Patzcuaro und Morelia

Beitrag von Iris Pfitzer-Heine

Endlich, nach einem langen Regentag, lugt die Sonne etwas hinter den Wolken hervor, gerade rechtzeitig für unseren Ausflug zur Insel Janitzio. Sie ist eine von mehreren Inseln im Seengebiet des Lago de Patzcuaro, und in regelmäßigen Abständen fahren Boote hin und her. Eine besondere Attraktion sind die berühmten Monarchschmetterlinge, die jedes Jahr von Dezember bis März hier im Seengebiet überwintern und für den Hin-und Rückflug bis zu sechs Generationen brauchen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die alles überragende Figur, die auf der Kuppe der Insel steht, und den Freiheitskämpfer Juan Morelos darstellt, der in Morelia geboren wurde.
Um zum Boot zu kommen müssen wir zunächst durch eine Gasse von unzähligen Verkaufsständen, wo von Pullovern über Tischdecken bis zu in Fett frittierten Sardinen alles angeboten wird. Wir tun uns schwer, das Dargebotene abzulehnen, und laufen mit einem lächelnden “ no, gracias“ weiter.
Endlich haben wir den Anlegesteg erreicht und stellen fest, dass das Boot bereits recht voll ist. Wir sind die einzigen Ausländer, und werden mit großen Augen und einem freundlichen hola begrüßt. Es herrscht eine recht muntere Stimmung, denn eine Drei-Mann-Kapelle sorgt während der Überfahrt für Unterhaltung. Die Leute singen und tanzen, und auf diese Art vergeht die Zeit der Überfahrt recht schnell.
Auf der Insel angekommen werden wir wieder von den obligatorischen Verkaufsständen empfangen, diesmal ergänzt durch Lokale, in denen verschiedene landestypische Speisen angeboten werden. Wie bereits zuvor lehnen wir die Angebote dankend ab und schlendern die steilen Stufen zum Gipfel der Insel hoch – eine schweißtreibende Arbeit! Von dort oben hat man einen herrlichen Rundblick und wir genießen die Aussicht.
Nach kurzer Pause treffen wir uns wieder am Anlegesteg, und fahren mit dem Boot zurück nach Patzcuaro, über dessen großen Marktplatz wir schlendern. Hier haben sich viele Menschen eingefunden, denn es ist für die Mexikaner ein Feiertagswochenende, der 14. September – der Tag der Unabhängigkeit von den Spaniern.
Jetzt aber wollen wir das eigentliche Ziel unseres heutigen Tages, die Stadt Morelia, erreichen.
Morelia ist die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacan, und hieß bis 1828 Vallodolid, bevor sie zu Ehren des Freiheitskämpfers Jose Morelos umbenannt wurde. Die breiten Straßen sind von Kolonialgebäuden gesäumt, und die Menschen sitzen in Straßencafés auf großen arkadenumsäumten Plazas. Spontan entsteht in uns der Wunsch, dies so bald als möglich auch zu tun. Zunächst aber geht es ins Hotel, einem wunderschönen alten Palast mit einem großen Patio voller Pflanzen, Vögel, Sitzgruppen und Brunnen. Wir sind begeistert, und saugen diese traumhafte Atmosphäre in uns auf.
Am nächsten Tag führt uns Vladimir, unser mexikanischer Reiseleiter (der Name stimmt tatsächlich!) zur Besichtigungstour in die Kathedrale, deren Türme angeblich die höchsten von ganz Mexiko sein sollen. Dieses, im klassizistischen Stil erbaute Gebäude, hat im Inneren wundervolle filigrane Malereien. Weiter geht es zum Museo Micjoacana, wo wir archäologische Funde erklärt bekommen, und zum Regierungspalast mit wunderschönen Murales (s.g. Wandmalereien), auf denen die wechselvolle mexikanische Geschichte abgebildet ist. Im Mercado de Dulce (=Süßwarenmarkt) frischen wir unsere bisher verbrauchte Energie mit den dargebotenen Köstlichkeiten wieder auf.
Natürlich vergessen wir bei all den Sehenswürdigkeiten nicht, auf den breiten Boulevards zu flanieren, und uns ein paar gestohlene Stunden in den Geschäften und Cafés zu gönnen.
Morelia ist mir als eine Stadt für den Geist und für das Herz in Erinnerung. Ich habe viel erfahren, aber konnte hier auf meiner langen Reise auch mal die Seele baumeln lassen.

Geoposition vom 17.September

Morelia, laut Hans-Peter eine wunderschöne Stadt mit knapp einer Million Einwohnern und mit einem sagenhaft schönen Hotel aus 18. Jahrhundert – Bilder folgen bestimmt noch:)

Ein Hinweis aus dem Avanti-Büro: Wie bestimmt auch unsere Blog-Leser verfolgen auch wir die aktuellen tragischen Ereignisse durch die Stürme in Mexiko und unser Mitgefühl ist bei den betroffenen Personen.

Die Avanti-Reisegruppe ist wohlauf, auch der weitere Verlauf ist aktuell nicht gefährdet.

La Loca de San Blas

Beitrag von Ina Jander

Auf unserem Weg von Mazatlan nach Guadalajara kamen wir ganz nah an der kleinen Hafenstadt San Blas vorbei:

Man erzählt sich die wahre Geschichte einer Frau, die Anfang des 19. Jahrhunderts hier direkt am Pazifik lebte. Ihre große Liebe war Matrose, er fuhr zur See. Sie schworen sich ewige Liebe, er, dass er wieder zurückkommen, sie, dass sie immer auf ihn warten würde.
Er kam nicht zurück, weshalb, ist nicht überliefert. Aber sie wartete. Jeden Abend ging sie in den Hafen und legte dafür immer dieselben Kleider an, die sie beim Abschied getragen hatte, damit er sie ja auch erkenne.
Die Leute nannten sie verrückt, loca, und wollten sie einsperren. Sie aber wehrte sich und jeden Tag ihres Lebens ging sie abends in den Hafen und wartete. Sie wurde alt und starb, und man erinnerte sich an sie als die Verrückte von San Blas.
In den Sechziger Jahren errichtete man im Hafen von San Blas ein Denkmal für die Verrückte: die kleine ca. ein Meter sechzig hohe Metallstatue einer Frau mit nach hinten wehenden Gewändern, die Arme sehnsuchtsvoll dem Meer entgegen gestreckt, steht auf der Mole (el muelle auf Spanisch) von San Blas.
Und inzwischen zeigt sich, dass sie nicht vergeblich gewartet hat: unter den Matrosen hat es sich herumgesprochen, dass da eine ist, die auf sie wartet. Sie sind so berührt von dieser Frau und ihrer Treue, dass sie angefangen haben, ihr Blumen zu bringen, bevor sie in See stechen.
Und so liegen der Verrückte von San Blas nun immer frische Blumen zu Füssen.
Aus dieser traurigen und Geschichte einer einzelnen einsamen Frau ist nun etwas Tröstendes, Liebenswertes und fast Heiteres geworden.

Im Jahr 1997 veröffentlichte die mexikanische Gruppe „Maná“ ein Lied mit dem Titel „En el Muelle de San Blas“. Es wurde der Sommerhit 2000 in Europa, aber kaum einer wusste, um was es dabei ging: um die „Verrückte“ von San Blas, die auf der Hafenmole wartet, und deren große Liebe im Lied von Maná am Ende das Meer geworden ist.

Soweit die Geschichte, wie sie uns hier in Mexiko erzählt wurde. Die Internet Recherche ergab, dass es diese Frau tatsächlich gegeben hat. Aber nicht vor fast zwei Jahrhunderten, sondern sie starb erst 2012 im Alter von 63 Jahren. Ihr Verlobter war Fischer, vier Tage vor der Hochzeit 1971 fuhr er hinaus und kam nicht zurück, keiner weiß was aus ihm geworden ist.
Danach stand sie wirklich täglich in ihrem Hochzeitsgewand auf der Mole und streifte auch so gekleidet durchs Dorf, immer auf der Suche und in Erwartung ihres Liebsten. Ihren Lebensunterhalt fristete sie mit dem Verkauf von Süßigkeiten und erzählte dabei gelegentlich auch ihre Geschichte. So hat sie auch der Sänger von Maná persönlich kennengelernt und der ließ sich, berührt von ihrem Schicksal, zu dem Lied inspirieren.
Den spanischen Internet-Texten, die sich auf die „Loca de San Blas“ beziehen, war nicht sicher zu entnehmen, ob nach ihrem Tod die kleine Skulptur auf der Mole schon installiert oder erst in Planung ist. Und ob Maná bei deren Einweihung gesungen haben oder dann singen werden.

Uns hat die erste Version besser gefallen, besonders das Ende der Geschichte, wo die Matrosen der verrückten Wartenden Blumen zu Füssen legen.
Aber die Tatsache, dass die Geschichte SO erzählt wird, ist schon wieder eine neue Geschichte.

Der Weltreisebus auf Reisen…

Beitrag von Hans-Peter Christoph

Liebe Leute,
heute hat sich unser roter Bus von Nordamerika verabschieden müssen. Er ist nun auf einem Schiff vertäut und unterwegs nach Cartagena/Kolumbien. Sechs Wochen lang stand er im Zollgelände von Tacoma an der Westküste der USA, wohin wir ihn von Shanghai aus verschifft hatten. Er wurde nicht hinein gelassen – und der amerikanische Zoll bestand sogar darauf, dass er auch nicht in ein angrenzendes Land gebracht werden durfte, also weder nach Kanada noch nach Mexiko.

Wieso durfte der Bus nicht einreisen? Nun, der Zoll in Tacoma vertrat die Ansicht, dass unser Superfahrzeug in sämtlichen Punkten den US-Zulassungsbestimmungen entsprechen müsse – und das kann nur ein speziell für den U.S.-amerikanischen Markt gebautes Fahrzeug. Da nützt es nichts, dass unser nagelneuer Weltreisebus der aktuell sicherste, emissionsärmste und modernste Bus der Welt ist.

Es gibt eine Vielzahl an Ausnahmeregelungen, die der Zoll für unsere sechs Wochen in Nordamerika hätte anwenden können. Aber er schaltete auf stur. Jeder weiß, dass andere deutsche Busse sogar dauerhaft in den USA stationiert und unterwegs sind. Uns jedoch wurde nicht einmal die kurzzeitige Einfuhr erlaubt, obwohl wir eine Avanti-Niederlassung in Kalifornien haben und im Besitz sämtlicher amerikanischer Genehmigungen für den gewerblichen Personenverkehr sind.

Der Zoll in Tacoma hat uns aber nicht nur die Tür zu den USA verschlossen, sondern angeordnet, dass der Bus auch nicht in ein Nachbarland gebracht werden dürfe.

Die Folgen daraus sind viel weiter reichend als „nur“ das Verbot, unseren neuen Setra in den USA einzusetzen:
Der Zwang, ihn in ein nicht angrenzendes Land, also nicht nach Mexiko zu bringen bedeutet, dass uns der rote Weltreisebus auch in Mittelamerika nicht zur Verfügung stehen kann. Da der längste Teil der Mittelamerikaetappe auf Mexiko entfällt, hätten wir unseren roten Avantibus nur noch für kurze Zeit, nämlich von Guatemala bis Costa Rica benutzen können, da ab Costa Rica sowieso ein einheimischer Bus zum Einsatz gekommen wäre. Denn ab Costa Rica wäre unser Roter wie geplant nach Cartagena/Kolumbien versandt worden, damit er rechtzeitig zum Start der letzten Etappe bereit gestanden hätte. So verschiffen wir den Avantibus nun direkt nach Kolumbien und sind so lange mit angemieteten Fahrzeugen unterwegs. Alles klar? Der Allmachtsanspruch, die Arroganz, Sturheit und Unflexibilität des Zolls in Tacoma haben für uns also die bittere Konsequenz, dass wir unseren roten Bus erst wieder ab Südamerika zur Verfügung haben.

Meine über 35-jährige Erfahrung mit den Zöllnern Europas, Afrikas und Asiens hat mich gelehrt, dass das Verhalten des Zolls eines Landes immer auch ein Spiegelbild des Umgangs von Behörden mit seinen Bewohnern ist.

Trotz allem Ärger und der damit verbundenen Sorgen, Nöte und aufwendigen Organisation, damit alles dennoch fahrplanmäßig weitergeht, bin ich restlos begeistert von Alaska, Kanada und jetzt den USA, von den grandiosen Landschaften und den vielen positiven menschlichen Begegnungen mit der Bevölkerung! Dass ich damit nicht alleine bin, spiegelt sich wider in den vielen Blogbeiträgen der Mitreisenden. Unsere Mitreisenden sind sowieso das Beste, was einem in einer solchen Situation passieren kann! Großartig sind auch die Ermunterungen durch unsere Kunden, Freunde und Bekannte, die sich so solidarisch zeigen, ganz besonders unsere Mitarbeiter im Büro in Freiburg, die einen gewaltigen zusätzlichen Organisationsaufwand bravourös meistern und der Bushersteller Setra, der uns nach Kräften unterstützt.

Ja, sogar was das Essen betrifft, mache ich immer wieder die besten Erfahrungen. Gestern in der Stadt Jackson Hole in Wyoming zum Beispiel: Neben den üblichen Burger-Spezialitäten fand ich auf der Speisekarte den perfekten Sommersalat für den kleinen Hunger in der mittäglichen Hitze: Einen Tomaten-, Gurken-, Mozzarella-Salat mit Basilikum, kalifornischem Olivenöl und Balsamessig, und dazu ein kleines rosa gebratenes Stück Rinderfilet von Tieren, die im Umland der kleinen Stadt weiden. Alles bio. Etwas Besseres an einem heißen Sommertag, so meine ich, habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Also, alles ist bestens!

Viele Grüße

Hans-Peter Christoph

Reisebericht auf Geo.de

In Kanada wurde unsere Reisegruppe einige Tage vom Journalisten Philip Duckwitz begleitet, seine Artikel werde nun nach und nach in diversen Medien erscheinen.
Auf der online Seite des Magazins Geo ist sein Artikel gestern erschienen und wurde von der Redaktion zu einem der besten Artikel des Tages gewählt.
Viel Spaß beim Lesen!

Avanti Reisebericht Geo online