Minuten sind wir fast alleine auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt hoch über dem See, und uns bietet sich ein phantastischer Ausblick auf Schloss und See. Das Schloss selber, 1913-1925 erbaut, erscheint eher fantasielos mit seinen Terrassen, Restaurants und Souvenirshops, aber die Lage……

Eher erleichter besteigen wir wieder unsere Fahrzeuge, um beim nächsten See einen Stopp einzulegen.Etwas südlicher gelegen befindet sich der Lake Moraine, der kleinere Nachbar vom Lake Louise. Bereits auf der Fahrt dorthin warnt uns ein Schild , in der Beerenzeit sich vor Bären auf den Wanderwegen in Acht zu nehmen. Hier gilt es, „e“ von „ä“ zu unterscheiden! Auch beim Lake Moraine sind wir nicht die ersten Besucher, jedoch gibt es dort nicht diese Besuchermassen, und die Umgebung erscheint umso reizvoller und ursprünglicher. Dieser Eindruck wird noch bestärkt durch ein neuerliches  Schild am Weg, welches  uns  auffordert, nur in Gruppen von mindestens vier Personen weiterzumarschieren und dabei möglichst viel Lärm zu machen, um potentielle Bären abzuschrecken. Auch eine Form von „Anti-Brumm“!!!

Tja, am Ende des Tages stellt sich uns  die Frage, welcher der beiden besuchten Seen nun der Schönere war. Wissen Sie es?

Die Sache mit den Bären

Beitrag von Gabriele Baier-Umgelter, Fotos von Marina Pfaff

Seit wir im Denali-Nationalpark 9 Grizzlies gesehen haben, sind aus den papierenen Bären der Reiseführer und Postkarten welche aus Fleisch und Blut geworden, die durchaus eine konkrete Gefahr darstellen könnten.

Überall wird vor Bären gewarnt. Auf Flyern und Infotafeln am Eingang von Wandergebieten werden die verschiedenen Arten beschrieben. Man erfährt, wie man erkennt, wann ein Bär nur spielen will und wie er aussieht, wenn er vorhat anzugreifen.

Man sollte also, wenn man plötzlich vor einem Bären steht, ihn erst Mal gründlich studieren und dann handeln: Entweder stehen bleiben, in der Hoffnung dass er das Interesse verliert, oder wild gestikulieren und mit den Armen wedeln, damit er denkt, er habe es mit einem großen, gefährlichen Tier zu tun. Wenn gar nichts mehr hilft: auf den Boden liegen, mit dem Gesicht nach unten…

Um es erst gar nicht zu einer Begegnung kommen zu lassen, gibt es auch verschiedene Methoden: Lautes Singen und Sprechen, das Mitführen einer Bärenglocke (soll nicht so wirksam sein) und Bärenspray. Mir erschließt sich noch nicht ganz, ob besagtes Spray dazu dient, den Bären einzunebeln, oder dazu, sich selbst damit zu besprühen, also als eine Art Antibrumm. Antibrumm? Antibrumm!

Ich kann  das nur hier im sicheren Hotel lustig finden, ganz ehrlich, ich möchte auf gar keinen Fall einem begegnen.

Im Kanu auf dem Yukon River und Muncho Lake

Beitrag von Marina Pfaff, Bilder von Marina Pfaff und Ina Jander

 

Schon auf dem Weg nach Whitehorse sahen wir ab und zu den Yukon River. Trauen wir uns eine Paddeltour zu? Oder ist die Strömung doch etwas zu stark? Wir sind uns unsicher, jedoch Uli, unser Reiseführer beruhigt uns. Am nächsten Morgen sind es dann doch nur 3 Leute die das Abenteuer wagen. Ela, Uli und ich. Wir entscheiden uns für ein Kanu mit 3 Sitzplätzen. Nachdem wir alle Formalitäten erledigt haben, kann die Fahrt von Whitehorse aus starten. Wir ließen uns erst etwas von der bis zu 10 km/h schnellen Strömung treiben. Doch bald wurde es uns zu langsam. So paddelten wir eifrig drauf los, Uli war unser Steuermann.

Der Yukon River ist insgesamt 3187 km lang. Schiffe fahren hier nicht und es war auch auf der ganzen Strecke kein einziges anderes Boot zu sehen. Es ist kaum zu fassen, wir alleine auf diesem breiten Fluss und weit und breit keine Menschenseele. Schnell kommen wir in eine Gegend mit Wald, steilen Abhängen und vielen kleinen Inseln, die wir umfahren können. Ehe wir uns versehen, sind wir mitten in der Wildnis des Yukon Territoriums. Diese einmalige Natur zieht uns in ihren Bann. Wir paddeln des Öfteren von einem Ufer zum anderen denn es gibt viel zu entdecken und wir möchten so nah wie möglich am Geschehen sein. „Paddeln, Mädels, paddeln“ rief uns der Steuermann  immer wieder zu. Dem ersten Weißkopfseeadler kommen wir ganz nahe. Leise paddeln wir bis ans Ufer. Er sitzt majestätisch auf einem Baumwipfel und schaut uns mit seinen großen Augen gelangweilt an. Danach kommt ein Highlight nach dem anderen. Rotschwanzbussarde flogen an uns vorbei, saßen auf Baumwipfeln oder am Felsabhang. Weitere Weißkopfseeadler, es waren 9 an der Zahl, wurden gesichtet. Diese Raubvögel, deren Flügelspannweite über zwei Meter beträgt, sind hauptsächlich auf den Wipfeln der Fichtenwälder mit ihren schneeweißen Köpfen leicht zu erspähen. Leider hatten wir unsere Kamera aus Sicherheitsgründen nicht mit ins Boot genommen. Wir sahen noch viele andere große Vögel, die wir jedoch nicht bestimmen konnten. Es waren vermutlich Falken. Und natürlich durfte der Kolkrabe nicht fehlen, Yukons Staatsvogel, der zu Hauf an den Steilhängen zu sehen war und mit seinem tiefen „kroh-kroak“ die Stille durchbrach.

Viel Freude hatten wir auch beim Entdecken der kleinen Erdhörnchen am Waldrand. Und ganz besonders lustig war die Begegnung mit einer Entenfamilie in einer kleinen Bucht des Flusses. Es war eine Entenmama mit 18 Jungen. Wir paddelten direkt auf sie zu. Als wir schon sehr nahe waren, schwammen sie, die Mutter voraus, alle hintereinander hinter einen Strauch. Wir folgten ihnen, – sie schwammen ganz langsam und gemächlich auf der anderen Seite des Strauches wieder hervor. Doch das war nur ein Täuschungsmanöver. Vor ihnen lag ein Baumstamm als Hindernis im Wasser. Plötzlich schwamm die Mutter unter dem Baumstamm hinweg und die kleinen Entchen hüpften, – alle 18 – eines nach dem anderen in Speed- Geschwindigkeit über den Stamm und brausten dann mit der Mutter mit Karacho davon. Es war ein Bild für Götter. Wir mussten so lachen, dass unser Kanu bedrohlich wackelte.

Nach ca. 3,5 Stunden und etwas über 20 km Fahrstrecke paddelten wir in die Richtung der vereinbarten Stelle unter einer Brücke. Hier war die Strömung besonders stark. Wir hatten alle Hände voll zu tun um auf Kurs zu bleiben. “Paddeln Mädels, kräftig paddeln“, rief unser Steuermann. Kurz vor dem Ziel, wir waren gerade mit vollem Körpereinsatz beschäftigt ans Ufer zu kommen, fiel plötzlich nur ein paar Meter von uns weg ein großer Baum ins Wasser. Puhhh,- noch mal Glück gehabt!

Wir wurden dann mit einem Truck, samt Kanu auf dem Dach wieder nach Whitehorse zurück gefahren. Begeistert berichteten wir den Anderen von unseren Erlebnissen auf dem Yukon. Am nächsten Tag ging unsere Reise weiter an den Muncho Lake. Auch hier stiegen wir wieder ins Kanu. Diesmal schwappte die Freude am Paddeln auch auf die Anderen über. Bei strahlendem Wetter genossen wir einen fantastischen Panoramablick vom See aus.