Die Geschichte des Apsaalooke Hot Dance

Beitrag von Hilde Louis

Einmal hatte „Cougar“ den Vögeln und Tieren den Sommer gestohlen und ihn nur für sich behalten. Die Welt war weiß vom ständigen Winter geworden. Nur in Cougars  Lodge war Sommer. So wurde es hart für die Vögel und die anderen Tiere, das Futter war spärlich und das Wasser gefroren. Also musste etwas getan werden.

Die Tier wandten sich an den Coyoten. Er war der tüchtigste von allen und gewandt genug, Cougar den Sommer zu entreißen.

Der Coyote nahm die Herausforderung an.

Schlau wie er war, macht er sich die „Owl“ zum Freund, denn sie war die Vertraute von Cougar. Die Freundschaft war so eng, dass der Coyote ein ständiger Besucher in Cougars Lodge wurde. So konnte er, wann immer er wollte, den Sommer genießen. Die anderen Tiere begannen, unruhig zu werden, fürchteten sie doch, dass der Coyote sie verlassen würde. Der jedoch wartete nur auf eine günstige Gelegenheit.

Als ein mächtiger Blizzard über das Land fegte, sah der Coyote  seinen Moment gekommen. Der Wind blies und Schneeverwehungen begannen sich zu bilden, da suchte der Coyote Obdach in Cougars Lodge. Als er sich der Lodge näherte, bemerkte er die Owl, die fest schlief. Da schlich er sich in die Lodge und fand auch Cougar schlafend – blitzschnell ergriff er den Sommer und stürmte zur Tür hinaus. Ohne den Sommer sank die Temperatur in der Lodge. Das merke Cougar sofort und wachte auf. Er rannte hinaus, um ein Zeichen des Diebes zu entdecken und er bemerkte Fußspuren im Schneee. Sofort folgte er diesen Spuren, aber im Schneegestöber verloren sich die Spuren sehr schnell. Deshalb erhöhte er seine Geschwindigkeit und kam Coyote bald sehr nahe.

Als dieser merkte , dass er verfolgt wurde, rannte der Coyote ins Dorf und brach in die erste Lodge ein, die er erreichen konnte. Aber Cougar folgte ihm. Da bemerkte  Coyote, dass er gefangen war, und er erhob seine Stimme: “ Du hast uns den Sommer genommen und ihn nur für dich benutzt, deshalb hab ich ihn dir jetzt weggenommen. Ich werde dir die Hälfte geben, ganz kannst du ihn nicht haben.“ Weil Cougar fürchtete, den Sommer doch ganz zu verlieren, willigte er ein, nahm seine Hälfte und kehrte zu seiner Lodge zurück.

Als Coyote der Welt dann den Sommer zurückgab, versammelten sich die Tiere, sie waren begeistert und riefen: „Let“s dance the Hot Dance.“

Die Geschichte stand in der Brochüre “ 95th Annual Crow Fair Celebration“ August 15-19, 2013.

Was wir dann erlebten, war ein Tag mit wunderbaren Farben,  fremdartiger Musik. Aber das kommt später.

Powwow

Beitrag von Hilde Louis, Fotos von Iris Pfitzer-Heine und Hans-Peter Christoph

In Crow Agency haben wir ein Powwow besucht. Es ist ein Stammestreffen – ein Familienfest. Eine Art Arena ist die Bühne für die Tänzer, am Rand verteilt sitzen die Trommler- und Gesangsgruppen. Wir sitzen am Rand auf den Holzbänken. Es ist heiß.

Vor uns wird ein alter Mann im Rollstuhl herein gefahren, begleitet vielleicht von seiner Tochter und seinem Schwiegersohn. Er trägt ein gelbes Hemd und eine rote Kappe, darauf  lesen wir „Marines Codetalker 1943 – 1945“. Er ist einer der letzten Marines, die im 2. Weltkrieg als Codetalker im Pazifik eingesetzt waren. Die Sprache des Navajo-Stammes war Grundlage für den Code, der von den „Feinden“ nicht entschlüsselt werden konnte. Später haben wir im neuen Museum im Monument Valley eine große Ausstellung über die Ausbildung und den Einsatz der Indianer als Codetalker gesehen. Wir beobachten immer wieder, dass junge Indianer zu ihn kommen und ihn respektvoll begrüßen.

Das heutige Powwow beginnt mit dem „Grand Entry“, das ist das Hereinkommen aller Teilnehmer. Angeführt vom „Eagle Staff“ und gefolgt von den Flaggen der USA, Kanadas und der Tribes. Dann kommen die Tanzgruppen, zuerst die Männer, dann die Frauen bis hin zu den kleinen Drei- und Vierjährigen. Alle sind in prächtige Gewänder gekleidet: Perlenbänder, Perlenstulpen, Federschmuck, glänzende Stoffe, Samt, weißes helles Leder, kleine Glocken. Gefertigt sind diese Kostbarkeiten von Hand.

Im Rund verteilt sind die Musikgruppen. Sie erzeugen für uns eigenartige fremde Klänge, dazu tanzen die einzelnen Gruppen. Das große Familienfest auf der Crow Fair mit Hunderten von Teepees ist gleichzeitig auch ein Wettbewerb: wer ist der Beste beim Fancy Dance und welche Musikgruppe bekommt die höchste Wertung?

Die Crow Fair hat eine tiefe religiöse Bedeutung, die uns jedoch verborgen bleibt. So genießen wir ein Fest der Farben der Klänge und Bewegungen.

Henry Rides Horse Jr. schreibt in der „95th Annual Crow Fair Celebration“ Broschüre in seinem Grußwort: „The Powwow is to dance to the beat of the drum, known to Indians as the heartbeat of our Mother Earth.“

Redefluss

Beitrag von Gabriele Baier-Umgelter, Fotos von Ina Jander

Kürzlich in Banff. Wir hatten einen freien Tag.  Nachmittags setzte ich mich mit meinem Buch in die Sonne auf  die Steinstufen am Bow-River in der Nähe des Hotels. So schön, so gemütlich, so ruhig, ganz für mich alleine. Bis Jenny kam.

Mit den Worten: „Da ist schon jemand“ (auf deutsch )kam sie um einen Busch herum.

Ich: “   Du darfst gerne kommen“.

Sie, nach hinten rufend: “   Oh, Mama, da ist schon wieder jemand, der Deutsch spricht!“

Zu mir: „Meine Mutter sagt, sie ist extra aus Deutschland weg, um keine Deutschen zu sehen, jetzt treffen wir überall welche“.

Mhm.

Da ich schon eine Stunde auf meinem Plätzchen saß und einen Sonnenbrand befürchtete, sagte ich ihr, sie könne die Treppe jetzt ganz für sich alleine haben. Echtes Entsetzen in ihrer Stimme. „Nein, wieso denn, geh bloß nicht weg, wir können doch noch ein bisschen reden.“ Also gut, eine kleine Weile hielt ich es in der Sonne noch aus…

Und Jenny legte los! Sie breitete ihr ganzes junges Leben vor mir aus: Ihre Erfahrungen im Kindergarten, ihr Vorschuljahr in Kanada, die Sommerferien der letzten 4  Jahre, die Entstehungsgeschichte ihrer 5 Narben … Der Planet stach, Jenny hatte eine dieser praktischen Mützen mit angenähtem Genicklappen auf dem Kopf. .. die Verhältnisse der einzelnen Familienmitglieder untereinander, den bisherigen und zukünftigen Verlauf ihrer diesjärigen Kanadareise… Ihre Mutter schlief derweil auf einer Parkbank im Schatten, wie ich erfuhr.

Ihr Redefluss erinnerte mich irgendwie an einen Ausspruch meiner lieben Mitreisenden Hilde: „Je mehr Kaffee ich trinke, desto schneller rede ich“.

Nach einer Stunde wurde sie gerufen, man wollte weiter. Ich auch.

 

Liebe Jenny,

Erstens habe ich mich wirklich sehr gefreut, deine Bekanntschaft zu machen, du bist so ein aufgewecktes Kind! Zweitens: Fang bloß nie mit dem Kaffeetrinken an und drittens: Ich spüre meinen Sonnenbrand kaum noch.

Liebe Grüße

Ela

„Gebrauchsanweisung“ für lange Busfahrten

Von Iris Pfitzer-Heine

Die USA, ein weites, riesiges Land mit großen Entfernungen. Wenn wir auf unserer Reise morgens die Landkarte studieren, um uns über die tägliche Route zu informieren, sehen die Strecken eigentlich immer ganz normal aus – nach deutschen Maßstäben.Tatsächlich aber entpuppen sie sich dann doch etwas länger als von uns Greenhorns gedacht. So ist zum Beispiel Montana, durch das wir die letzen Tage fuhren, so groß wie ganz West- Deutschland mit einer Einwohnerzahl von nur einer Million. Für unsere Verhältnisse unvorstellbar! Und es gibt immer etwas zum Betrachten, Fotografieren…

Aber einigen von uns genügt die Schönheit dieser Landschaft noch nicht, und sie begannen während der Fahrt zu stricken, denn „Frau“ ist ja „multitaskingfähig“. Mit dieser Tätigkeit steckten sie dann auch mich an, und so habe ich in den letzten 2 Wochen gelernt, Socken zu stricken. Bei längeren Fahrten ist es relativ einfach, sich zum Beispiel auf das Stricken eines Fersenkäppchen zu konzentrieren. Also werde ich gegen Ende dieser Woche mein erstes Paar selbstgestrickte Socken seit der Schulzeit hergestellt haben, und bedanke mich bei zwei meiner Reisegefährtinnen ganz herzlich für diese neue Fertigkeit.

Sollte nun jemand der Meinung sein, dass ich mich lieber auf die Landschaft konzentrieren sollte, nun, Stricken und Schauen lassen sich durchaus vereinbaren, und die Zeit vergeht dabei umso schneller!