Beitrag von Axel Lehmann
Weitere Merkwürdigkeiten in Südamerika…
Rastplätze gibt es nicht, nirgendwo – Punkt. Wenn wir picknicken wollen, gestaltet sich die Suche nach einem Rastplatz immer zum Abenteuer, denn es gibt sie ja eigentlich nicht. Auf der Panamerikana selbst, hier in Chile die Ruta 5, geht die Strecke durch ohne Punkt und Komma, eine Art Seitenstreifen gibt es nicht, die Bankette bricht kurz neben der Straße ab. In sehr seltenen Fällen kann man an einer Kreuzung auf eine geschotterte Nebenfahrspur ausweichen.
Auf Nebenstrecken haben wir manchmal mehr Glück, denn da walzen LKWs und Allradfahrzeuge schon mal die Bankette so platt, daß man ein Stück von der Straße herunterfahren kann. Außerdem ist da auch weniger Verkehr. Aber suchen müssen wir immer – und nicht immer finden wir ein so richtig nettes Plätzchen.
Handbürste: Ich hatte eine wunderschöne, kleine Reisehandbürste, die ich leider in einem Hotel vergessen habe. Seither versuchen wir in jedem Supermarkt, in dem wir einkaufen, eine Handbürste aufzutreiben – Fehlanzeige, jetzt schon vier Mal. Man schickt uns immer in die Farmácia. Dort ernten wir nur Kopfschütteln, und man rät uns zum Supermarkt. Mal sehen, wie das weitergeht.
Toilettpapier darf man in Südamerika nicht in die Toilette werfen (es stehen immer kleine Mülleimerchen neben der Toilette), deshalb bemühen sich offenbar die Hersteller desselben hierzulande darum, es so dünn wie irgendmöglich zu machen, damit es ja keinen Schaden anrichtet, sollte es dennoch versehentlich in die Kanalisation gelangen. Die Bestleistung der heimischen Papierindustrie habe ich im Hotel Marina in Antofagasta ausprobieren können. Das Papier war nicht nur fast durchsichtig, es war auch noch mit einer Prägung durchlöchert! Auch die vierlagige Anwendung schützte mich nicht vor dreckigen Händen.
Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden – reimte schon Wilhelm Busch. Hier wird man in jedem Restaurant mit reichlich Musik beschallt, man fühlt sich eher wie in einer Disco. Wenn dann unsere Gruppe noch mit reichlich 20 Personen einfällt, steigt der Lärmpegel durch unsere Unterhaltung schon mal bedrohlich an. Das scheint aber hier niemanden zu stören, hier erhöht es offenbar den Gemütlichkeitsfaktor, strapaziert aber unsere Stimmbänder.
Zebrastreifen waren in Peru eher ein zarter Hinweis für Fußgänger darauf, daß man auch dort die Straße überqueren kann. Die Autofahrer kümmerte das sowieso nicht – wer nicht rechtzeitig wegrannte, kam unter die Räder. In Chile ist das deutlich anders. Die Autos halten fast automatisch, man kann problemlos die Straßen überqueren. Sogar auf streunende Hund wird Rücksicht genommen, auch wenn sich nicht an Zebrastreifen halten. (In Antofagasto beobachteten wir einen Hund, der gelernt hatte, mit Ampeln zu leben, denn der Verkehr auf der Ruta 5 dirkt am Strand ist enorm. Nur wenn Menschen über die Straße gingen, ging er mit; sonst wartete er. Ganz schön clever.)
Selten so geschmunzelt, beide Berichte sind zauberhaft, es ist das Kleingedruckte aus dem Leben, man lernt durch die netten Autoren vieles hinzu. Übrigens Toilettenpapier, da gibt es doch eine gute Lösung aus der Antike, insbesondere in Chile gut anwendbar „Damals reinigte man sich nach dem „Geschäft“ mit flachen Steinen oder bestenfalls Tonscherben in verschiedenen Größen, die man in kleinen Säckchen bei sich trug.“
Anschaulich geschriebener Bericht, wie überhaupt die Berichte immer sehr fesselnd sind.