4.45 Uhr das Telefon klingelt – der Weckruf vom Hotel.
Ich schaue nach draußen – es regnet! Enttäuschung macht sich bei mir breit.
Am Vorabend habe ich mich zusammen mit 8 anderen Leuten der Gruppe zu einer frühmorgendlichen Ballonfahrt angemeldet, stattfindend nur bei schönem Wetter und guten Flugbedingungen.
Zum besagten Treffpunkt um 5.15 Uhr treffen wir uns alle in der Lobby, um abgeholt zu werden. Wir diskutieren, sind wir doch alle sehr verunsichert, da die Ballonfahrt nur bei gutem Wetter stattfinden soll. Das hier empfinden wir aber alles andere als gutes Wetter!
Warten wir ab, was passiert…
Ein Kleinbus bringt uns zum Center des Veranstalters, wo wir uns noch mit Kaffee und Tee stärken können – und es hat aufgehört zu nieseln.
Also los geht’s….
Wir sind nicht alleine, viele, sehr viele Menschen haben dasselbe vor. Interessant, wie die Ballone vorbereitet werden: da wird ganz schön angefeuert und mit der heißen Luft blähen sich die Ballone immer mehr auf.
Schnell heißt es einsteigen in den Korb, und schon heben wir die ersten Meter ab. Macht sich da etwa ein mulmiges Bauchgefühl breit beim runterschauen?
Mit der atemberaubenden Aussicht vergisst man alle Bedenken. Wir fahren – ich habe mich von Jogi belehren lassen, es heißt nicht fliegen sondern fahren – über das weite Tal mit den bizarren Tuffsteinformationen. Unglaublich, welche großartigen Formen die Natur in Jahrtausenden hervorgebracht hat. Immer wieder sind wir vom Ausblick überwältigt.
Unser Luftkapitän Rodriguez gleicht eher einem Luftpirat mit seiner Uniformjacke und seinem Glatzkopf. Als er dann noch eine schwarze Kraushaarperücke aufsetzt, sieht er noch wilder aus. Aber er scheint sein Handwerk gut zu beherrschen, schießt immer wieder dosierte Feuerstöße in den Ballon. Schon bald wird es zu einem vertrauten Geräusch. Um die 50 bunte Ballone schweben im Himmel. Wenn uns der eine oder andere zu nahe kommt, braucht es schon gute Manövrierfähigkeit und Fingerspitzengefühl. Rodríguez schafft dies mit Bravour, auch über die beiden Starkstromleitungen gleiten wird in sicherer Distanz. Und schon heißt es sich für die Landung vorzubereiten. Mit einem Schlückchen Sekt und einer Urkunde wird die erfolgreiche Ballonfahrt gefeiert.
Es bleibt ein unvergessliches Erlebnis – wunderschöne Bilder im Kopf und in der Kamera.
Und – für mich, nebst den beeindruckenden Aussichten, eine wichtige Einsicht:
Sich nicht gleich entmutigen lassen, sollte etwas zu Beginn nicht den Erwartungen und Vorstellungen entsprechen. Schon bald kann aus Regen Sonnenschein werden!
Schade, wären wir im Bett geblieben, wir hätten eine einmalige Erfahrung verpasst!
Bericht und Bilder von
Irma Baumeler